Österreicher mit Gold in der Kombination:So sensationell wie Papa

Lesezeit: 3 min

Johannes Strolz hebt ab und saust zu Gold in der Kombination. (Foto: Denis Balibouse/Reuters)

Johannes Strolz schafft 34 Jahre nach seinem Vater den Olympiasieg und vollendet damit sein unglaubliches Comeback - doch es gibt auch kritische Zwischentöne über die Kombination als Disziplin.

Von Felix Haselsteiner

Die Leichtigkeit, mit der Johannes Strolz nun endlich über seinen Papa reden konnte, war ihm anzumerken. Im Zielraum der Olympiastrecke war Hubert Strolz natürlich einer der Namen, die am häufigsten fielen, der österreichische Olympiasieger von 1988 in Calgary, der so sensationell Gold in der damaligen Königsdisziplin Kombination geholt hatte. Und das, ohne je zuvor ein Weltcup-Rennen gewonnen zu haben.

Sein Leben lang hatte Johannes Strolz den Vergleich gehört, vom Papa, dem Olympiasieger, von der Medaille, die zu Hause in Bludenz liegt, und davon, dass er es ja irgendwann einmal genauso machen könnte mit seiner Skikarriere. In Yanqing tat er das nun, 34 Jahre später gibt es einen zweiten Olympiasieger aus dem Hause Strolz. Und wie beim ersten Mal ist es eine Sensation.

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Johannes Strolz landet ganz oben auf dem Stockerl. Im Langlauf schafft eine Deutsche das beste Ergebnis seit 2006. Im Skeleton führen zwei DSV-Athleten zur Halbzeit.

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Der Vorarlbergers Johannes Strolz lieferte in der Saison 2021/22 eine überraschende Erfolgsgeschichte. (Foto: Christian Hartmann/Reuters)

"Ich habe keinen Druck durch ihn", sagte Strolz später über seinen Vater: "Er ist mein Papa und nicht der Olympiasieger, das ist gut so. Als Kind braucht man einen Vater und keinen Olympiasieger, das war der Papa immer." Auch wenn Strolz zu Hause einfach nur der Johannes war, in der Öffentlichkeit war der Zusatz "Sohn von Olympiasieger Hubert" immer ein Begleiter in einer Karriere, die lange Zeit nicht die ganz großen Erfolge brachte. Strolz, 29, verletzte sich mehrmals, hatte Schwierigkeiten, im kompetitiven österreichischen Slalomkader seinen Platz zu finden, und flog schließlich ganz raus: Vor der Saison gehörte er nicht mehr zur Elitegruppe, ein Karriereende war das realistischere Szenario als eine Olympiateilnahme.

Der Olympia-Wettkampf war ein beachtliches Beispiel für die Probleme der Kombination

Doch Strolz gab nicht auf, kämpfte sich über kleinere Rennen zurück und präparierte auch im Weltcup seine Ski selber, weil er offiziell nicht mehr zum Team gehörte. Auch seine Olympia-Ski hat kein Servicemann hergerichtet, Strolz musste seinen Weg immer wieder alleine gehen, auch wenn er betonte, dass er den Rückhalt seiner Familie immer gehabt habe: "Sie haben immer an mich geglaubt", sagte er.

Der Papa habe immer gesagt, dass alles seine Zeit habe, und damit recht behalten: Im Januar gewann Strolz mit einem überragenden zweiten Lauf den Slalom in Adelboden. Es war sein erster Weltcupsieg, der internationale Skizirkus freute sich mit ihm, weil alle wussten, dass sich kaum jemand den Aufstieg zurück zur Weltspitze so hart erarbeitet hatte wie Strolz.

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So sah Vater Hubert Strolz 1988 in Calgary bei seiner Goldmedaille aus. (Foto: Werek Pressebildagentur/Imago)

Nun steht er als Olympiasieger ganz oben in seinem Sport, und vielleicht war es auch ein Teil der romantischen Geschichte von Vater und Sohn, dass der Vorarlberger die womöglich letzte Chance genutzt hatte, um seinem Vater nachzueifern. Strolz jedenfalls gewann einen Super-Kombinationswettbewerb vor dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde und dem Kanadier James Crawford, der so keine Zukunft haben dürfte. Die Kombination ist 34 Jahre später eben nicht mehr die Königsdisziplin, sondern das Überbleibsel aus einer Zeit, in der die weltbesten Skifahrer sich nicht spezialisierten auf eine oder zwei Disziplinen, sondern alles fuhren. Allein das ist bei der heutigen Zahl der Rennen und der Belastung für die Sportler nicht mehr vorstellbar.

Der Olympia-Wettkampf am Donnerstag war insofern noch mal ein beachtliches Beispiel für die Probleme der Kombination: Strolz und Kilde, beide nach guten Leistungen in der Abfahrt und Slalom früh in aussichtsreicher Führung, hatten im Zielraum genug Zeit, um sich über alle möglichen Familiengeschichten zu unterhalten. So lang, bis auch der letzte der gerade einmal 27 gemeldeten Läufer sich durch den Slalom gekämpft hatte oder ausgefallen war. Etwa der einzige deutsche Starter Simon Jocher, der ausschied und seine Teilnahme hinterher bereute.

Spannung war da längst nicht mehr gegeben, überhaupt war die Zahl der Medaillenanwärter so gering, dass nur der Ausfall des Franzosen Alexis Pinturault im Slalom wirklich Aufsehen erregte. Strolz kann das egal sein, eine Goldmedaille ist eine Goldmedaille, nur der Ski-Weltverband Fis muss sich finale Gedanken machen über die Kombination im Hinblick auf Cortina 2026.

Der Vorarlberger hat vielmehr die Chance, bei diesen Olympischen Spielen noch ein letztes Kapitel der Familiengeschichte zu Ende zu erzählen, eines, das nicht mit einer romantischen Geschichte endete. Hubert Strolz nämlich gewann bei den Spielen 1988 und lag vier Jahre später in Albertville erneut bei der Kombination überlegen in Führung - bis er kurz vor seiner zweiten Goldmedaille scheiterte. Sein Sohn hingegen hat am kommenden Mittwoch im Slalom noch einmal eine realistische Chance, mit mehr als einer Medaille wieder nach Bludenz zurückzukommen.

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