DFB-Team in der Krise:Flick bekommt nun schon seine dritte Chance

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Das große Rätsel: Nach zahlreichen Experimenten weiß kaum ein Spieler mehr, was Trainer Hansi Flick von ihm hält. (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Die WM und den Neuanfang hat der Bundestrainer verpatzt, seine Fehleinschätzungen sind zahlreich. Zwar tun sich auch andere Trainer mit den Spielern dieser Generation schwer - aber Flicks Argumente wirken mittlerweile bedenklich dünn.

Kommentar von Christof Kneer

Wäre die deutsche Nationalelf eine Vereinsmannschaft und der DFB-Sportdirektor Rudi Völler ein Bundesliga-Manager, dann hätte der Trainer Hansi Flick jetzt noch zwei, drei Wochen Zeit. Zwar würde die örtliche Presse nach einer 0:2-Heimniederlage und einer insgesamt beklemmenden Serie die bewährte Trainerfrage stellen, aber die Klubverantwortlichen würden beschließen, doch noch auf die nächsten Spiele gegen Mainz, Köln oder Bremen zu hoffen. Sie würden das in 60 Jahren Bundesliga erprobte Muster weiterspinnen: Nachdem Phase 1 (Probleme offiziell ignorieren), Phase 2 (Probleme öffentlich schönreden) und Phase 3 (Presse für Probleme verantwortlich machen) offenbar wenig erfolgreich waren, würde also die Phase 4 in Kraft treten, in der man sich demonstrativ die Spieler vorknöpft. Hierbei sind zwei Unterphasen zu unterscheiden (4a und 4b), die erfahrene Bundesliga-Manager selbstverständlich virtuos einzusetzen wissen. Man kann "die Spieler" anonym beschuldigen, oder man kann sie beim Namen nennen; beides immer mit dem Ziel, den unter Anklage stehenden Trainer zu entlasten beziehungsweise von ihm abzulenken.

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