Jahreshauptversammlung des FC Bayern:Applaus unter Bayern

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Was Trainer Heynckes ausgeplaudert hatte, macht Präsident Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung schließlich offiziell: Der FC Bayern ist mit der Arbeit von Sportdirektor Nerlinger so zufrieden, dass sein Vertrag bis 2014 verlängert wird. Der Klub kann zudem einen Millionengewinn verkünden.

Claudio Catuogno

Bernd Rauch sprach über Basketball. Die Bayern-Fans hörten konzentriert zu. Sie hatten auch schon konzentriert zugehört, als der Vizepräsident des FC Bayern über Tischtennis, über Kunstturnen, dann über Kegeln gesprochen hatte. "Fünf Mannschaften haben für die Kegelabteilung am Spielbetrieb teilgenommen", sagte Rauch.

Gut gelaunt: Christian Nerlinger (links) und Bastian Schweinsteiger. (Foto: Reuters)

Wegen solcher Erfolgsmeldungen waren die Anhänger am Freitag zwar nicht in die umgebaute Basketball-Arena im Münchner Westen gekommen. Aber bei der jährlichen Jahreshauptversammlung fächert sich dieser Verein ja in der ersten halben Stunde immer putzig in seine Abteilungen auf - bevor der Fußball wieder dominiert.

Die Bayern-Fans konnten auch deshalb gelassen warten, weil die Nachricht des Tages schon am Nachmittag vom Trainer Jupp Heynckes ausgeplaudert worden war: die Verlängerung des Vertrages von Sportdirektor Christian Nerlinger, 38. Heynckes hatte auf der Pressekonferenz zum Spiel gegen Dortmund mitgeteilt: "Es ist eine kluge Entscheidung, den Vertrag zu verlängern", dann hatte er wortreich die Zusammenarbeit mit Nerlinger gepriesen. Und nun wartete die Bayern-Gemeinde also auf eine Bestätigung. Und wartete.

Inzwischen sprach Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der Fußballabteilung. Er sprach auch über Nerlinger, er sagte: "Am Freitag vorvergangener Woche hat unser Manager Christian Nerlinger den siebten FC-Bayern-Fanshop im Stachus-Untergeschoss eröffnet."

Es dauerte am Ende zwei Stunden, ehe Uli Hoeneß die Katze aus dem Sack ließ: "Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir nach sehr konstruktiven Gesprächen die Verträge bis zum 30. Juni 2014 verlängert haben." Und in ein, zwei Jahren, so Hoeneß weiter, solle Nerlinger bitteschön "in den Vorstand einziehen und uns alte Säcke hier ablösen". Applaus!

Und damit zu den Zahlen: Die zu verkünden war wie immer Aufgabe des Vizepräsidenten Karl Hopfner. Den Rekordumsatz aus der Vorsaison konnte die Fußballabteilung zwar nicht wiederholen in einem Jahr ganz ohne Titel. Dafür stand unter dem Strich diesmal "der zweithöchste Umsatz der Geschichte", wie Hopfner erklärte: Im Geschäftsjahr 2010/2011 betrug er 328,5 Millionen Euro. Konzerngewinn nach Steuern: 1,3 Millionen Euro.

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Die Auflagen der Uefa für das Financial Fairplay seien damit "mehr als erfüllt". Auf diesen Aspekt konnten die Herren angesichts der jüngsten Zahlen aus England stolz sein: Der dortige Tabellenführer Manchester City hat dort gerade 227 Millionen Euro Verlust gemeldet. Auch in nur einem Jahr.

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Dann ging es um Fußball - und um die Menschen, die ihn für den Verein verantworten respektive verantwortet haben. Rummenigge über Louis van Gaal: "Der Trainer van Gaal war gut. Der Mensch van Gaal war hin und wieder schwierig. Und manchmal hatte man das Gefühl, der Mensch van Gaal macht es dem Trainer van Gaal ein bisschen schwer." Die Zeit mit ihm? "Interessant."

Doch allzu viel Rückblick war nicht - die Enttäuschungen der Vorsaison sind abgehakt angesichts der aktuellen Siegesserie in Liga und Champions League. Blieben also noch zwei Themen, die den Klub bewegen: der klamme Lokalrivale und Arena-Mieter TSV 1860, dessen baldiges Ableben Hoeneß den johlenden Fans in Aussicht stellte: "Ich hätte auch gerne eine Arena mit lauter roten Stühlen. Kein Sorge: Das kommt." Und der Fan-Aufstand im Sommer gegen den von Schalke geholten Torwart Manuel Neuer.

Ich will gar nicht darauf eingehen", sagte Rummenigge dazu: "Wir legen den Mantel des Schweigens drüber und basta." So einfach wollte es sich Hoeneß indes nicht machen. Er habe "lange überlegt: Hältst du deine Klappe?", sagte er. Und hielt sie nicht. "Wenn jemand heute noch sagt, dass der Transfer von Manuel Neuer falsch war, der kann zu Hause bleiben", schimpfte Hoeneß.

Ein bisschen "Buh"! Ein bisschen "Pfui"! Doch vor allem: Standing Ovations! Und Applaus, so lange und feierlich, dass es nicht verwundert hätte, wenn Hoeneß nun ins Mikrofon gesprochen hätte: Herr Präsident, ich nehme die Wahl zum Kanzler der Bundesrepublik an.

© SZ vom 19.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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