Köln schlägt Frankfurt:Die Diva vom Main hilft der Diva vom Rhein

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Aushilfsstürmer Jan Thielmann bejubelt sein Tor zum 2:0. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Mit tatkräftiger Unterstützung der Eintracht gelingen den notorisch torlosen Kölnern gleich zwei Treffer und ein Sieg, der drei Punkte aber vor allem Hoffnung bringt. Die Stadt geht beschwingt in die Karnevalswoche.

Von Philipp Selldorf, Köln

Die 59. Spielminute war angebrochen, als ein erwartungsvolles Raunen durch das Stadion in Müngersdorf ging. Nach einem kurzen vertikalen Zuspiel stürmte der Kölner Angreifer Faride Alidou auf einmal durch einen menschenleeren Vorgarten auf den kaum bewachten Frankfurter Strafraum zu, und das Raunen im Rund schwoll noch an, als Alidou im richtigen Moment den Ball zum mitgelaufenen Florian Kainz herüberlegte. Jetzt noch eine Flanke auf den im Hintergrund lauernden Jan Thielmann, und der Konter wäre perfekt ...

Nun, die Flanke kam, aber sie kam nicht an, meterhoch segelte sie über Thielmann hinweg, und aus dem Raunen auf den Rängen wurde ein Murren. Wieder hatte es der 1. FC Köln an der Kernkompetenz eines Bundesligateams fehlen lassen. Ein weiterer Spieltag ohne Tore schien bevorzustehen. Der FC spielte gegen Eintracht Frankfurt wieder nicht wie ein Absteiger, aber er präsentierte sich wieder torlos wie ein Absteiger.

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Doch diesmal sprang der Gegner ein. Zweimal leistete die Eintracht den immer eifrigen, aber halt vorwiegend harmlosen Kölnern Hilfe zur Selbsthilfe, die Diva vom Main erwies der Diva vom Rhein Solidarität und lud die Schwester zu drei Punkten ein. Als Schiedsrichter Timo Gerach die Partie beendete, hatte der 1. FC Köln 2:0 gewonnen, zum ersten Mal seit dem Derbyerfolg im Oktober gegen Mönchengladbach durfte das heimische Publikum wieder einen Sieg feiern, der außer einem kleinen Satz nach vorn in der Tabelle auch die Hoffnung schürt, den widrigen Bedingungen im Abstiegskampf trotzen zu können. Auch der Leistungsaufschwung des potenziellen Schlüsselspielers Dejan Ljubicic dürfte Trainer Timo Schultz ein gutes Gefühl für die nächsten Aufgaben gegeben haben.

Ironische Note: Der Mann, der die Gäste zu Verlierern stempelte, ist ein Eintracht-Spieler. Kölns Frankfurter Leihgabe Faride Alidou sorgte mit feurigem Einsatz nicht nur für den Platzverweis von Niels Nkounkou, sondern schoss kaum eine Minute später auch das 1:0 (67.). Den Jubel verweigerte er pietätvoll, aber das nutzte seinem Arbeitgeber wenig. Auch beim zweiten Kölner Treffer durch den fleißigen Aushilfsmittelstürmer Jan Thielmann (80.) standen die Frankfurter Pate. Verteidiger Hrvoje Smolcic spielte den Fehlpass zum perfekten Konter, als wollte er sich mit einem Scorerpunkt verewigen. Dass die Frankfurter kurz vor Schluss einen weiteren Mann durch Platzverweis verloren - Tuta hatte sich die zweite Gelbe Karte eingehandelt -, rundete die Beihilfe der Gäste ab.

Zugang Hugo Ekitiké bleibt lange auf der Bank

Verdient war der Sieg der Gastgeber allemal. Die Kölner glänzten mit Kampfgeist und Widerstandskraft: "Wir haben alles investiert - wie immer", merkte Kainz an. Dennoch sah es bis zu Faridous Sternstundenmomenten nicht unbedingt nach einem Spiel mit Toren aus. Die Eintracht ließ den Ball zirkulieren und spielerische Überlegenheit aufblitzen, offenbarte aber kein merkliches Interesse an der Finalisierung ihrer Angriffe. Bezeichnenderweise war Verteidiger Robin Koch einem Treffer am nächsten, als er nach einem Eckstoß knapp vorbeiköpfelte (28.). Der frühere Kölner Ellyes Skhiri ersparte sich ein schlechtes Gewissen, als er kurz vor der Pause den Ball nicht an FC-Torwart Marvin Schwäbe vorbeibrachte.

Mittelstürmer Sasa Kalajdzic fiel zum ersten Mal richtig auf, als er sich in der zweiten Halbzeit bei den Protesten der Kölner Fankurve gegen den DFL-Investor an der Säuberung des Rasens beteiligte - indem er einen Schokotaler verzehrte. Der viel gepriesene Zugang Hugo Ekitiké, in den letzten Minuten des Transferfensters von Paris Saint-Germain geholt, verbrachte den Abend weitgehend auf der Ersatzbank. Drei Minuten stand er auf dem Platz, da fiel schon das 0:2, das die Frankfurter Lebensgeister ermatten ließ.

Während ganz Köln nun gestärkt in die Karnevalswoche geht, bleiben die Profis an den tollen Tagen außen vor. Am Wochenende reisen sie zum Spiel nach Hoffenheim. "An Karneval ist die Bremse angesagt", meldete Kapitän Florian Kainz.

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