Fußball-WM in Brasilien:"Da ist es laut, da ist es heiß"

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Da will die deutsche Mannschaft hin: Im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro geht das WM-Endspiel über die Bühne (Foto: AFP)

30 Grad Hitze und achtzig Prozent Luftfeuchtigkeit im Norden, Minusgrade an den Spielorten im Süden: Für Bundestrainer Joachim Löw und die Nationalspieler ist die kommende WM die größte Herausforderung ihrer Karriere. Um ihr zu begegnen, haben sie schon jetzt mit bekannten Gewohnheiten gebrochen.

Von Philipp Selldorf

Joachim Löws Reise nach Brasilien zum Confederations Cup im vorigen Sommer hatte den Charakter eines touristischen Crash-Kurses: acht Ziele in fünf Tagen, per Auto, Bus und Flugzeug kreuz und quer durchs riesige Land.

Aber auch in aller Kürze hatte der Bundestrainer genug erlebt, um mächtig beeindruckt zu sein. Seine Reiseberichte legten den Schluss nahe, dass er womöglich lieber zu Hause bleiben, als bei der Weltmeisterschaft mitspielen möchte.

"Feuchtes, tropisches Klima, extreme Temperaturwechsel, Staus auf den Straßen, lange Flugzeiten, Reisestrapazen", so lauteten seine Anmerkungen, und davon ist er auch am Tag vor der Auslosung der WM-Vorrunde nicht abgerückt. Abgesehen davon, dass er auch noch auf die permanente Lärmbelästigung hinwies.

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Allerdings hat Löw noch mal klargestellt, dass er sich trotzdem auf diese WM im mutmaßlich fußballverrücktesten Land der Welt freut, und dass er längst damit begonnen hat, seine Spieler in die Notwendigkeiten einzuweisen. "Da ist es laut, da ist es heiß. Aber wer Weltmeister werden will, muss das alles verdrängen. Ich bin mir sicher, dass wir das bewältigen", sagte er der Presse.

"Anpassen", die Widrigkeiten ignorieren, das hat er zum obersten Gebot erhoben. Die körperlichen Anforderungen sind durch die schnelle Folge der Spiele ohnehin hoch, durch die sehr unterschiedlichen Klimabedingungen werden sie noch höher sein.

Vor allem die tropisch geprägten Spielorte im Norden wie Manaus und Fortaleza fordern Respekt, zumal da die Spiele mittags oder nachmittags stattfinden. Mehr als 30 Grad Hitze bei achtzig Prozent Luftfeuchtigkeit im Norden, Minusgrade an den Spielorten im winterlichen Süden - das sind die Bedingungen, denen man begegnen muss.

Für Löw und seine Mitstreiter ist das Championat in Brasilien das fünfte große Turnier seit der WM 2006, Teammanager Oliver Bierhoff lässt keine Zweifel daran, dass es die bisher schwerste Herausforderung darstellt. Man hat daher Abschied von Gewohnheiten genommen.

Üblicherweise waren die Deutschen immer die Ersten, die schon lange vor der Auslosung mit der Einrichtung ihres Quartiers im Gastgeberland begonnen hatten. Diesmal lassen sie sich so viel Zeit wie nie zuvor. Ihre berühmte Gründlichkeit geht jetzt noch ein Stück weiter. Der DFB sicherte sich drei Unterkünfte, um sich für alle Eventualitäten, vor allem für die Reisestrapazen, zu wappnen.

Im Zentrum des Vergnügens

DFB-Mitarbeiter haben sich schon in Brasilien umgeguckt, bevor die Nationalelf das erste Qualifikationsspiel bestritten hatte. Über die unbeschwerten Niederländer, die sich geradewegs im Zentrum des Vergnügens, gleich am Strand von Rio de Janeiro, eingemietet haben, können die Deutschen nur staunen. Löws Mannschaft könnte im schwülwarmen Salvador an der Atlantikküste oder ein wenig südlich davon in Porto Seguro wohnen.

Auch ein Haus am Rande der Riesenstadt São Paulo, wo es im brasilianischen Winter mäßig warm ist, kommt infrage. Wesentliche Kriterien: Nähe zu Flughafen und Trainingsplatz. Zur sportlichen Vorbereitung begibt sich das DFB-Team Mitte Mai nach Südtirol, in den ersten Juni-Tagen geht es nach Südamerika, wo am 12. Juni die WM beginnt, die laut Joachim Löw "ein Turnier des Willens" wird.

© SZ vom 06.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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