Real Madrid kommt nach Berlin - und alle sind dabei: José Mourinho schließt neue Freundschaften, Mesut Özil gibt sich schüchtern und läuft mit einer legendären Trikotnummer auf und Sami Khedira assistiert dem Doppeltorschützen Karim Benzema. Und Cristiano Ronaldo? Der macht natürlich sein Tor. Die alte Tante Hertha hatte gerufen - zu einem Testspiel. Da kamen die "Königlichen" aus Madrid mit voller Entourage. Es war nur ein sommerlicher Spaßkick, den Real am Ende mit 3:1 gewann, doch für über 74.000 Zuschauer im Olympiastadion bot sich die Möglichkeit, endlich einmal die Künstler aus der spanischen Hauptstadt live spielen zu sehen. Die großen Champions-League-Jahre der Hertha sind bekanntlich schon ein Weilchen her.
Als Mesut Özil und der erhabene Real-Tross nachmittags in einem Fünf-Sterne-Hotel der Hauptstadt ankamen, brach am Potsdamer Platz für einen kurzen Moment Aufregung aus. 1000 Neugierige drängten sich um den Bus mit den begehrten Männern aus Madrid. Özil versteckte sich daher schüchtern unter seiner Basketballkappe und floh in den Eingangsbereich.
Später empfing die Hertha bei strahlend blauem Himmel im hübsch herausgeputzten Olympiastadion die edlen Gäste. Selbst auf die verwöhnten Fußballer von der iberischen Halbinsel muss die imposante Berliner Arena einen Eindruck gemacht haben.
Real-Trainer José Mourinho wirkte zunächst skeptisch: Eine Mannschaft mit so einem Stadion dümpelte noch vergangene Saison in den Niederungen der 2. Bundesliga herum? Sehr merkwürdig...
Doch dann gab sich - vom schönen Wetter und der tollen Kulisse überzeugt - sogar der oft phlegmatische Portugiese gesellig: Er plauderte entspannt mit Hertha-Trainer Markus Babbel als seien sie beste Freunde.
Es dauerte nicht lange bis Patrick Ebert (Nr. 20) die Freundschaft zwsichen den beiden Coaches auf die Probe stellte: In der 18. Minute verwandelte der Mittelfeldspieler nach schöner Vorlage von Fabian Lustenberger zum 1:0 für Hertha BSC.
Wer geglaubt hatte, die Gäste aus Spanien hätten leichtes Spiel, sah sich getäuscht. Torschütze Ebert machte es im Luftduell mit Reals Außenverteidiger Marcelo (li.) klar: Die Berliner wollten hier tatsächlich gewinnen, sei es mit...
...unfairen Mitteln. Die Spanier traten in diesem Spiel das erste Mal in der neuen Vereinsgarnitur auf. Herthas Tscheche Roman Hubnik (re.) überzeugte sich bei der persönlichen Kontaktaufnahme mit Karim Benzema von der Reißfestigkeit der neuen, werbefreien Leibchen, doch...
...er konnte kurz darauf bei einem Schuss von Cristiano Ronaldo nur zusehen. Der Portugiese ließ Thomas Kraft im Tor von Hertha BSC keine Chance: Er verwandelte in typischer Manier - mit einem famosen Freistoß, der dank bemerkenswerter Flugkurve im Winkel des Hertha-Gehäuses einschlug. Es stand 1:1.
Nur drei Minuten später freute sich der berühmte Portugiese dann über das Tor seines Teamkollegen Benzema, der kurz vor der Pause das 2:1 für Real Madrid schoss. Die Hertha-Abwehr war bei dem Rechtsschuss des Franzosen nicht aufmerksam genug.
Auch Spielmacher Özil, der seine Premiere mit der legendären Nummer Zehn im Real-Trikot gab, legte in der Folge seine Schüchternheit ab und bewies, dass er nicht ohne Grund Stammspieler bei den "Königlichen" ist.
Direkt nach der Pause machte Benzema seinen zweiten Treffer dank einer Vorlage von DFB-Spieler Sami Khedira, der in der Halbzeit eingewechselt wurde. Es war das 3:1 für Real und die Entscheidung. Von nun an spielten die Madrilenen die Partie mit königlicher Ruhe zu Ende, während die Hertha in aller Demut noch ein bisschen mittun durfte.
Immerhin konnten die Spieler von Markus Babbel nach dem Schlusspfiff die neuen Trikots von Real Madrid anprobieren. Spätestens da hatte sich dieser lockere Sommerkick dann doch gelohnt.