Die Optimisten, die in Dortmund äußerst zahlreich sind, haben es nicht wahrhaben wollen. Dass Mario Götze am Dienstag das Training, das weitgehend im Verborgenen abgehalten worden war, hatte abbrechen müssen - reine Vorsichtsmaßnahme, meinten sie. Und dass es nun landauf, landab hieß, dies sei nun aber ein herber Rückschlag für den Herausforderer im Champions-League-Finale am Samstagabend im Wembleystadion - nichts als künstliche Aufregung, wandten die Optimisten ein.
Aber am Mittwoch um vier Uhr nachmittags kam die Nachricht, die selbst die Optimisten als Tatsache zur Kenntnis nehmen mussten: Offensivspieler Mario Götze wird nicht teilnehmen können am Endspiel gegen den FC Bayern in London. All die großen Hoffnungen auf eine rechtzeitige Genesung des Nationalspielers, der sich vor drei Wochen einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hatte - sie bleiben unerfüllt.
Wie eine medizinische Untersuchung am Mittwoch ergab, ist Götzes alte Verletzung bei seiner Rückkehr in das Mannschaftstraining am Vortag wieder aufgebrochen. "Es tut mir unglaublich leid, der Mannschaft in dieser wichtigen Partie nicht helfen zu können", wird der 20 Jahre alte Götze, dem in 17 Champions-League-Spielen bisher zwei Tore glückten, in einer Vereinsmitteilung zitiert.
Götze wird mit dem Team am Freitag nach London reisen, "um die Jungs abseits des Rasens nach Kräften zu unterstützen", wie er ausrichten ließ. Der große Abschied beim BVB, dem er seit zwölf Jahren angehört, bleibt ihm jedoch versagt. Sein nächstes Spiel wird er beim FC Bayern bestreiten.
Durch seine unfreiwillige Abwesenheit hilft er den in nahezu voller Kaderstärke antretenden Münchnern nun schon vorher. Experten wie Ottmar Hitzfeld halten den Verlust des Spielmachers für eine gravierende Schwächung.
Die bittere Nachricht für Götze und die Borussia ist möglicherweise eine gute Nachricht für Kevin Großkreutz. Dem 24-Jährigen, der ebenfalls in der Jugendabteilung des Vereins aufgezogen wurde, räumen Kenner die besten Chancen ein, den freien Platz in der Formation besetzen zu dürfen. Für ihn sprechen seine Defensivstärke und sein stets ertragreiches Laufpensum; er könnte auf dem linken Flügel dazu dienen, die Kreise von Philipp Lahm und Arjen Robben einzuengen.
Marco Reus, die übliche 1-A-Lösung auf dem linken Flügel, würde dann ins Zentrum umziehen, dort hatte er bereits am Samstag gegen Hoffenheim gespielt. Alternativ bietet sich eine Rochade mit Ilkay Gündogan an. Er könnte die Aufgabe des Spielmachers übernehmen, der Routinier Sebastian Kehl seinen Platz im defensiven Mittelfeld neben Sven Bender erhalten.
Splitter zum Champions-League-Finale:Neuer lobt Weidenfeller, die Queen sagt ab
Noch vier Tage bis zum Champions-League-Finale in London: Bayern-Keeper Manuel Neuer ist voll des Lobes über sein Gegenüber, der Sieger bekommt satte 10,5 Millionen Euro. Und die Queen? Sagt ihren Finalbesuch einfach ab.
Anders als zunächst angekündigt, hat der BVB zur vorletzten Trainingseinheit auf dem heimischen Gelände im Stadtteil Brackel den Reportern die Tür gewiesen. Geheimtraining, heißt das in der Fach- sprache. Trainer Jürgen Klopp will seine Ruhe haben und den Medien keine Gelegenheit für Spekulationen geben. Mit Mats Hummels, dem Abwehrchef und heimlichen Spielgestalter, gibt es noch einen zweiten wichtigen Spieler in seinem Team, dessen volle Arbeitskraft in Frage steht. Hummels' Einsatzchancen werden jedoch nicht nur von den Optimisten, sondern auch von ihm selbst positiv beurteilt.
Unerfreuliche Nachrichten wurden hingegen über Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek verbreitet. Ihn plagen, wie es heißt, seit einigen Monaten Hüftprobleme. Nach dem Champions-League-Finale soll er deswegen operiert werden. Laut WAZ droht dem polnischen Nationalspieler eine Zwangspause von bis zu fünf Monaten. Für Piszczek wäre es nicht die erste Hüft-Operation. Schon in seiner Zeit bei Hertha BSC hatte er sich Ende 2008 einem Eingriff unterziehen müssen und war fast ein halbes Jahr ausgefallen.