Zur Sache äußert sich bisher zwar niemand, auch nicht Hummels' beratender Vater Hermann. Aber die Verweigerung eines Dementis auf allen beteiligten Seiten wirkt doch seltsam. In Dortmund heißt es, der frühere Nationalspieler wolle zurück in die etwas familiärere BVB-Atmosphäre. Dissens übers Gehalt soll es keinen geben, Hummels dürfte bei etwa zehn Millionen Euro eingestuft werden, vergleichbar mit Kapitän Reus. Und Ehefrau Cathy soll nicht zu einer Rückkehr an den Phoenixsee überredet werden, es gibt ja Privatjets.
Allerdings, so hört man, seien alle Kontakte zwischen den Klubs bisher höchst informell. Von der Einigung auf eine angeblich bereits vereinbarte Ablöse um die 20 Millionen Euro könne noch keine Rede sein. Hummels war 2016 für rund 35 Millionen zurück zu seinem Ausbildungsverein nach München gewechselt, sein Marktwert ist seither nicht gestiegen, und die Bayern haben ihn durch die beiden Zukäufe auf seiner Position weiter reduziert. Speist man das Alter von Hummels ein, könnten sich die Klubs tatsächlich auf 20 oder 25 Millionen Euro Ablöse einigen.
In Dortmund haben sich, wie üblich, einige Fans im Internet schon in Stellung gebracht. Ähnlich wie bei Mario Götze, der 2016 nach drei Jahren in München ebenfalls zurückkehrte, braut sich gerade angeblich der nächste Shitstorm zusammen. Die Vorliebe der BVB-Macher Watzke und Michael Zorc für Rückholaktionen verlorener schwarz-gelber Fußball-Söhne ist beim Anhang umstritten. Nuri Sahin und Shinji Kagawa kamen nicht an ihre alten Leistungen heran, waren aber nach ihrer Rückkehr von Real Madrid und Manchester United auch keine Ausfälle. Götze war lange krank und verletzt, kam zudem ebenfalls mit Tuchel nicht gut zurecht. In der abgelaufenen Saison unter Lucien Favre aber steigerte er sich. Hummels war 2016 nach der Ankündigung seines Wechsels von aggressiven Teilen des eigenen Publikums ausgepfiffen worden. Watzke und Zorc haben allerdings die Anfeindungen gegen Götze ausgesessen, sie werden das auch im weniger hysterischen Fall von Hummels tun.
Kaum einer wird in Dortmund allerdings behaupten, dass Hummels keine Verstärkung wäre. Der BVB hat nach 2016 vergeblich versucht, die Lücke zu schließen, die der Innenverteidiger hinterließ. Auch in dieser Saison fehlte ein Typ wie Hummels, der rigoros in Zweikämpfe und Kopfballduelle geht, der auch in der Kabine ein Anführer ist und der das Spiel fast wie ein offensiver Mittelfeldspieler inspirieren und aufziehen kann. Dortmunds früherer Meistertrainer Jürgen Klopp machte sich diese seltene Gemengelage der Talente von Hummels zunutze, mit Tuchel, Löw und Kovac lief es weniger gut. Insofern könnte ein Transfer ein Gewinn für alle Parteien sein. Für Dortmund, das bereits drei weitere Hochkaräter verpflichtet hat (Nico Schulz, Thorgan Hazard, Julian Brandt), wäre die Rückkehr von Hummels eine Art "Wunder-Transfer". Kein Wunder, dass es noch kaum einer so richtig glauben kann.