HSV gegen FC Bayern:Was passiert, wenn wieder das halbe Land lacht?

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Verlor vor ein paar Monaten mit dem HSV 0:8 gegen den FC Bayern: Trainer Markus Gisdol. (Foto: dpa)
  • Der Hamburger SV trifft am Samstag auf den FC Bayern, gegen den er in jüngster Vergangenheit viele schlimme Pleiten kassierte.
  • Doch darf sich Trainer Gisdol in der aktuellen Lage überhaupt eine hohe Niederlage erlauben?
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Carsten Scheele

Wird es wieder happig? Die Frage zu stellen, wie hoch der Hamburger SV am Samstag gegen den von Jupp Heynckes aufgepäppelten FC Bayern untergehen darf, mag auf den ersten Blick unfein erscheinen - sie trifft den Punkt leider nur allzu genau. Zwar hegt kaum einer Zweifel daran, dass das Heimspiel am Samstagabend gegen die laut Branchengesetz übermächtigen Münchner verloren gehen wird, und bei einem achtbaren 0:1, 0:2 oder 1:2 hätte die Vereinsführung auch keinerlei Probleme, öffentlich weiter am geschätzten Trainer Markus Gisdol festzuhalten. Aber was passiert, wenn es so ganz schlimm wird? Wenn das halbe Land wieder über den HSV lacht, weil er sich den Bayern wieder ergibt?

Gut, die schlimmsten Spiele ereigneten sich nie im eigenen Stadion, sondern auswärts: 0:5, 0:6 (beides 2011), 2:9 (2013), 0:8 (2015) und erneut 0:8 vor wenigen Monaten, da bereits unter Gisdol. Doch was, wenn es dem HSV ergeht wie 2014? Damals verlor der Klub daheim binnen drei Monaten zweimal gegen München - 0:5 im Pokal, 1:4 in der Liga. Die Gefahr ist, dass die Stimmung dann kippt.

Bruchhagen sorgt sich um das Image des HSV

Beim HSV wissen sie um die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios, deshalb wird verbal vorgebaut. Nein, es gäbe keine Trainerdebatte, verkündeten Sportdirektor Jens Todt und Vorstandschef Heribert Bruchhagen in dieser Woche unisono. "Wir reden mit unserem Trainer, nicht über ihn", sagte Todt. "Wir beteiligen uns an einer Trainerdiskussion mit keinem Satz", sagte Bruchhagen. Auch sie wissen, dass die Situation langsam ungemütlich wird. Nach sechs sieglosen Spielen in Serie, die den HSV auf Rang 15 haben stürzen lassen, gerät das Hauptziel - endlich einmal eine sorgenfreie Spielzeit zu erleben - zunehmend in Gefahr.

Die Trainerdebatte soll trotzdem eine reine Medienfiktion sein. Bruchhagen wettert eine Kampagne gegen seinen Klub, er vermisse den Respekt, bei allem, was er höre und lese. "Jeder nimmt sich inzwischen das Recht raus, über den HSV zu spotten", sagte der 69-Jährige dem kicker. Anders als die Konkurrenten, etwa Werder Bremen oder der 1. FC Köln, die noch weiter unten in der Tabelle stehen, werde der HSV medial viel härter angegangen. "Das ist offenbar chic und stört mich ganz massiv", so Bruchhagen.

Der Vorstandschef kämpft, und Trainer Gisdol spürt diese Art der Rückendeckung offenbar. "Es ist vielleicht eine ungewohnte Situation, dass man trotz einer sportlich schwierigen Lage hinter dem Trainer steht", bemerkte er süffisant in der Pressekonferenz vor dem Spiel. Doch der Verein werde "geschlossen durch diese ganzen Dinge durchkommen". Dabei ahnt Gisdol, dass er für die Partie gegen den FC Bayern vielleicht noch Artenschutz genießt. Danach reist die Mannschaft aber zur ebenfalls mäßig gestarteten Berliner Hertha, für dieses Spiel rechnen sich die Hamburger deutlich mehr aus.

Spätestens in Berlin muss Gisdol zeigen, dass er der richtige Trainer in der aktuellen Situation ist. Es ist kein Geheimnis, dass die Vorbereitung nach einem 0:1 oder 1:2 gegen München deutlich leichter fiele als nach einem 0:5, 0:8 oder 2:9.

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