Leverkusen - Mönchengladbach:Eine Demütigung

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In einem unglaublichen Spiel siegt Gladbach in Leverkusen mit 6:3, ein 19-Jähriger schießt zwei Tore. Die Abwehr von Bayer zeigt eine indiskutable Leistung, und Ballack muss relativ früh das Spielfeld verlassen.

Ulrich Hartmann

Das Editorial im Stadionmagazin von Bayer 04 Leverkusen darf mit Simon Rolfes auch schon mal einer der Profis schreiben. Rolfes ist mit einem Knorpelschaden im Knie derzeit länger außer Gefecht und fungiert derweil als froher Botschafter. Sein Bedürfnis, im Grußwort zum ersten Heimspiel recht zuversichtlich auf das Saisonziel Champions-League-Qualifikation hinzuweisen, verdeutlichte am Sonntag noch einmal die hohen Erwartungen in Leverkusen.

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Doch jenes, das dann folgte, hatte wohl auch der Fußballer Rolfes noch nicht gesehen. Gegen Borussia Mönchengladbach taten sich die indisponierten Leverkusener ausgerechnet beim Heimdebüt von Michael Ballack unerwartet schwer und verloren vor allem angesichts einer indiskutablen Abwehrleistung ein spektakuläres Spiel. Das 3:6 (1:3) glich einer Demütigung, Ballack wurde nach nur einer Stunde ausgewechselt und hockte sich kopfschüttelnd auf die Bank.

Die fidelen Gladbacher, die zum Saisonauftakt daheim bloß ein 1:1 gegen Nürnberg zustande gebracht hatten, zeigten keinerlei Respekt und machten ihre Sache trotz nur einer Umstellung ausgezeichnet. In der 20. Minute grätschte Mohamadou Idrissou auf der linken Seite dem schläfrigen Arturo Vidal den Ball ab und brachte diesen so scharf vor das Tor von René Adler, dass dort Patrick Hermann zum 1:0 für die Gladbacher einschoss - also jener 19-jährige Rechtsaußen, der als einziger Spieler neu in die Mannschaft gerückt war.

Trainer Michael Frontzeck freute sich zunächst bloß vier Minuten lang über seinen Schachzug, denn da war die Führung schon wieder dahin. Auf der Gegenseite drückte Eren Derdiyok eine Flanke von Gonzalo Castro per Kopf über die Torlinie. Zehn Minuten später flog zwar gleich noch so ein Kopfball auf Baillys Tor zu, klatschte von Stefan Kießlings Stirn bloß gegen die Latte.

Noch vor der Pause fruchtete stattdessen das druckvolle Spiel der Gladbacher, die von einer seltsamen Desorientierung der schwachen Leverkusener Abwehr profitierten. Deren sonst so starke Innenverteidiger Sami Hyypiä hatte kurz vor dem Spiel seinen Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2012 verlängert - doch diesmal wirkte auch der Finne völlig hilf- und kopflos.

Nationaltorwart Adler, der in der 40. Minute einen Fernschuss des Gladbachers Thorben Marx unnötigerweise abprallen ließ und den Nachschuss von Roel Brouwers zum 1:2 aus dem Tornetz holen musste, stapfte fünf Minuten später wütend in die Pause - weil ihm der junge Hermann in der 44. Minute mit einem trefflichen Fernschuss zum 1:3 vollends die Laune verdorben hatte. Die nach dem 2:0-Auftaktsieg in Dortmund personell unveränderten Leverkusener brachten auch nach dem Wiederanpfiff weder mutige Körpersprache ins Spiel noch einen fußballerischen Impuls und mussten ab der 56. Minute sogar einen Drei-Tore-Rückstand verdauen. Juan Arango hatte einen 20-Meter-Freistoß zum 1:4 ins Tor gedroschen.

Zwar verwandelte Arturo Vidal zwei Minuten später einen Foulelfmeter zum 2:4, nachdem Marx ihn im Strafraum gelegt hatte; in der 60. Minute aber stellte Idrissou mit dem 5:2 für Gladbach den Drei-Tore-Vorsprung wieder her. Mit Nicolai fronteJörgensen als drittem Stürmer anstelle von Ballack probierten die Leverkusener ab der 62. Minute noch einmal die Aufholjagd, aber sie kamen nicht einmal zu wirklich guten Chancen. Erst als Gladbachs Marco Reus die Gladbacher mit dem 6:2 in der 69. Minute sogar noch höher in Führung gebracht und die Gastgeber somit weiter gedemütigt hatte, gelang den Leverkusenern durch Stefan Kießling das dritte Tor (70.).

Zu diesem Zeitpunkt saß Bayer-04-Trainer Jupp Heynckes längst deprimiert auf seinem Stuhl, und das Editorial des verletzten Teamkapitäns Simon Rolfes hatte sich fürs erste schon wieder relativiert.

© SZ vom 30.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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