Leverkusen gegen Frankfurt:Die fast komplette Wirtz-Show

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Lässt Gegner schlecht aussehen und macht die Mitspieler besser: Leverkusens Teenager Florian Wirtz (Zweiter von rechts). (Foto: Meuter/Nordphoto/Imago)

Der 19-jährige Mittelfeldspieler treibt Leverkusen zu einem 3:1-Erfolg, von seiner Finesse profitiert die gesamte Mannschaft. Trainer Xabi Alonso blickt nun auf eine besondere Statistik - bei der Eintracht ist man arg angefasst.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Die Ansage aus der Redaktion nach dem Pausenpfiff ist klar: eine Ode anstimmen auf Florian Wirtz. Nichts einfacher als das nach einer Vorstellung wie jener beim Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt. Der gerade einmal 19-jährige Feinfuß servierte die beiden ersten Bayer-Tore an diesem gelungenen Nachmittag mit Leichtigkeit - und das in voller Bewegung und trotz der Bedrängnis durch büffelartige Gegenspieler, die wie so viele Gegner versuchten, Wirtz auf den Füßen zu stehen.

Dabei hätte Wirtz' Arbeitstag auch schmerzvoll beginnen können. Schon nach neun Sekunden hatte Frankfurts Djibril Sow seine Stollen auf dem Schuh des Nationalspielers platziert. Der blieb einigermaßen unversehrt und fand danach immer neue Schlupflöcher, um sich den Gästen zu entziehen und seine Kollegen in Szene zu setzen.

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Auch beim mühsamen 1:0 im Breisgau fehlt es den Münchnern an Leichtigkeit. Nach dem Spiel provoziert Joshua Kimmich die gegnerischen Fans - eine Szene, die tief blicken lässt.

Von Sebastian Leisgang

Beim 1:0 hatte er schon im Voraus geguckt, ob er Amine Adli mit einem Direktpass in die Gasse schicken könnte. Konnte er. Und so lief Adli ungebremst los - und versenkte den Ball angemessen sehenswert mit dem linken Außenrist knapp über Torwart Kevin Trapp zur Führung ins Netz.

Schon nach zehn Minuten war in dieser unterhaltsamen Partie also klar, dass eine kuriose Rekordserie fortgesetzt würde: Zum 76. Mal fand das Duell Leverkusen gegen Frankfurt in der Bundesliga statt, zum 76. Mal würde es keine Nullnummer geben.

Schnell, schneller, Diaby: Der französische Stürmer bejubelt sein Tor zum 2:0 - nach einem Pass von Florian Wirtz. (Foto: Jan Hübner/Imago)

Die Hauptattraktion blieb aber Wirtz: Der schmückte den Anlass mit einer zweiten Torvorlage. In der 34. Minute tippte er ein Anspiel etwa 30 Meter vor dem gegnerischen Tor kurz an, schaute einmal hoch, sah, wie der flinke Moussa Diaby in den Vollsprint-Modus schaltete und spielte ihm den Ball zwischen zwei Frankfurter Verteidiger in den Lauf - und zwar so, dass sein Mitspieler weder abbremsen noch beschleunigen musste. Der Rest - ein cool platzierter Abschluss ins entfernte Toreck - war pure Freude für den französischen Stürmer (34.).

Danach war Wirtz mehrfach knapp dran am lupenreinen Assist-Hattrick, doch entweder verdaddelten seine Mitspieler gute Ideen. Oder Kevin Trapp lenkte einen kaum haltbaren Ball von Adli noch neben den Pfosten (43.). Was bei Wirtz ja gerne übersehen wird: Er schafft es mit seinem Spiel, auch den Kollegen Sicherheit zu geben. Gegen Frankfurt fielen vor allem die Verteidiger Edmond Tapsoba und Jonathan Tah auf, die sich erfolgreich auf den Frankfurter Stürmer Randal Kolo Muani konzentrierten. Auch Torschütze Adli und Stürmer Exequiel Palacios zeigten - inspiriert vom Wirtz-Wirbel - ihr Können.

Dass es nicht noch mehr nennenswerte Aspekte an Wirtz' Darbietung gab, lag auch an ihm selbst. Denn wenn es darum ging, selbst zu treffen, wirkte er weniger zielstrebig, was Trapp in der 53. Minute eine weitere Parade ermöglichte. Dennoch sah es lange nach einen Osterspaziergang für den Werksklub aus - auch weil die Frankfurter die Kraft vermissen ließen, die sie in der vergangenen Saison international so furchteinflößend gemacht hatte.

Frankfurt wirkte klar unterlegen, bis Bayer 04 die Eintracht einlud, sich vielleicht doch einen völlig unverdienten Punkt zu schnappen. Nach einem kollektiven Aussetzer der Gastgeber beim Anschlusstor durch Sow (74.) ging Leverkusen fast jede Souveränität flöten. Zumal Wirtz in der 77. Minute ausgewechselt wurde. Die Eintracht hatte zwar keine echte Chance mehr zum 2:2, aber das Chaos bei den Leverkusenern war beachtlich - es löste sich erst, als dem eingewechselten Azmoun nach einem Konter das erlösende 3:1 gelang (90.+5).

Frankfurts Trainer Oliver Glasner fällt wieder durch seine Dünnhäutigkeit auf

Bayer-Trainer Xabi Alonso stapelte danach tief, indem er sagte: "Wir haben noch nichts geschafft." Aber das stimmte nicht ganz, denn er hat damit aus seinen 19 Spielen als Coach nun 38 Punkte geholt, also einen glatten Zweier-Schnitt pro Partie - und das trotz anfänglicher Probleme (inklusive eines 1:5 im Hinspiel in Frankfurt).

Das bedeutet auch, dass das Team des Spaniers die Frankfurter früher als gedacht von Platz sechs verdrängt hat - vor sechs Spieltagen hatte die Eintracht noch elf Punkte vor Bayer 04 gelegen. Darauf angesprochen, verfinsterte sich die Miene des zuletzt häufig schlecht gelaunten Frankfurter Trainers Oliver Glasner weiter. Dass Mario Götze mal wieder wegen Meckerns verwarnt wurde, weshalb er das nächste Spiel aussetzen muss, war das i-Tüpfelchen auf diesem Nachmittag. "Sie wollen mich provozieren", sagte Glasner zu einem Sky-Interviewer und beendete das Gespräch - so wie er bald darauf bei der Pressekonferenz seltsam angefasst reagierte und sagte: "Ich lasse mich heute nicht provozieren. Ostern ist ein Friedensfest. Ich wünsche Euch allen frohe Ostern mit Euren Familien."

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