Kevin Magnussen in der Formel 1:Flinker Blitz aus Roskilde

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Daumen hoch fürs perfekte Debüt: Kevin Magnussen beim Grand Prix von Australien. (Foto: dpa)

Kevin Magnussen ist in seinem ersten Formel-1-Rennen schneller als Teamkollege Jenson Button und wird Zweiter. Das ist auch deswegen erstaunlich, weil sich der Däne nur mit ein paar Übungsrunden im Simulator vorbereiten durfte.

Von René Hofmann

Am Donnerstag saß Kevin Magnussen in Melbourne auf einer kleinen Bühne und neben ihm saßen: Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Felipe Massa und Daniel Ricciardo. Zusammen kommen die Fünf auf sieben WM-Titel und 104 Rennsiege. Ob er sich nicht kneifen müsse, dass er sich jetzt in so einer Gesellschaft befinde, wurde Magnussen gefragt. Seine Antwort: "Doch, schon."

Am Sonntagabend, der Große Preis von Australien war gerade vorbei, saß Kevin Magnussen wieder auf der gleichen Bühne. Neben ihm saß Mercedes-Fahrer Nico Rosberg, der überlegene Sieger des Saisonauftaktes. Wie sich das anfühle, es als erster Däne in der Formel 1 aufs Siegertreppchen geschafft zu haben, wurde Magnussen gefragt. Seine Antwort: "Unglaublich. Es ist kein Sieg. Aber es fühlt sich so an."

Kevin Magnussen ist ein Beispiel dafür, wie schnell es in der Formel 1 immer noch gehen kann. Obwohl es aus Kostengründen so gut wie keine Testfahrten mehr gibt. Und obwohl seit Jahren viele unken: So kommt kein Talent mehr durch. Der Letzte, der es beim Einstand unter die besten drei geschafft hat, war 2007 in Melbourne Lewis Hamilton. Ein Jahr später war der McLaren-Jüngling Weltmeister.

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"Heute ist es schwerer als vor sieben Jahren", hat Magnussen vor dem ersten Rennen dem Magazin autosport gesagt, "es gibt keine Tests mehr. Also sah die Vorbereitung ein wenig anders aus. Aber so ist es nun mal. So ist es für alle. Du musst das Beste aus dem machen, was sich dir bietet."

Hamilton hatte sich damals die Gelegenheit geboten, viele tausend Übungskilometer abzuspulen. Magnussen musste mit 600 Kilometer Reifenprobefahrten und Simulator-Übungen auskommen, bevor er den McLaren des Baujahres 2014 erstmals bewegen durfte. Als er den Wagen am Nachmittag des 30. Januars in Jerez von Teamkollege Jenson Button übernahm, war er auf Anhieb schneller. Magnussen war an jenem Tag nach 52 Runden sogar der Schnellste überhaupt, womit er das unterstrich, was er bei zwei Talent-Tests für McLaren zuvor schon gezeigt hatte.

Bei Probefahrten ein paar Tage nach dem Abu-Dhabi-Rennen 2012 auf der Grand-Prix-Strecke in dem Emirat hatte Magnussen in seiner dritten Runde eine Zeit auf den Asphalt gezaubert, die ihm in der Startaufstellung fürs Rennen den sechsten Platz gebracht hätte. "Schnell wie der Blitz", so hat Martin Whitmarsh, der damalige McLaren-Teamchef, den inzwischen 21-Jährigen beschrieben, der in Roskilde zur Welt kam.

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Kevin Magnussen wurde früh an den Motorsport herangeführt. Zum ersten Mal war er als sechs Monate altes Baby bei einem Formel-1-Rennen: 1993 in Donington, als Ayrton Senna im Regen ein sehenswerter Sieg glückte. Senna und die Magnussens: Das ist eine besondere Verbindung. Kevin Magnussens Vater Jan galt ebenfalls als überwältigendes Talent. 1994 gewann er in der britischen Formel 3 vierzehn von 18 Rennen, womit er einen Rekord übertraf, den Senna elf Jahre zuvor aufgestellt hatte.

Jan Magnussen galt als einer, der Senna hätte nacheifern können. Als McLaren-Fahrer Mika Häkkinen 1995 vor dem Pazifik-Grand-Prix in Tanaka krank wurde, tat sich für ihn eine große Gelegenheit auf. Aber Jan Magnussen setzte sich nicht durch. Nicht bei McLaren und auch nicht bei Stewart-Racing, wo er ab 1997 antrat.

Platz sechs war sein bestes Ergebnis, beim Kanada-Grand-Prix 1998, seinem letzten Formel-1-Rennen. Jan Magnussen ist nie so weit gekommen, wie es Kevin Magnussen jetzt schon gebracht hat. Und es sagt einiges über die Gründe, wenn der Sohn sagt: "Er hatte eben keinen, der ihn angeleitet hat oder ihm gesagt hat, was er tun sollte. Und was nicht."

Die beiden haben zuletzt viel miteinander gesprochen. Der Junior soll sein Talent nicht ebenso achtlos versenken. Eines kommt ihm dabei entgegen: die vielen neuen Regeln in diesem Jahr, die viel neue Technik gebracht haben. Wie die anderen Neueinsteiger auch - der 19-jährige Russe Daniil Kwjat etwa, der im Toro Rosso Neunter wurde und damit jetzt der Jüngste ist, der je WM-Punkte holte - legt Magnussen unvoreingenommen gerne Hand an die neuen Knöpfe im Cockpit.

"Man kann tolle Dinge mit dem Motor machen, angreifen, sich zurückfallen lassen, ihn wieder aufladen und erneut angreifen", schwärmte Magnussen nach seinem Parforceritt durch den Albert Park, "das macht es zum Zuschauen spannend, weil sich Überholmöglichkeiten auftun".

Vater Magnussen war auf eine solche Premiere offenbar nicht vorbereitet: Er trat am Wochenende selbst als Rennfahrer an, beim Zwölf-Stunden-Rennen in Sebring/Florida. Jan Magnussen wurde Neunzehnter. Es gibt ein Foto, das ihn beim Fernseh-Schauen zeigt in dem Moment, als sein Sohn die Ziellinie in Melbourne überquert. Jan Magnussen ist ziemlich überwältigt. Vor ihm auf dem Tisch stehen Chips und Bier.

© SZ vom 18.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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