Hasan Salihamidzic trifft auf den FC Bayern:Brazzos unheimliche Liebe

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Vor dem Spiel des VfL Wolfsburg gegen den FC Bayern ist Hasan Salihamidzic so gefragt wie sonst nur Dirk Nowitzki oder Usain Bolt. Dabei bastelt er sich in Wolfsburg längst ein zweites München: Zu Felix Magath pflegt er ein Vater-Sohn-Verhältnis - und möchte mit ihm am liebsten eine neue Schafkopf-Runde gründen.

Boris Herrmann

Hasan Salihamidzic hat in diesen Tagen schon sehr viel reden müssen, vor allem aus München sind beim VfL Wolfsburg so viele Interview-Anfragen eingegangen, dass der Klub irgendwann beschlossen hat, eine Telefon-Schaltkonferenz zu veranstalten. Salihamidzic sitzt jetzt also an einem kleinen Beistelltisch in einem Büro des VfL, dreht Knoten ins Hörerkabel und redet - während die gesamte Münchner Zeitungslandschaft am Ende der Leitung zuhört.

Sieht die Welt immer noch durch die Bayern-Brille: Hasan Salihamidzic (Foto: dapd)

So etwas kennt man sonst eher von Sportlern der Popularitäts-Kategorie eines Dirk Nowitzki oder Usain Bolt. Nun muss man allerdings sagen, dass dieser Salihamidzic aus Münchner Sicht eben auch nicht irgendein Fußballer ist, schon gar nicht vor jenem Bundesliga-Spiel am Samstag, bei dem der FC Bayern in Wolfsburg antritt.

In Salihamidzics Vita stehen neun Münchner Dienstjahre, er hat in dieser Zeit die Champions-League gewonnen, war Weltpokalsieger, hat sechs Mal die Meisterschale begossen und dabei immer authentisch gelächelt. So etwas verbindet. "Servus an alle!", ruft Salihamidzic den angeschlossenen Münchner Zeitungshäusern zu. Kein Zweifel, hier spricht ein bosnischer Fußballer des VfL Wolfsburg, der tief im Herzen immer ein Münchner bleiben wird.

Er ist jetzt 34 Jahre alt und wirkt so jugendlich wie eh und je, aber falls er irgendwann doch seine Karriere beendet, dann wird er in diese Stadt zurückkehren. Er besitzt dort noch ein Haus, seine drei Kinder sollen in München zur Schule gehen.

Natürlich will man von Salihamidzic wissen, ob er jubeln wird, falls er am Samstag gegen seine gar nicht mal so heimliche Liebe ein Tor erzielt. Er räumt ein: "Wenn ich sagen würde, es wäre nicht merkwürdig für mich, dann wäre das eine riesen Lüge."

Es dauert dann auch nur wenige Minuten, bis Hasan Salihamidzic über seine ganz persönliche Art der Entwicklungshilfe bei seinem neuen Klub zu referieren beginnt. Es geht um die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Gründung einer Wolfsburger Schafkopf-Runde. "Wir arbeiten daran", sagt Salihamidzic. Karten hat er natürlich schon besorgt, jetzt gilt es, den einen oder anderen Spieler aufzutreiben.

Zu Münchner Zeiten war das immer das geringste Problem gewesen, da standen von Mehmet Scholl und Jens Jeremies über Uli Hoeneß bis hin zu den Physiotherapeuten Fredi Binder und Gerry Hoffmann genügend Kandidaten bereit, dort haben sie das Schafkopfen bekanntlich nur dann unterbrochen, wenn mal wieder Samstag war und eines dieser Bundesligaspiele anstand. Salihamidzic hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass ihm diese bayerische Lebensart während seines vierjährigen Karriere-Aussetzers bei Juventus Turin am meisten gefehlt hat. Und deswegen ist es durchaus eine entscheidende Frage, ob er diese Schafkopfrunde jetzt wenigstens in Wolfsburg versammelt bekommt.

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Marcel Schäfer, der in der Jugend des TSV 1860 sozialisiert wurde, soll seine Teilnahme bereits fest zugesagt haben. Co-Trainer Bernd Hollerbach stünde nach Salihamidzics Recherchen ebenfalls bereit. Dann wird es aber langsam eng mit den Sauspiel-Experten am Mittellandkanal.

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Im Falle des vierten Mitspielers ruhen die Hoffnungen voll und ganz auf Felix Magath. "Der kann es jedenfalls auch", wie Salihamidzic weiß. Ob sich der Trainer-Manager aber tatsächlich an den Kartentisch bequemen wird, bleibt spannend. Magath hält sich in dieser Frage so bedeckt wie bei den Bastelarbeiten für seinen neuen Kader.

Sollte es überhaupt jemand schaffen, ihn zu überreden, dann kann das nur Salihamidzic sein. Die beiden kennen sich ja schon aus Hamburger Zeiten. Magath hat Salihamidzic vor 17 Jahren im Trikot des HSV erstmals in der Bundesliga eingewechselt. Auch dieses Vater-Sohn-Verhältnis ist in der Telefon-Konferenz selbstredend von Interesse.

Damals in Hamburg habe der Trainer wenig gesprochen und noch weniger Späße gemacht. "Er hat sich positiv entwickelt, jetzt geht er offen auf die Spieler zu", sagt Salihamidzic. Erst bei der fünften Magathfrage lässt er sich entnervt in seinen Stuhl zurückfallen.

Er wirkt regelrecht erleichtert, als es wieder um den FC Bayern geht. Es wird ja jetzt gerne von einem psychologischen Vorteil für den VfL gesprochen, weil die Münchner zum Liga-Auftakt verloren haben. Salihamidzic allerdings sieht das durch seine Bayern-Brille etwas anders. Die hätten schließlich am Mittwoch ein Länderspiel gegen Brasilien gewonnen, merkt er an.

Deutschland und FC Bayern sind für diesen Mann bis heute nur Bezeichnungen derselben Sache.

© SZ vom 12.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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