Von Bremen zu Fenerbahçe:Warum, Max Kruse?

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Max Kruse hat sich sich gegen Werder Bremen entschieden - und für Fenerbahçe Istanbul. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Max Kruse wechselt von Werder Bermen zu Fenerbahce Istanbul.
  • Der Klub spielt nicht mal Europ League und die türkische Liga rutscht im internationalen Vergleich ab.
  • Kruse geht auf eine Beweggründe nicht näher ein. Laut Werder-Sportchef Baumann wartete Kruse im April noch auf das Angebot eine "Top-Clubs".

Von Felix Haselsteiner

Cemil Turan, Diego Lugano, Alex und Dirk Kuyt will Max Kruse nun also nachfolgen. Die Liste der Spieler, die einst das Trikot von Fenerbahçe Istanbul tragen durften, sei "full of legends", voller Legenden, wie Kruse auf Instagram schrieb, unter ein Video, in dem er seinen Wechsel verkündete: MK10, wie sich der 31-Jährige selbst abkürzt, geht also in die Türkei. Zu einem Verein, der als Sechstplatzierter der SüperLig-Saison nicht an der Europa League teilnehmen wird und sich - nach derzeitigem Stand - nur durch eine Crowdfunding-Aktion der Fans vor dem Absturz retten konnte. Es stellt sich die Frage: warum, Max Kruse?

Fenerbahçe wird sich nun wirklich kaum als sportlicher Aufstieg verkaufen lassen und auch nicht als Sehnsuchtsort für Traditionsverliebte, Vereinsgeschichte mit 19 Meisterschaften hin oder her. Die Argumente für die Türkei als Fußball-Mittelpunkt sind beschränkt, die SüperLig ist in der Fünfjahres-Wertung der Uefa hinter die belgische und die ukrainische Liga abgerutscht und muss sich dem Ansturm Österreichs erwehren. Diese Faktoren schienen aber keine große Rolle zu spielen, Fenerbahçe entschädigt dem Vernehmen nach mit einem satten Handgeld, 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt und der Miete für ein Haus in Istanbul. Im April sagte Werder-Sportchef Frank Baumann: "Max möchte abwarten, ob noch ein absoluter Top-Club aus einer Top-Liga kommt." War damit Fenerbahce gemeint?

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:Kruse wechselt zu Fenerbahçe

Der frühere Nationalspieler hatte sich Mitte Mai entschieden, seinen auslaufenden Vertrag bei Werder Bremen nicht zu verlängern. In Istanbul soll er einen Dreijahresvertrag unterschreiben.

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Kruse ging darauf nicht näher ein, als er in einer Mitteilung bekannt gab, er wollte "unbedingt einmal im Ausland Erfahrungen sammeln und mithelfen, einen großen Verein zurück ins internationale Geschäft zu führen". Er freue sich zudem auf die "gewaltige Fanbasis".

Der gewaltigen Bremer Fanbasis, die Kruse in den vergangenen drei Jahren zu ihrem Liebling gemacht hatte, muss es spätestens bei diesen Worten mulmig geworden sein. Auslandserfahrung konnten sie Kruse bei Werder Bremen nicht bieten, aber ansonsten? Großer Verein? Rückkehr ins internationale Geschäft als Ziel? Gewaltige Fanbasis? Alles vorhanden zwischen Osterdeich und Weser, wo in Florian Kohfeldt einer der profiliertesten jungen Trainer Deutschlands arbeitet, wo man sich finanziell konsolidiert hat - und wo in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht Max Kruse zu den Legenden gezählt hätte?

Kruse hat sich für einen Weg entschieden, der in eine ungewisse Zukunft führt

Als Kruse zu Werder kam, war er ein ehemaliger Nationalspieler, den die Schlagzeilen verfolgten. Er ließ 75 000 Euro in einem Berliner Taxi liegen, hatte auf seiner Geburtstagsparty Ärger mit einer Reporterin der Bild-Zeitung und spielte (und spielt) immer wieder leidenschaftlich Poker. Aktuell hat sich Kruse aber wohl ein bisschen verzockt, als er ein verbessertes Angebot des SV Werder ausschlug und auf tolle Avancen großer europäischer Klubs wartete. Und irgendwann wollte ihn dann auch sein Fan und Förderer Kohfeldt nicht mehr zurückhaben.

Max Kruse hätte den Weg in Bremen weitergehen können, bei einem Verein, der seine Legenden ohnehin noch ein wenig mehr anhimmelt als anderswo, das zeigt das Beispiel des alten Helden Claudio Pizarro. Aber Kruse hat sich stattdessen für einen Weg entschieden, der ihn in eine ungewisse Zukunft führt. Und, zumindest fürs Erste, ins fußballerische Abseits.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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