Handball-WM:"Wie das Spiel gelaufen ist, nervt uns alle"

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Juri Knorr (links) gegen den Norweger Magnus Röd. (Foto: Piotr Hawalej/AP)

Die deutschen Handballer verlieren erstmals bei dieser WM - sie zeigen aber, dass sie gegen Mitfavorit Norwegen mithalten können. Das macht Hoffnung für das Viertelfinale gegen Frankreich.

Von Ralf Tögel, Kattowitz

Es ist passiert: Die Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) hat bei der Handball-WM in Polen und Schweden die erste Niederlage kassiert. Freilich eine ohne größere Folgen, denn das Viertelfinale in Danzig war ja bereits gebucht. Und auch ohne zu enttäuschen, denn in einem hochklassigen Spiel mit phasenweise irrwitzigem Tempo waren die Deutschen gegen das Topteam aus Skandinavien auf Augenhöhe.

Am Ende verloren die deutschen Handballer knapp 26:28 (16:18) und ärgerten sich über diese Niederlage, die zu vermeiden gewesen wäre. "Wirklich schade, wie wir mit unseren klaren Chancen umgegangen sind", sagte Bundestrainer Alfred Gislason: "Wir hätten das Spiel nach Hause fahren müssen." Auch Juri Knorr klagte: "Wie das Spiel gelaufen ist, nervt uns alle."

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Die Ausgangslage war klar: Die beiden bisher ungeschlagenen Teams der Hauptrundengruppe 3 spielten im direkten Duell den Gruppensieg aus - der Sieger würde im Viertelfinale am Mittwoch den Franzosen aus dem Weg gehen. Nun hat es das deutsche Team getroffen, sie spielen gegen Frankreich. Die Norweger treffen auf Spanien, was auch kein leichter, aber ein vielleicht etwas machbarerer Gegner ist.

Knorr trifft in der ersten Halbzeit sehr gut, Sagosen sitzt viel auf der Bank

Rune Dahmke, der Linksaußen vom THW Kiel, stand etwas überraschend in der Startformation, bis dahin hatte stets Lukas Mertens den Vorzug erhalten. Eine gute Idee vom Bundestrainer, denn Dahmke erzielte den ersten Treffer fürs deutsche Team, das sehr nervös ins Spiel startete. Ganz im Gegensatz zu den Norwegern, die schnell auf 4:1 wegzogen. Aber da war ja noch Juri Knorr: Der deutsche Spielmacher hat sich als überragende Spielerpersönlichkeit erwiesen, es schien manchmal, als wolle er den Beweis erbringen, dass der beste Spieler der Welt nicht auf der Gegenseite steht, den ja viele in Sander Sagosen sehen.

Doch Knorr spielte wie aufgedreht. Entweder steckte er trickreich den Ball an den Kreis durch, oder er traf selbst per Stemmwurf - sieben seiner insgesamt acht Treffer fielen bis zur Halbzeit. Sagosen dagegen verbrachte ungewöhnlich viel Zeit auf der Bank, seine Dienste wurden vorerst nicht benötigt. Norwegen spielte schnell, schloss sicher ab und hatte in Kristian Saeveras vom Bundesligisten Leipzig einen starken Rückhalt im Tor. Zwar führte Knorr sein Team mehrmals zum Ausgleich, zur Führung aber reichte es nie: Die Skandinavier lagen zur Pause knapp 18:16 in Front.

Die Abwehr stand in der zweiten Halbzeit besser, dafür haperte es im Angriff. Denn während sich Torhüter Andreas Wolff erneut zu einer Weltklasseleistung steigerte, vergaben seine Vorderleute zu viele Chancen. Egal ob frei vom Kreis, von Außen oder aus dem Rückraum, mehrmals wurde die Chance zur Führung verpasst - auch weil im norwegischen Tor nun Torbjörn Bergerud stand, der frühere Flensburger, der immens stark hielt. Einmal parierte Bergerud binnen Sekunden gegen Johannes Golla und Patrick Groetzki. "Wir werfen alles weg gegen den Torhüter", klagte Gislason.

Zehn Minuten vor dem Ende gelang Deutschland rotz allem die einzige Führung in der gesamte Partie: Erst traf Djibril M'Bengue zu Ausgleich, dann bediente er Jannik Kohlbacher zum 25:24. Doch umgehend folgte der nächste Rückschlag: Luca Witzke traf Rechtsaußen Kevin Gulliksen unglücklich mit dem Fuß und sah dafür die rote Karte. Diesen Schreck nutzen die Skandinavier zu vier Toren in Folge und sicherten sich knapp den Sieg.

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