Leverkusen gegen Frankfurt:Duell um die Zukunft

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Begehrte Leverkusener Kronjuwelen: Kai Havertz (links) und Julian Brandt. (Foto: Sven Simon/imago images)
  • Im Spiel Leverkusen gegen Frankfurt geht es um den letzten verbleibenden Champions-League-Platz der Bundesliga.
  • Beide Klubs brauchen die Königsklasse, um ihre besten Spieler halten zu können.
  • In Leverkusen stehen Julian Brandt und Kai Havertz, in Frankfurt die Dreier-Sturmreihe vor einer ungewissen Zukunft.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen/München

Wahrscheinlich ist es zu früh für ein Saisonfazit. Wer sich trotzdem schon mal fragt, wer die spektakulärste Mannschaft dieser Bundesliga-Spielzeit war, der kommt womöglich zu einem überraschenden Resultat. Denn während die Hinrunde von Borussia Dortmund alles überschattete, spielten sich in der Rückrunde vier Teams in den Vordergrund, deren Partien großen Unterhaltungswert und einen Fußball boten, der taktisch höchsten Ansprüchen genügte: Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen, RB Leipzig und die TSG Hoffenheim.

Während man bei Leipzig halbwegs sicher sein kann, dass der Klub in der kommenden Saison (und in den Jahren danach) eine tragende Rolle spielen wird, sind bei den anderen Vereinen Zweifel angebracht. Hoffenheim wird vielleicht keinen Spieler verlieren, aber dafür den vermutlich wichtigsten Player: Trainer Julian Nagelsmann, der die meisten Profis und vor allem die Mannschaft besser gemacht hat, den es aber im Sommer bekanntlich nach Leipzig zieht. Und die zwei weiteren Teams treffen am Sonntag in Leverkusen aufeinander - und spielen auch um ihre Zukunftsperspektiven. "Ein Endspiel wird es nicht sein", sagte Bayer-Trainer Peter Bosz, "denn wenn wir nicht gewinnen, haben wir noch nichts." Umgekehrt gilt: Verliert Leverkusen, ist Platz vier außer Reichweite.

Streich und Funkel
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Entgegen vieler Prognosen haben sie den Klassenverbleib schon sicher: Christian Streich und Friedhelm Funkel zeigen in Freiburg und Düsseldorf, welchen Wert die vermeintliche alte Schule haben kann.

Von Christoph Ruf

Angeblich bietet Real Madrid 60 Millionen Euro für Jovic

Die Eintracht und Bayer 04 plagen andere Zukunftsängste als Hoffenheim. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass Frankfurts drei kolossale Stürmer - Luka Jovic, Ante Rebic und Sébastien Haller - in der kommenden Saison noch gemeinsam gegnerische Abwehrreihen durchschütteln werden. Schon jetzt scheinen die ewigen Spekulationen Jovic mindestens so sehr zu schlauchen wie die heftigen Einsatzzeiten beim letzten deutschen Europacup-Vertreter. (Neueste Meldung: Der Serbe soll für 60 Millionen Euro zu Real Madrid wechseln.) Die Höhepunkte auf internationalem Parkett haben der Eintracht sukzessive die Reserven geraubt, direkte Folge waren zuletzt - nach elf Ligaspielen ohne Niederlage - drei magere Partien ohne Sieg (1:3 gegen Augsburg, 1:1 in Wolfsburg und, besonders müde, das 0:0 gegen Berlin).

Ob das, drei Tage nach dem heißen ersten Match gegen den FC Chelsea (1:1), der richtige Zeitpunkt ist, nach Leverkusen zu reisen? Die Werkself hat gerade einen Lauf (drei Siege in Serie), und das trotz diverser Probleme. Mehrere Leistungsträger sind angeschlagen oder fallen komplett aus, und die Wechselgerüchte um die Kernspieler nehmen kein Ende: Das Megatalent Kai Havertz, 19, soll angeblich längst mit Bayern München einig sein, und Julian Brandt, seit Donnerstag 23, mag zwar nicht mehr mit dem Rekordmeister in Verbindung gebracht werden - zu inkonstant, heißt es. Doch nun soll Borussia Dortmund interessiert sein, die vergleichsweise kümmerliche Mindestablösesumme von 25 Millionen Euro zu bezahlen. Es ist eine kuriose Situation: Erreicht Leverkusen nicht die Champions League, dürften Havertz und Brandt nicht mehr zu halten sein; erreicht der Werksklub den Wettbewerb doch noch, hätten Havertz und Brandt bewiesen, dass sie Druck standhalten können - und wären kaum zu halten.

Bayer-Trainer Bosz hat sein Dogma aufgeweicht

Dabei zeigen sie gerade wieder, wie wichtig sie für Bayer 04 sind: Trainer Peter Bosz hat sein 4-3-3-Dogma aufgeweicht und sich den Gegebenheiten angepasst. Da von den Bender-Zwillingen einer meist nicht fit ist und die Flügelflitzer Bellarabi und Bailey bis zum Saisonende ausfallen, lässt der Niederländer gerne ein breit gefächertes und auf Ballbesitz geimpftes 3-6-1 spielen, das dem Gegner die Luft zum Atmen nimmt und Havertz und Brandt die Gelegenheit gibt, ihre Spielintelligenz so einzubringen, dass beide die freien Räume suchen und finden. Es muss auch nicht mehr alles im Hurra-Stil passieren. Der sah zu Beginn der Rückrunde, als Bosz für den oft verzagten Heiko Herrlich übernahm, zwar oft hinreißend aus, war aber nicht effektiv genug, weil das Team zu verschwenderisch mit seinen Chancen umging, zuletzt etwa beim ernüchternden 2:4 gegen Leipzig. Danach ließ Bosz pragmatischer spielen, mit Aránguiz und Baumgartlinger als Abräumer, die zugleich das Spiel eröffnen können. Das sah dann mitunter schmucklos und abwartend aus, aber sobald das Team einmal in Führung war, lief die Konter- und Kombinier-Maschine auf Hochtouren.

Skeptiker sagen, die drei Siege seien gegen Kellerkinder erzielt worden (1:0 in Stuttgart, 2:0 gegen Nürnberg, 4:1 in Augsburg). Da kommt Frankfurt gerade recht als Prüfstein - auch wenn es für die Hessen schwer sein dürfte, sich zwischen den Spielen gegen Chelsea zu sammeln. "Natürlich ist die Mannschaft müde am Tag danach", sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter. "Aber für Sonntag gibt es keine Ausreden." Und Bosz findet: "Diese Leistung im Halbfinale macht nicht nur müde. Sie kann auch Energie geben für die Bundesliga."

© SZ vom 05.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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