Karim Adeyemi:Das Gold-Talent wird langsam aufgepäppelt

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Vorerst bei der U21: Dortmund-Stürmer Karim Adeyemi. (Foto: Christian Schulze/Nordphoto/Imago)

Der 21-jährige Karim Adeyemi, zuletzt noch im steilen Aufstieg, tut sich bei Borussia Dortmund plötzlich schwer. Bei der U21 soll er sich wieder erholen und sein Können zeigen, zunächst am Freitag gegen Bulgarien.

Von Ulrich Hartmann

Eine Berufung in die Nationalmannschaft ist für Fußballer normalerweise die Bestätigung guter Leistungen. Manchmal hat sie aber auch eine therapeutische Funktion. Als im September der wechselhafte Frankfurter Bundesliga-Spieler Ansgar Knauff in die U21-Nachwuchs-Nationalmannschaft berufen wurde, da sagte deren Trainer Antonio Di Salvo über ihn: "Ansgar muss jetzt den nächsten Schritt machen und ich hoffe, dass er die U21 annimmt." Als für den selben Lehrgang der von einer Verletzung zurückgeworfene Dortmunder Stürmer Youssoufa Moukoko für die U21 nominiert wurde, da sagte Di Salvo: "Wir wollen Youssoufa aufbauen." Moukoko steuerte zum 3:0-Sieg im Kosovo zwei Treffer bei, Knauff sammelte eine Stunde lang Spielpraxis und Selbstvertrauen.

Einen Monat später steht nun am Freitag in Bulgarien (18.15 Uhr, Pro7maxx) das zweite EM-Qualifikationsspiel für die U21 an. Wieder hat Di Salvo einen Spieler berufen, der sich in seinem Bundesligaklub zurzeit ein bisschen schwertut und den er aufpäppeln will. Zusätzlich zu Knauff und Moukoko ist das diesmal der Dortmunder Karim Adeyemi, 21. Über ihn sagt Di Salvo: "Das ist eine Chance für Karim - und er nimmt die Challenge an."

"Es gibt eben so Phasen im Leben, in denen es nicht läuft - ich tue mein Bestes"

Es ist zwei Jahre her, dass der gebürtige Münchner (Lehrjahre beim FC Bayern und in Unterhaching) als Ergänzungsspieler mit der U21 Europameister wurde, seine ersten drei Kurzeinsätze im A-Nationalteam absolvierte und vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als bestes Talent seines Jahrgangs mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet wurde. Ein Jahr später wechselte er für geschätzte 30 Millionen Euro von RB  Salzburg zu Borussia Dortmund. Die Medaille und die Ablöse machten Adeyemi zu einem der vielversprechendsten deutschen Nachwuchsfußballer - bloß: Was ist passiert, dass ein Spieler, der vor knapp einem Jahr noch zum deutschen WM-Kader in Katar gehört hat (wenn auch ohne Einsatz) jetzt wieder seine Chance in der U21 suchen muss?

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Im vergangenen Frühjahr war Adeyemi auf dem Höhepunkt seines Schaffens in Dortmund. In einem Bundesligaspiel ist er mit dem Ligarekord von 36,7 km/h gemessen worden. In der vergangenen Saison hat er trotz zweier verletzungsbedingter Pausen in 24 Bundesligaspielen sechs Tore geschossen und sechs vorbereitet. Sein Dortmunder Trainer Edin Terzic sagte im Februar: "Wir haben in der Winterpause ein paar Dinge mit Karim besprochen und er hat ein bisschen was in seinem Leben verändert." Adeyemi selbst sagte damals über seine Rolle beim BVB: "Wir haben viel geredet und sind näher zusammengerückt." Er schien angekommen zu sein beim BVB und in der Bundesliga.

Doch in der neuen Saison konnte er an diese Leistungen nicht anknüpfen. In den bislang sieben Bundesligaspielen stand er bloß zwei Mal in der Startelf (samt späterer Auswechslung) und wurde drei Mal eingewechselt. Ein Tor oder eine Vorlage gelang ihm nicht. Zwei Mal in den jüngsten drei Spielen blieb er sogar ganz außen vor.

Di Salvo und der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann haben verabredet, dass Adeyemi nicht mit der A-Mannschaft in die USA fliegt, sondern die Herausforderung U21 annimmt. So habe es Nagelsmann auch ihm erklärt, berichtet Adeyemi: "Julian hat mir gesagt, dass es mir gut tut, jetzt erst mal in der U21 zu spielen." Adeyemi hat das akzeptiert. "Ich spiele zurzeit nicht so gut", sagte er demütig am Dienstag in einer Videoschalte des DFB, "ich weiß keine konkreten Gründe dafür, aber es gibt eben so Phasen im Leben, in denen es nicht läuft, und ich tue mein Bestes, um beim BVB schnell wieder Fuß zu fassen." Dafür halte er die U21 für eine gute Gelegenheit.

"Eins-gegen-eins, erster Ballkontakt, Arbeit im Gym" - das nennt Adeyemi als relevante Facetten seiner Trainingsarbeit. Über den BVB hinaus wolle er auch wieder zurück in die A-Nationalmannschaft. "Mein Fokus ist jetzt ganz klar, der U21 zu helfen", sagt er, "aber mein Ziel ist, am Ende wieder in der Nationalmannschaft zu spielen."

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