Nachruf auf Kathy Whitworth:Stille Siegerin, brillante Golferin

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Kathy Whitworth beim Tournament of Champions im Locust Hill Country Club 2006. (Foto: Carlos Ortiz/dpa)

88 Turniere gewann die Golferin Kathy Whitworth in ihrer Karriere - so viele wie niemand sonst. Ihren Sport, in dem Frauen es lange Zeit schwer hatten, veränderte sie nicht mit Worten, sondern mit ihren Taten.

Von Felix Haselsteiner

Beinahe hätte Kathy Whitworth die Chance auf eine große Karriere schon sehr früh in ihrem Leben wieder aufgegeben. 1959 nahm die damals 20-Jährige zum ersten Mal an der LPGA Tour teil, der amerikanischen Frauen-Golf-Tour, die damals gerade ihr erstes Jahrzehnt seit der Gründung überstanden hatte. Whitworth hatte erst fünf Jahre zuvor zum ersten Mal einen Golfschläger in die Hand genommen, nun spielte die gebürtige Texanerin bereits in der höchsten Liga - und scheiterte dort beim ersten Versuch.

Gerade einmal knapp über 1000 Dollar Preisgeld nahm sie in ihrer Rookie-Saison ein, sie schaffte keine guten Ergebnisse und setzte sich ein Limit: "Ich habe mit meinen Eltern geredet, und wir haben entschieden: Drei Jahre probiere ich es, so lange reicht das Geld - sie sagten: Wenn du es nicht schaffst, komm nach Hause und wir finden etwas anderes", erzählte Whitworth später einmal.

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Nein, das ist kein Witz. Die asiatischen Winterspiele sollen 2029 in einer noch zu bauenden Megacity stattfinden. Das wirkt erst mal nur bizarr, doch es ist Teil eines größeren Konzepts der saudi-arabischen Despoten - das in einer Fußball-WM enden könnte.

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Ohne den großen Druck begann sie, ruhiger und besser zu werden - und schließlich die Beste. In den folgenden 50 Jahren nämlich gewann Whitworth 88 Turniere, so viele wie sonst niemand im Golfsport - Tiger Woods etwa teilt sich den Rekord bei den Männern mit Sam Snead, beide haben 82 Siege gefeiert. Whitworth, die zudem 95 Mal bei Turnieren Zweite wurde, gewann sechs Major-Turniere und führte das amerikanische Team beim ersten Solheim Cup - dem Frauen-Pendant zum Ryder-Cup - im Jahr 1990 als Kapitänin aufs Feld. Es gibt nur wenige Golfspielerinnen und -spieler, die man mit Whitworth vergleichen könnte: der legendäre Jack Nicklaus etwa wäre einer, vier Monate jünger als Whitworth, der wie sie 18 Jahre lang mindestens ein Turnier pro Saison gewann. Beide haben heute selbstverständlich einen Ehrenplatz in der Hall of Fame des Golfsports.

Whitworth gehörte zu jenen, die jene Pionierarbeit leisteten, von der heute Millionen junge Golferinnen profitieren

Die beeindruckenden Zahlen sind allerdings nur eine Facette in Kathy Whitworths Karriere. Sie steht auch stellvertretend für den Aufstieg des Frauen-Golfs, das in den späten 50er-Jahren noch in den Anfängen steckte: Viele Klubs ließen Frauen nicht einmal auf ihren Anlagen spielen, bei LPGA-Turnieren gab es vereinzelt gar Beschwerden von Klub-Mitgliedern, die wegen Whitworth und ihren Kolleginnen auf ihre Freizeitrunden warten mussten. Frauen durften zuschauen, aber Profisportler sollten bitte nur die Männer sein.

35 Frauen spielten damals bei einem Turnier mit, Whitworth und Spielerinnen wie Mickey Wright (die 2020 verstarb) und Louise Suggs, die 2015 - fast 92-jährig - starb, leisteten die Pionierarbeit, von der heute Millionen junge Golferinnen profitieren, weil der Sport mit jedem Jahrzehnt ein wenig mehr von seinem bisweilen abstoßenden, männlichen Elitarismus verlor. Whitworth allerdings veränderte ihren Sport nicht durch markante Worte und laute Kampagnen wie etwa Billie Jean King das Tennis - sie war eine stille Siegerin und eine brillante Golferin. Manche sagen, bis heute habe niemand jemals einen Putter besser beherrscht als Kathy Whitworth. Das brachte ihr Respekt ein, bei Männern und Frauen, die von ihren sportlichen Leistungen inspiriert wurden.

Am 24. Dezember starb Kathy Whitworth im Alter von 83 Jahren im Kreis ihrer Familie.

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