Glasner wird Trainer in Frankfurt:Österreicher für Österreicher

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Adi Hütter (nun Trainer in Gladbach) und Oliver Glasner beim Bundesligaspiel zwischen Wolfsburg und Frankfurt. (Foto: Darius Simka via www.imago-images.de; imago/imago images/regios24)

Oliver Glasner geht von Wolfsburg nach Frankfurt und folgt auf Landsmann Adi Hütter. Mit der Personalie komplettiert die Eintracht die neue sportliche Führung - und kann sich nun um den Kader kümmern.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

In Zeiten, in denen Zuschauer noch zum Bundesliga-Alltag gehörten, konnte sich Axel Hellmann mitunter einen bösen Fingerzeig in Richtung Gästeblock nicht verkneifen. Wenn der VfL Wolfsburg oder RB Leipzig im Frankfurter Stadtwald antraten, regte sich das Vorstandsmitglied von Eintracht Frankfurt bisweilen fürchterlich auf, wie wenige Anhänger die Klubs zu Auswärtsspielen begleiten würden. Insofern entbehrt es nicht einer gewissen Pikanterie, dass der Europa-League-Teilnehmer aus dem traditionsreichen Fußball-Standort Frankfurt seine Leerstellen auf sportlicher Leitungsebene eben mit Personal von solchen Vereinen schließt. Nach Manager Markus Krösche, der seinen Vertrag in Leipzig aufgelöst hatte, kommt nun also Trainer Oliver Glasner, dessen Weggang aus Wolfsburg sich wegen Differenzen mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke angedeutet hatte.

Und siehe da: Nun hat der Jurist Hellmann, 49, nur Lob parat. "Oliver Glasner hat in den vergangenen zwei Jahren beim VfL Wolfsburg bewiesen, dass er in der Lage ist, auf absolutem Topniveau zu arbeiten und junge Spieler weiterzuentwickeln", teilte der Vorstandssprecher der Frankfurter Fußball AG mit. In einer Situation mit einer hohen Personalfluktuation rund um die Mannschaft habe man "bewusst auf einen Trainer mit Erfahrungen aus der Bundesliga und dem internationalen Wettbewerb gesetzt".

Hansi Flick als Bundestrainer
:Die logische Wahl

Hansi Flick war durch seine Titel mit Bayern für andere Top-Klubs interessant geworden, entschied sich aber für die Nationalelf. Dass er nach der EM Bundestrainer wird, liegt auch an Oliver Bierhoffs Rolle.

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Seine Spielerkarriere verbrachte Glasner hingegen zunächst fast nur einem Ort: Stolze 568 Pflichtspiele bestritt er für seinen Heimatverein SV Ried in Oberösterreich, als Trainer machte er sich dann mit seinen Erfolgen beim Linzer ASK für den Wechsel zum VfL Wolfsburg vor zwei Jahren interessant. Glasner erhält bei der Eintracht einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024. Der ausgebildete Diplom-Kaufmann kommt allerdings nicht kostenlos, da sein Arbeitspapier beim VW-Verein noch bis 2022 gelaufen wäre. Die Frist für die Ausstiegsklausel über fünf Millionen Euro war bereits ausgelaufen, beide Parteien konnten sich offenbar bei einer moderateren Summe einigen.

Glasner soll den Stil des Vorgängers weiterführen

Die Hessen sind überzeugt, dass der bodenständige Gestalter Krösche, 40, und der sachliche Fußballlehrer Glasner, 46, gut zusammenpassen. Beide werden am abwandernden Erfolgsgespann gemessen: Der zu Hertha BSC wechselnde Sportvorstand Fredi Bobic, 49, und der zu Borussia Mönchengladbach ziehende Trainer Adi Hütter, 51, ergänzten sich mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften, um aus einem biederen Mittelklasseverein einen ambitionierten Zukunftsklub zu formen, der nun schon das dritte Mal binnen vier Jahren europäisch spielt.

Glasner soll nun die Spielphilosophie seines Vorgängers weiterführen. Der offensive Stil soll bitteschön Markenkern bleiben, weil sich damit auch die treue Fangemeinde bestens unterhalten fühlte. Hilfreich könnte sein, dass es in der Trainerkarriere der beiden Österreicher Glasner und Hütter einige Kreuzungspunkte gab. Bei beiden war Red Bull Salzburg die erste Trainerstation: Glasner begann dort 2013 als Assistent von Roger Schmidt, Hütter bereits 2007 als Co-Trainer der Reserve. Eigentlich sollte Glasner 2014 als Schmidts Assistent bei Bayer Leverkusen arbeiten, doch dann lockte sein Herzensklub Ried mit einem Posten als Cheftrainer. Dort hatte nämlich Hütter seine Zusage zurückgezogen.

In der Offensive könnte sich die erste Baustelle ergeben

Für Glasner ist es zweitrangig, dass die Hessen - im Gegensatz zu den Niedersachsen - nicht in der Champions League antreten. "Eintracht Frankfurt ist ein spannender Klub und hat in den vergangenen Jahren eine tolle Entwicklung genommen. Die Emotionalität in der Stadt und der Region rund um die Eintracht ist großartig", ließ der Familienvater wissen, der in Frankfurt die Möglichkeit sieht, "eine Mannschaft auf einem starken Niveau weiterzuentwickeln".

Klitzekleines Problem: Beim zweitbesten Bundesliga-Torjäger André Silva (28 Saisontreffer) deutet alles auf einen Abschied gegen eine hohe Ablöse spätestens nach der EM hin. Real-Leihgabe Luka Jovic kehrt ohnehin nach Madrid zurück, auch bei seinem serbischen Landsmann Filip Kostic könnte es den Wunsch nach einer Luftveränderung geben. Trotzdem ist einer wie Axel Hellmann ziemlich entspannt: Die größten Baustellen sind aus seiner Sicht bearbeitet, um die Feinarbeiten müssen sich nun Krösche und Glasner kümmern.

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