Leverkusen in der Champions League:Karma bis in die 99. Minute

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Leverkusens Coach Xabi Alonso hat schon vieles erlebt im Fußball - aber solche Szenen wie diesmal in Madrid nach den abgelaufenen 90 Minuten? (Foto: Susana Vera/Reuters)

Bayer 04 erlebte beim 2:2 in Madrid schon vor dem Anpfiff eine Enttäuschung, doch was dann bis tief in die Nachspielzeit passierte, übertraf alle Erwartungen - wieder spielen Videobeweis und Elfmeter eine Rolle.

Von Ulrich Hartmann

Wenn alle relevanten Entscheidungen vor dem Anpfiff und nach dem Abpfiff fallen, dann ist vermutlich alles "Karma". Dieses Synonym für spirituelles Schicksal benutzte Mittwochnacht der Torwart Lukas Hradecky, um ironisch zu erklären, warum Bayer Leverkusen bereits 25 Minuten vor dem Start seines Gastspiels bei Atlético Madrid erfuhr, dass man die Gruppenphase der Champions League diesmal nicht überstehen wird. Und warum Atlético fünf Minuten nach dem eigentlich schon erfolgten Abpfiff noch einen Elfmeter ausführten durfte, der Leverkusen auch noch Gruppenplatz drei und damit den Gnadengang in die Europa League hätte kosten können.

Wegen eines Videobeweises nach dem Schlusspfiff hatte Madrids Yannick Carrasco in der 99. Minute das 3:2 auf dem Fuß, das Atlético seinerseits noch eine Chance aufs Achtelfinale erhalten hätte. Doch Lukas Hradecky parierte - und so bleibt seinen Leverkusenern nach dem 2:2 im Madrider Osten die Chance, nächsten Dienstag daheim gegen Brügge wenigstens noch das Überwintern in der Europa League zu sichern. Sofern ihr Karma das zulässt.

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In der Gruppe hatte das deutliche 4:0 von Porto in Brügge bereits vor dem Anpfiff in Madrid für klare Verhältnisse gesorgt. Brügge und Porto spielen überraschend im Achtelfinale der Champions League weiter, Atlético und Leverkusen streiten sich ums Trostpflaster Europa League. Das 2:2 - mit zwei Bayer-Führungstreffern durch Moussa Diaby (1:0/9.) und Callum Hudson-Odoi (2:1,/29.) - brachte diesbezüglich aber noch keine Entscheidung.

Turbulent wurde es nach dem Abpfiff, als der französische Schiedsrichter Clement Turpin auf dem Monitor am Spielfeldrand ein sanktionswürdiges Handspiel des Leverkuseners Piero Hincapie in der allerletzten Szene des Spiels entdeckt haben wollte. Eine Niederlage hätte für Bayer schon vor dem letzten Spiel den letzten Platz der Gruppe bedeutet.

Yannick Ferreira Carrasco von Atletico Madrid war beim Elfmeter in der Nachspielzeit gescheitert - zwei weitere Versuche der Spanier parierten die Leverkusener ebenso. Irgendwie. (Foto: Angel Martinez/Getty)

In der 99. Minute lief also Carrasco an, Hradecky hielt, doch damit nicht genug: Saul Niguez köpfelte den Rebound an die Latte und der nochmalige Nachschuss von Reinildo wurde auf der Torlinie geblockt - von einem Mitspieler! Es war eine unglaubliche Szene. Oder eben: "Karma!", wie Hradecky schulterzuckend witzelte. Manchmal kann man die Zufälle des Fußballs gar nicht mehr rational erklären.

So hielt sich Leverkusens Enttäuschung darüber, im fünften Pflichtspiel unter dem neuen spanischen Trainer Xabi Alonso zum vierten Mal in Serie sieglos geblieben zu sein, in Grenzen. Nur zum Auftakt gegen den Liga-letzten Schalke hatte es mit Alonso einen 4:0-Erfolg gegeben, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden sorgten seither für sehr mittelprächtige Laune. Sollte es nächsten Dienstag kein Europa-League-Happyend geben, wäre es bereits das dritte Bayer-Aus dieser Saison - nach der DFB-Pokal-Blamage im Juli in Elversberg und dem nun feststehenden Ende in der Champions-League.

Von vier Optionen bliebe Bayer dann nur noch die Bundesliga - in der mit einem Aus am Saisonende niemand rechnet, auch wenn sich Leverkusen als aktueller Viertletzter durchaus in Gefahr befindet und am Samstag ein schwieriges Spiel in Leipzig vor der Brust hat. Eine europapokalfreie Saison, wie sie zur nächsten Spielzeit droht, hatte Leverkusen zuletzt 2017/18 erlebt. Aber einen Abstieg in die zweite Liga, das hat es seit dem Erstligaaufstieg der Werkself 1979 noch nie gegeben. Das wäre eine Katastrophe für Leverkusen - und auch nicht mit miesem Karma zu erklären.

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