La Liga:Warum Real vor halbleeren Rängen spielt

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Profitiert vom Abschied von Cristiano Ronaldo: Gareth Bale (links) trifft im ersten Spiel gegen Getafe. (Foto: REUTERS)
  • Real Madrid gewinnt zum Saisonauftakt gegen Getafe, aber kaum einer schaut zu.
  • Der Klub erlebt den schlechtesten Besuch seit dem letzten Ligaspiel vor der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen in der Primera Division.

Von Javier Cáceres, Berlin/Madrid

Es gibt viele Parameter, die einen so vagen Begriff wie "Vorfreude" bemessen können. Im Fußball freilich existiert kaum ein besserer Wert als: die Zuschauerzahl.

Am Sonntagabend trug Real Madrid das erste Ligaspiel der neuen Saison aus, gegen den FC Getafe, einen Klub aus einem Vorort der spanischen Hauptstadt, und siegte erwartungsgemäß mit 2:0. Doch richtig Interesse weckten nicht diese mehr oder weniger erwartbaren Ziffern, sondern eben die Zuschauerzahl - 48 466 - in ihrem historischen Kontext. Denn es war der schlechteste Besuch beim spanischen Rekordmeister seit dem 24. Mai 2009, als gegen Real Mallorca nur 44 290 Zuschauer dabei sein wollten. Beziehungsweise: seit dem letzten Ligaspiel vor der Verpflichtung eines gewissen Cristiano Ronaldo.

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Dass ausgerechnet das erste Spiel nach Ronaldo - der Beginn der neuen Zeitrechnung - so schlecht besucht war, ist Wasser auf die Mühlen derer, die den Verkauf des Portugiesen an Juventus Turin für einen großen strategischen Fehler halten. In den Medien, die dem aktuellen Champions-League-Sieger nahe stehen, waren daher viele Relativierungen zu lesen. In der Tat fand Reals Saisonstart nicht unter den besten Rahmenbedingungen statt.

Der August ist der traditionelle Urlaubsmonat Spaniens; auch der FC Barcelona bekam dies zu spüren, den 3:0-Sieg gegen Alavés verfolgten lediglich 52 356 im Camp Nou. Bei Real kam am Sonntag hinzu, dass die Anstoßzeit (22.15 Uhr) nicht die kundenfreundlichste ist; ausweislich eines Eintrags in einem Sozialnetzwerks war dem - übrigens beeindruckend spielenden - deutschen Nationalspieler Toni Kroos die Anstoßzeit auch zu spät. Andererseits: Bisher ließ sich Desinteresse lokaler Fans gut durch Touristen kompensieren. Aber die machen das Geld für ein Ticket im Zweifelsfall eher locker, wenn Ronaldo zu sehen ist. Oder aber ein anderer von diesem Kaliber.

Einziger namhafter Zugang ist Torhüter Courtois

Einzig namhafter Zugang ist Torwart Thibaut Courtois (FC Chelsea), der am Sonntag noch auf der Bank saß. Wie beim Supercup, den Real jüngst gegen Atlético Madrid verlor, stand wieder Keylor Navas in der Startelf. Ansonsten hat Real vorerst auf Einkäufe von bereits geadelten Profis verzichtet (oder verzichten müssen). Der Brasilianer Neymar und der Franzose Kylian Mbappé von Paris St. Germain sagten vor Wochen ab, am Sonntag tat das nun der belgische Dribbelkünstler Eden Hazard vom FC Chelsea: "Ich bleibe hier." Die Rolle des neuen Patrons fällt demnach Gareth Bale zu, der seit fünf Jahren bei Real spielt, aber stets in Ronaldos Schatten litt. Bis jetzt. Am Sonntag wirkte der Waliser gelöster als meist in den Spielzeiten zuvor, man konnte ihn sogar lächeln sehen. In einem Duell jedoch, das kaum Aufschlüsse gab, weil Getafe sich dem Fußball verweigerte. Bale war am ersten Tor durch Rechtsverteidiger Dani Carvajal (16.) beteiligt; das 2:0 schoss er mit einem formidablem Linksschuss selbst (51.). Mit einem Kopfball traf er zudem die Querlatte.

Als er ausgewechselt wurde (75.), verabschiedete ihn das Publikum mit einer Ovation, und auch die Medien huldigten ihm. "Für Bale hat ein neues Leben begonnen", schrieb die Zeitung ABC. Nun wird die Frage sein, ob er sich wirklich zum Usurpator des Scheinwerferlichts aufschwingen kann, das Ronaldo monopolisierte. Bale standen in der Vergangenheit immer wieder Muskelverletzungen im Weg.

"Es gibt noch viel zu verbessern", sagt der neue Real-Trainer

Reals neuer Trainer Julen Lopetegui, der nach der unangenehmen Pleite gegen Atlético aufatmen durfte, dass er den Ligastart nicht verpatzte, hat Gareth Bale in den letzten Wochen das Ego massiert, denn auch der hatte Abwanderungsgedanken formuliert. Am Sonntag aber gab sich der Coach offenkundig Mühe, das Sonderlob für Bale zu umschiffen, das ihm auf der Zunge lag.

"Das Team hat mir insgesamt gefallen, und er hat ein großartiges Spiel gemacht. Er bietet uns viele Lösungen", sagte Lopetegui. Doch er sprach auch eine unbequeme Wahrheit aus: "Es gibt noch viel zu verbessern."

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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