Greuther Fürth:Auf der Suche nach der Spannkraft

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"Wenn du schon auf Ballbesitz spielst, musst du so spielen, dass du dem Gegner Probleme machst", sagt Alexander Zorniger, Trainer der SpVgg Greuther Fürth. (Foto: Wolfgang Zink/Imago)

War es die Spätfolge des Derbysiegs? Greuther Fürth unterliegt dem kriselnden KSC in einem Spiel, in dem eigentlich alles zugunsten des Kleeblatts läuft. Nun steht die Ursachenforschung an.

Von Christoph Ruf

Dass auch Höflichkeitsfloskeln manchmal deplatziert sind, merkte der Angestellte des Karlsruher SC sofort, als er Rachid Azzouzi eine "gute Heimfahrt" wünschte. Die werde er nicht haben, beschied ihm Fürths Sportdirektor, der nach der 1:2-Niederlage am Freitagabend mindestens so angefressen war wie Alexander Zorniger. Der Fürther Trainer hatte in seiner Mannschaft nicht nur "zu viele Komplettausfälle" gesehen, sondern insgesamt, "lauftechnisch, spieltechnisch und intensitätstechnisch" ein kollektives Defizit. Es gebe da eine einfache Formel: "Wenn das zwei, drei betrifft, vielleicht auch vier, muss man bei den Spielern ansetzen. Wenn nicht, müssen wir gucken, was letzte Woche gelaufen ist."

Ob es die vielumjubelte Freude über den Derbysieg gegen Nürnberg war, die seine Spieler unterbewusst ein paar Prozente zu viel an Spannkraft einbüßen ließ? Zornigers Anfangsverdacht ging offenbar in genau diese Richtung. Wobei man am Freitag den Eindruck gewinnen konnte, dass die frühe gelb-rote Karte für Karlsruhes Stephan Ambrosius (24.) die Spieler zusätzlich in der trügerischen Gewissheit bestärkte, dass man beim seit Oktober sieglosen KSC schon gewinnen werde. Irgendwie.

Aber eben nicht so: "Wenn du schon auf Ballbesitz spielst, musst du so spielen, dass du dem Gegner Probleme machst", hatte Zorniger erkannt. Doch stattdessen waren es seine eigenen Spieler, die in einem Spiel Probleme bekamen, bei dem eigentlich von Beginn an alles zu ihren Gunsten gelaufen war. Das frühe Eigentor durch Karlsruhes Tim Breithaupt (21.), kurz danach der Platzverweis für KSC-Innenverteidiger Stephan Ambrosius. Ein Mann mehr im zentralen Mittelfeld also, weil Karlsruhes Coach Christian Eichner mutigerweise beide Stürmer auf dem Feld beließ. Das alles war ja ein Setting wie gemalt für den Fußball, den Zorniger in Fürth sehen will - und bislang auch meist sah: mit schnellen Passfolgen, Seitenverlagerungen und einem Tempo, das einer Mannschaft, die nur noch zu zehnt spielt, zwangsläufig große Schwierigkeiten bereiten müsste.

Doch stattdessen tat der abstiegsgefährdete KSC das, was eigentlich Fürth hätte tun sollen. Er lief, kämpfte und rackerte und brachte so schon kurz nach dem Platzverweis eine Kulisse hinter sich, die nach dem erneuten 0:1 in tiefwinterliche Depression verfallen war. Zwei Tore schoss dann der Gastgeber (36., 73.), Fürth nach dem Platzverweis keines mehr. Anstatt sich endgültig vom Tabellenende abzusetzen, geht der Blick nun wieder nach unten. Zornigers Ankündigung, die Tage vor dem KSC-Spiel gründlich aufarbeiten zu wollen, dürfte jedenfalls eine anstrengende Trainingswoche verheißen.

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