Gladbach vor dem DFB-Pokal-Halbfinale:Die Bayern-Spezialisten verstecken sich

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Äußerst klug hat Borussia Mönchengladbach bereits zweimal in dieser Saison die Offensivkraft des FC Bayern gestoppt - vor dem Pokalspiel am Mittwochabend wollen die Gladbacher von einem Duell auf Augenhöhe trotzdem nichts wissen. Sie sprechen gar vom Spiel "David gegen Goliath". Bitte was?!

Carsten Eberts

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl kann ein komischer Kauz sein, so viel ist bekannt. In früheren Jahren gab er gerne Halbzeitinterviews im Stil eines HB-Männchens, in denen er sich regelmäßig um Kopf und Kragen redete, mittlerweile ist Eberl freilich ruhiger geworden. Der Neuen Ruhr / Neuen Rhein Zeitung diktierte er vor dem Pokalhalbfinale gegen den FC Bayern trotzdem: "Ein Heimspiel im Halbfinale gegen einen schier unschlagbaren Gegner ist die wunderbare Konstellation David gegen Goliath."

Bayern-Spezialist: Trainer Lucien Favre. (Foto: dapd)

Man will Eberl am liebsten zurufen: Bitte was?! Es ist schließlich ein seltsames David-gegen-Goliath-Spiel, wenn der David den Goliath in dieser Saison bereits zweimal bezwungen hat. Gleich am ersten Spieltag gewann die Borussia 1:0 in München, zum Start der Rückrunde gar 3:1, jeweils nicht gerade zufällig, sondern in kluger, durchdachter Manier. Drei Siege gegen den FC Bayern in einer Saison, das schaffte zuletzt Eintracht Frankfurt. Vor 35 Jahren.

Gladbachs Trainer Lucien Favre warnt ebenfalls davor, von einem Spiel auf Augenhöhe zu sprechen, auch wenn sich der Schweizer etwas differenzierter ausdrückt. "Das sind diesmal andere Vorzeichen als im August und im Januar", erklärt Favre, "die Bayern sind stabil geworden. Sie haben die Klasse der deutschen Nationalmannschaft, plus Ribéry und Robben." Die Bayern kommen mit der Wucht von 20:1-Toren in drei Spielen nach Mönchengladbach, produziert an nur drei Arbeitstagen gegen Hoffenheim, Basel und Berlin. Größer kann das offensive Selbstbewusstsein einer Mannschaft eigentlich kaum sein.

Ähnliches Schicksal dürfte den Gladbachern nicht widerfahren, Favre hat längst gezeigt, dass er eine Ahnung davon hat, wie sein Team gegen diese Bayern bestehen kann. Natürlich profitierte die Borussia bei den beiden Siegen jeweils von schweren Patzern des Münchner Keepers Manuel Neuer, der im August erst an einem langen Ball auf Igor de Camargo vorbeifaustete, im Januar dann Marco Reus das Spielgerät serviergerecht zum 1:0 auf den Fuß legte.

Spielerisch kann die Borussia trotzdem ihre Lehren aus den bisherigen Aufeinandertreffen ziehen - in ausschließlich positivem Sinne. Denn die Taktik, die Trainer Favre jeweils wählte, ging wunderbar auf; sie wurde sogar zum Musterbeispiel für andere Teams, die es schafften, die Bayern in dieser Saison zu besiegen: Mönchengladbach achtete stets penibel darauf, bloß nicht in Konter zu laufen, machte die Spielfeldmitte über seine laufstarken Sechser Håvard Nordtveit und Roman Neustädter dicht und doppelte, wann immer möglich, die stilprägenden Außenspieler der Bayern.

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Jonas Beckenkamp, Fürth

Favre führte den Bayern damit vor Augen, was ihnen am meisten weh tut: Wenn sie keinen Platz bekommen. Wenn man ihnen auf den Füßen steht. Wenn man die Münchner Innenverteidigung auf hohem Tempo in Eins-gegen-eins-Situationen zwingt, sie blitzartig überfällt. "Wir müssen aggressiv sein, robust in die Zweikämpfe gehen und uns gegenseitig unterstützen", folgert Stürmer Mike Hanke, "damit sie gar nicht erst in Schwung kommen."

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Eine Personalie dürfte Trainer Favre dabei besonders zupasskommen. Patrick Herrmann, sein zuletzt rekonvaleszenter Mittelfeldmann, steht nach seinem Schlüsselbeinbruch wieder im Kader (auch wenn er einen speziellen Karbon-Panzer tragen muss). "Er kann spielen. Er ist bereit und hat keine Angst", ließ sich Favre am Dienstag zitieren. Ob Herrmann gar ein Kandidat für die Startelf sein könnte, ließ Favre allerdings offen.

Für die Bayern ist das keine allzu gute Nachricht. Beim 1:3 zum Rückrundenstart war es nicht etwa der gefeierte Nationalspieler Marco Reus, der den Münchnern am nachhaltigsten wehtat, sondern Offensivkollege Herrmann. Seine schnellen Vorstöße bekamen die Bayern nie in den Griff - während sich die Münchner Defensive zu häufig auf Reus konzentrierte, bedankte sich Herrmann mit blitzgescheiten Toren zum 2:0 und 3:0.

Das haben auch die Bayern nicht vergessen. "Es wird sicher kein 6:0 oder 7:0 werden", sagte Arjen Robben, "Gladbach hat einige Spieler da vorne drin, die sehr gefährlich sind. Da müssen wir aufpassen." Die Bayern, so viel steht fest, wären diesmal auch mit einem 1:0 hochzufrieden.

Diese Gladbacher wollen also der David sein? Kurz zurück zu Max Eberl, denn ein Bonmot hatte sich der Sportdirektor noch aufgehoben. "Wir wollen das Unmögliche möglich machen", orakelte Eberl über die zu erwartende eigene Chancenlosigkeit. Man will Eberl am liebsten zurufen: Bitte was?!

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