Gladbach gegen Schalke 3:1:Reus schießt Schalke aus dem Pokal

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Trotz eines gebrochenen Zehs führt Nationalspieler Marco Reus seine Gladbacher mit zwei Toren zum 3:1 gegen Schalke 04. In der vergangenen Saison fast abgestiegen, steht Gladbach damit im Viertelfinale gegen Hertha BSC. Cup-Verteidiger Schalke hingegen ist ausgeschieden - und beklagt zwei Platzverweise.

Borussia Mönchengladbach hat die beste Bundesliga-Hinrunde seit 35 Jahren hinter sich gebracht, weshalb zuletzt viel geredet wurde über Borussia Mönchengladbach und seine so interessanten Spieler: Über den Angreifer Marco Reus zum Beispiel, über den Verteidiger Dante oder den Torwart Marc-André ter Stegen.

Wer jubelt mir zu? Marco Reus nach seinem zweiten Treffer gegen Schalke. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Eine wirklich gute Hinrunde aber ist nur eine solche, wenn auch das letzte Pflichtspiel vor Weihnachten gewonnen wird, für Mönchengladbach war dies das Pokalspiel gegen Schalke am Mittwochabend. Mönchengladbach gewann tatsächlich, 3:1, und nun steht auch fest, dass Gladbachs Spieler der Hinrunde genau genommen zwei sind: zum einen Marco Reus, zum anderen der linke Fuß von Juan Arango.

Schon nach 18 Minuten war am Mittwochabend zu sehen, warum: Marco Reus schlug den Ball flach von der Seite in den Strafraum, Schalkes Verteidiger Papadopoulos grätschte dazwischen, der Ball landete bei Arango, und der zögerte keinen Moment, sondern überließ die Arbeit seinem linken Fuß. Juan Arangos linker Fuß schlenzte den Ball in Seelenruhe knapp am Pfosten vorbei ins Tor.

Noch vor der Partie hatte Schalkes Torjäger Raùl prophezeit, die Begegnung mit Gladbach würde "schwierg, sehr kompliziert". In Gladbach mögen sie ähnliches gedacht haben, Mönchengladbach gegen Schalke, das war ja auch ein Zusammentreffen der mitreißendsten Teams der vergangenen Wochen: Gladbach hatte fünf Pflichtspiele in Serie gewonnen, Schalke etwa kürzlich Bremen mit 5:0 vorgeführt.

Dann aber begann diese letzte Woche vor Weihnachten, und Cheftrainer Huub Stevens musste die Mannschaft für ein paar Tage verlassen: Er fuhr am Montag zu seiner schwerkranken Mutter in die Niederlande. In Gladbach vertrat ihn sein Co-Trainer Seppo Eichkorn; weder an Eichkorn, noch Stevens aber lag es, dass Schalke den Einzug ins Viertelfinale und damit eine Prämie von 1,1 Millionen Euro verpasste. "Es war schwer für Schalke", stellte Gladbachs Trainer Lucien Favre zufrieden fest, "heute gegen uns zu spielen."

Vielleicht lag es aber auch ein bisschen an Klaas-Jan Huntelaar, der seine Mannschaft zu Beginn der zweiten Halbzeit so kurios wie unnötig schwächte. Weil Schalke nach dem ersten Durchgang verdient in Rückstand lag, ließ sich Eichkorn einiges einfallen: Er wechselte Julian Draxler für Teemu Pukki ein und stellte das System um. Dann wurde das Spiel angepfiffen, kurz darauf lief Klaas-Jan Huntelaar dem Ball nach, schlug ihn von der Grundlinie in den Strafraum, doch der Linienrichter hob die Fahne: Er hatte den Ball im Aus gesehen, zu Recht.

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Huntelaar reagierte erstaunlich erregt, beschimpfte den Linienrichter, weshalb Schiedsrichter Wolfgang Stark mit gezückter gelber Karte auf Huntelaar zueilte. Als Huntelaar Stark sah, nickte er und applaudierte höhnisch - und Stark entschied auf Gelbrot, auch das zu Recht. Statistisch ist das nicht eindeutig zu belegen, aber Klaas-Jan Huntelaar ist jetzt vielleicht der Spieler in der Pokalgeschichte, der am schnellsten zwei gelbe Karten hintereinander und damit Gelbrot gesehen hat.

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Huntelaars Feldverweis aber blieb nicht der einzige für Schalke an diesem Abend. Am Ende, als die Partei schon gelaufen war, musste auch Jermaine Jones nach gelbroter Karte vom Platz, auch das zu Rech;: Jones durfte ohnehin froh sein, überhaupt noch dabei zu sein. Hatte er doch Reus in der ersten Halbzeit auf hinterhältige Art und Weise getreten: Die Partei war da unterbrochen, ein paar Spieler standen vor Stark, unter anderem Reus, als Jones sich von rechts dem Gladbacher näherte, um ihn herum schlich und ihm gezielt auf den linken Fuß trat, auf den Fuß also, dessen kleiner Zeh gebrochen war.

"Da gibt's keine zwei Meinungen", sagte Reus hinterher, als ihm die Szene auf dem Fernseher vorgespielt wurde, "ich weiß nicht, warum man das macht." Stark hatte die Szene nicht gesehen, die späte Strafe für Jones folgte so erst in der 88. Minute. Da stand es schon 3:1.

Zehn Minuten nach Huntelaars gelbroter Karte führte Marco Reus den Ball an der Strafraumgrenze, und weil Reus einen rechten Fuß besitzt, der manchmal sehr frech agieren kann, schoss er aus dem Lauf heraus und ohne von Gegenspieler Matip gehindert zu werden flach auf die linke Torecke - Schalkes Torhüter Lars Unnerstall war derart überrascht, dass er nicht reagieren konnte. 2:0, ein Mann mehr: Es schien, als sei das Spiel entschieden.

Das dürfte besonders in Fürth für Verärgerung gesorgt haben: Der Fürther Trainer Mike Büskens, langjähriger Schalker Spieler, hatte ja nach dem Sieg gegen den 1. FC Nürnberg tags zuvor gesagt: Er wolle das jetzt nicht preisgeben, aber, ja, er habe für das Viertelfinale schon einen Wunschgegner.

Immerhin: Nach 70 Minuten durfte Büskens noch einmal hoffen. Ter Stegen ließ einen Schuss von Jurado abprallen, Draxler verkürzte auf 1:2, danach rannten die Schalker, so viel sie konnten, entwickelten Druck. Doch dann, es lief die 88. Minute, spielte Arangos linker Fuß den Ball über das halbe Spielfeld nach vorne, Torwart Unnerstall rannte dem sprintenden Reus entgegen, er war schneller - und rutschte am Ball vorbei. Reus nahm sich den Ball und schob ihn ins leere Tor: Gladbach stand zum ersten Mal seit 2004 im Viertelfinale - und spielt dort bei Hertha BSC Berlin.

© SZ vom 22.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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