Leverkusener Auftaktsieg in Dortmund:Schneller als Usain Bolt über 100 Meter

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Nicht nur Heung-Min Son war an diesem Tag zu schnell für die Dortmunder. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der BVB erlebt beim 0:2 gegen eine starke Leverkusener Mannschaft einen denkbar schlechten Saisonstart. Die Borussia ärgert sich über einen kollektiven Schlafmoment zu Beginn - und kann die Partie nicht mehr drehen.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Bevor in Dortmund der Ball rollte, gab es erst einmal einen Blick zurück. Es galt, unter dem tosenden Beifall der Zuschauer die fünf Weltmeister zu ehren, die für schwarz-gelb auflaufen. Es sollte das einzige Mal an diesem Abend sein, dass die Anhänger des BVB Grund zur Freude hatten, weil die Mannschaft ihre Saisonpremiere gegen Bayer Leverkusen gründlich verpatzte. Zu sehen waren mit Erik Durm und Matthias Ginter zunächst nur zwei der Helden von Brasilien.

Während Kevin Großkreutz und Torhüter Roman Weidenfeller auf der Bank Platz nahmen, verfolgte Mats Hummels die Partie auf der Tribüne. Der Abwehrchef befindet nach den unvergesslichen Wochen in Brasilien und dem anschließenden Urlaub noch im Aufbautraining, was sein Trainer Jürgen Klopp locker verschmerzen kann, "weil wir auf seiner Position derzeit überhaupt keine Probleme haben".

Ganz so rosig sieht die Lage allerdings nicht aus. Im Gegenteil, Hummels und 80.667 weitere Besucher im ausverkauften Dortmunder Stadion sahen ein überraschendes 0:2 (0:1), das sich die Gäste vor allem dank einer fulminanten ersten halben Stunde redlich verdienten.

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Borussias neuer Kapitän hatte seinen Platz noch nicht eingenommen, da wurde bereits zum ersten Mal gejubelt. Das allerdings von einer Minderheit, die ihren Platz im Gästeblock auf der Nordtribüne hatte. Leverkusen führte durch ein Blitztor von Karim Bellarabi mit 1:0, weil die Gastgeber nach dem Anpfiff überhaupt nicht im Bilde waren und sich düpieren ließen.

Der Ball landete schneller im Tor, als Sprint-Allesgewinner Usain Bolt die 100 Meter bewältigen kann. Handgestoppte neun Sekunden dauerte es, bis der Ball hinter Mitch Langerak im Netz zappelte, es war das schnellste Tor in der 51-jährigen Bundesligageschichte.

Zufall war dieser Blitzschlag keinesfalls, wie die turbulente Anfangsphase zeigte. Das Team des neuen Trainers Roger Schmidt zog beim Vizemeister ein rasantes Umschaltspiel auf, mit dem die Dortmunder überhaupt nicht klar kamen. Bayer agierte lauffreudig und war bissig in den Zweikämpfen, präsentierte also all die Tugenden, die den BVB so stark gemacht haben.

Dermaßen mit den eigenen Waffen bearbeitet zu werden, damit hatte die Borussia große Probleme. Klopp tobte am Spielfeldrand und nahm sich seinen Aushilfskapitän Marco Reus zur Brust, an dem das Spiel komplett vorbeilief. Doch das änderte nichts daran, dass seine Mannschaft von einer Verlegenheit in die nächste geriet. Kenner mussten angestrengt nachdenken, um sich zu erinnern, wann das schwarz-gelbe Ensemble vor eigenem Publikum das letzte Mal dermaßen vorgeführt wurde. Das Beste für die Westfalen war der Spielstand. Weil Kießling per Kopf und Chalhanoglu mit einem Freistoß knapp scheiterten, blieb es beim knappen Rückstand.

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So früh traf in der Bundesliga-Geschichte noch niemand: Die Partie Dortmund gegen Leverkusen ist gerade neun Sekunden alt, da erzielt Bayer-Stürmer Karim Bellarabi die Führung für die Gäste. Es ist das schnellste Tor der Historie - der Rekord eines Alt-Leverkuseners ist geknackt.

Nach einer halben Stunde atmete das Team von Bayer Leverkusen erstmals durch, der BVB kam nun besser ins Spiel. Nun zeigte sich auch, wie groß die Räume sind, wenn man das vielbeinige Forchecking der Rheinländer überwunden hat. Doch die Borussia nutze sie nicht, weil das Kombinationsspiel viel zu fehlerbehaftet war, um ernsthafte Torgefahr heraufzubeschwören.

Als der Himmel nach dem Seitenwechsel seine Schleusen öffnete und es zu regnen begann, machte sich der BVB daran, das Spiel zu drehen. Toprak holte Immobile von den Beinen und sah für diese rüde Attacke die gelbe Karte. Die Gastgeber wirkten nun präsenter, die beste Chance hatte allerdings Son, dessen Schuss im letzten Moment von Piszczek geblockt wurde. Auf der anderen Seite reklamierten die Dortmunder nach einer Hereingabe von Aubameyang zu unrecht Handspiel.

Der BVB erhöhte den Druck, Mkhitaryan, Reus und Immobile wirkten in der Vorwärtsbewegung nun wesentlich präsenter. Leverkusen zog sich nun weit zurück und versuchte, den ebenso knappen wie wertvollen Vorsprung über die Zeit zu spielen. Schmidt brachte Manndecker Papadopoulos für seinen kreativen Kopf Hakan Chalhanoglu und machte damit deutlich: Dieses Ergebnis wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen.

Es funktionierte auch deshalb, weil Torhüter Bernd Leno in der Schlussphase einen Kopfball von Sokratis und einen Schuss von Aubameyang parierte. Und weil in der Nachspielzeit noch das 0:2 fiel - der starke Bellarabi hatte Durm an der Außenlinie den Ball geklaut und klug in die Mitte gepasst. Dort musste Stefan Kießling nur das tun, was er seit Jahren gut kann: Kühl verwandeln.

Das war natürlich die Entscheidung. Während Borussia Dortmund zu Saisonbeginn einen herben Schlag einstecken muss, weiß die Bundesliga nun mit Sicherheit: Mit dieser aufwändig verstärkten Mannschaft aus Leverkusen ist definitiv zu rechnen.

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