Kritik am FC Bayern:Ja, is denn scho Urlaub?

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Bedrückt im Liga-Endspurt: Manuel Neuer (links) und Javi Martínez. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Dieter Schatzschneider von Hannover 96 führt die Debatte um die angebliche Wettbewerbsverzerrung beim FC Bayern weiter - auf Klo-Niveau. Dabei weiß der Klub selbst, dass er bei diesem Thema eine offene Flanke hat.

Kommentar von Claudio Catuogno

Dieter Schatzschneider, genannt "Schatz", hat schon als Stürmer so viele Dinger danebengeschossen - da kommt es auf einen Fehlschuss mehr jetzt auch nicht an. Andererseits ist diese Wortwahl dann schon besonders daneben: Als "Piss-Mannschaft" bezeichnet man den Gegner vielleicht mal an der Theke - wenn man es via Bild tut, darf man sich über das Echo nicht wundern. Und Schatzschneider hat es sogar mehrmals bekräftigt: Die Bayern seien "eine Piss-Mannschaft" - und Pep Guardiola, der könne seine Spieler "gegen Freiburg nicht motivieren. Wenn das der beste Trainer der Welt ist, falle ich um".

Mei, der "Schatz". Als Scout bei seinem Klub Hannover 96 schlägt ihm der Abstiegskampf offenbar nicht nur auf den Magen, sondern auch auf höher liegende Körperregionen. 96 hat sich sogleich distanziert ("Privatmeinung"), wohl auch, weil Schatzschneider als Vertrauter des Klub-Bosses Martin Kind gilt. Und damit könnte man es jetzt bewenden lassen - wäre hier nicht auf Klo-Niveau eine Debatte weitergeführt worden, die auch anderswo in Fußballdeutschland die Betroffenen bewegt.

Hannover-Scout Schatzschneider
:"Bayern ist eine Piss-Mannschaft"

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"Wettbewerbsverzerrung!", rufen jetzt alle - weil die Bayern erst ein Dreivierteljahr lang unbesiegbar über die Dörfer zogen, aber nun, da sie vorzeitig Meister sind, drei Spiele in Serie verloren, auch in Freiburg. Davon wiederum sind die 96er betroffen, die jetzt gegen Freiburg gewinnen müssen. Darf man da nicht zornig werden? Nun, wer die Bayern in den vergangenen Wochen auf der letzten Rille durch Europa touren sah, wer verfolgt hat, wie ihre eigenen Saisonziele dem Verschleiß zum Opfer fielen, der kann ihnen den Spannungsabfall kaum verübeln. Der FC Chelsea, gerade Meister in England geworden, verlor prompt 0:3 gegen West Bromwich; dabei ist doch José Mourinho angeblich mindestens der zweitbeste Trainer der Welt.

Dass das Thema den Bayern - trotz der Argumente, die sie auf ihrer Seite haben - nahe geht, kann man allerdings an dem gereizten Ton erkennen, mit dem ihr Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge jetzt wiederum den Wolfsburger Kollegen Klaus Allofs angeht: Der solle zum Thema Wettbewerbsverzerrung "keine Aussagen machen", jeder wisse doch, "wie sich Wolfsburg die Spieler Gustavo, De Bruyne und Schürrle leisten konnte". Ja, wie? Mit VW-Geld - mit dem übrigens die VW-Tochter Audi auch die Bayern-Konten flutet.

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:Adieu, Herr Mathelehrer

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Aber die Bayern brauchen halt gerade nur in die bunten Zeitungen zu gucken, dann sehen sie ihre eigene offene Flanke zu dem Thema: Bastian Schweinsteiger, wie er in Rom verliebt seiner Tennis-Freundin Ana Ivanovic in die Augen blickt, Schweinsteiger, wie er keine Woche später auf Mallorca weiterturtelt. Und wenn man diese Bilder dann noch mit Schweinsteigers arg spannungsarmem Ballverlust in Beziehung setzt, der Freiburgs 2:1 vorausging . . . Franz Beckenbauer würde jetzt sagen: Ja, is denn scho Urlaub?

Meister sind sie, die Bayern. Gelassen sind sie nicht. Am Mittwoch gab's im Training Zoff zwischen Jérôme Boateng und Robert Lewandowski; Guardiola hat beide in die Kabine geschickt. "Die Liga ist vorbei", hatte der Trainer schon vor Wochen als Parole ausgegeben - mit den Begleiterscheinungen der Liga müssen sie trotzdem noch bis Samstag leben.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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