Die Fifa ist verkommen; das weiß die Welt inzwischen. In das Bild einer korrupten Fußballwelt passt der Vorwurf des Spiegel, auch die Weltmeisterschaft 2006 sei gekauft worden. Hier die wichtigsten Fragen und, so weit möglich, Antworten zum angeblich zerstörten Sommermärchen.
Was räumt der Deutsche Fußball-Bund ein?
Der DFB bestätigt eine Zahlung des WM-Organisationskomitees (OK) vom April 2005 in Höhe von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband Fifa. Das Geld sei möglicherweise zweckwidrig verwendet worden. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nennt das den "offenen Punkt". Aufklären sollen das der Kontrollausschuss des DFB und eine Wirtschaftskanzlei.
Wofür hat der DFB offiziell gezahlt?
Am 8. April 2005 unterrichtete das WM-Organisationskomitee den Präsidialausschuss des Aufsichtsrats bei einer Sitzung in Köln, dass man nicht benötigte Mittel aus dem mit zwölf Millionen Euro dotierten Kulturetat umschichten wolle. Diese Mittel sollten "zu einem größeren Teil zu Gunsten der Auftaktveranstaltung" der WM genutzt werden. So steht es nach Angaben des damaligen Bundesinnenministers Otto Schily, der dem Aufsichtsrat und dessen Präsidialausschuss angehört hatte und der nun auf SZ-Anfrage antwortete, unter Ziffer sechs des Sitzungsprotokolls. Der Ausschuss, dem alle Verträge ab einem Volumen von 500 000 Euro zur Genehmigung vorgelegt werden mussten, nahm diese Absicht des OK laut Schily allerdings lediglich "zur Kenntnis".
Hat der Aufsichtsrat das Geld für die Fifa damit überhaupt freigegeben?
Das ist zumindest fraglich. Das Bundesinnenministerium erklärte auf Anfrage der SZ, "ein zustimmender Beschluss wurde jedoch nicht gefasst". Im Nachhinein lasse sich "die Freigabe entsprechender Finanzmittel bzw. die tatsächliche Zahlung nicht nachvollziehen".
Wer war mit diesem Vorgang befasst?
Theo Zwanziger, damals einer der Vizechefs des OK und für dessen Finanzen verantwortlich, hatte laut Sitzungsprotokoll das Kulturbudget erläutert. Von diesem Vorgang müsste also die ganze OK-Spitze gewusst haben: Franz Beckenbauer, Wolfgang Niersbach, Horst R. Schmidt. Dazu natürlich die Mitglieder des Präsidialausschusses im Aufsichtsrat, darunter Schily. Damals sah die geplante Zahlung an die Fifa auf den ersten Blick nach einem ganz normalen Vorgang aus.
Warum der krumme Betrag von 6,7 Millionen Euro?
Das ist das nächste Rätsel. Laut Innenministerium sah der Beschlussvorschlag des OK vor, der Fifa sieben Millionen Euro für die Eröffnungsgala zu geben. Schily schrieb der SZ, er nehme an, dass in der Sitzung am 8. April 2005 ein konkreter Betrag genannt worden sei. "Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser konkrete Betrag eine runde Summe gewesen. Wenn ein Betrag von 6,7 Millionen Euro genannt worden wäre, hätte es vermutlich Nachfragen gegeben, wie er zustande kommt." Für den unrunden Zuschuss zur Auftaktgala der WM, die 20 bis 25 Millionen Euro kosten sollte, gibt es bislang keine plausible Erklärung.
Warum hat das OK den Zuschuss nach der Absage der Gala durch die Fifa Anfang 2006 nicht zurückgefordert?
Darauf gab der DFB bis heute keine Antwort. Das Bundesinnenministerium hatte der Fifa sofort vorgehalten, Absprachen über Planung und Ablauf der Veranstaltung gebrochen zu haben. Seitens des WM-OK herrschte dagegen offenbar Funkstille.