Fußball:Vertragsverkündung soll Torespektakel folgen

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Stockholm (dpa) - Gleich nach dem Tore-Spektakel von Stockholm setzte sich Joachim Löw mit seinen engsten Vertrauten zusammen. Dabei ging es aber nicht um die beim 5:3-Sieg gegen Schweden wieder aufgebrochene Defensivanfälligkeit, auch nicht um die überragenden Offensivmöglichkeiten der DFB-Elf.

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Stockholm (dpa) - Gleich nach dem Tore-Spektakel von Stockholm setzte sich Joachim Löw mit seinen engsten Vertrauten zusammen. Dabei ging es aber nicht um die beim 5:3-Sieg gegen Schweden wieder aufgebrochene Defensivanfälligkeit, auch nicht um die überragenden Offensivmöglichkeiten der DFB-Elf.

Die Sportliche Leitung zurrte fest, wie bis zum Wochenende das Dauerthema Vertragsverlängerung vom Tisch kommt. „Die Verhandlungssituation ist entspannt. Wir sind ja ständig in Gesprächen. Man wird nicht lange warten“, verkündete Manager Oliver Bierhoff nach dem „relativ spektakulären“ (Löw) Fußballabend in der Friends Arena Solna.

Ungeschlagen und mit neun Siegen aus zehn Spielen hat Löw mit seinem Team das Ticket zur Fußball-WM im kommenden Sommer in Brasilien gebucht. „Dass wir uns defensiv insgesamt als Mannschaft unbedingt verbessern wollen, ist klar. Daran werden wir weiter arbeiten“, erklärte der Bundestrainer nicht zum ersten Mal und wirkte dabei völlig unaufgeregt. „Man ärgert sich über jedes Gegentor. Aber wir haben gewonnen. Wir haben fünf Tore geschossen. Wir können zufrieden sein. Es ist alles gut“, erklärte André Schürrle.

Der Mann des Abends, der gegen unbequeme Schweden mit seinem ersten Tore-Dreierpack im DFB-Trikot maßgeblich eine historische Pleite verhindert hatte, sieht wie seine Kollegen die weitere Zusammenarbeit mit Löw bis 2016 fast rosarot. „Man muss bloß die letzten Jahre sehen, wie wir Fußball gespielt haben. Er ist offen, er spricht viel mit den Spielern, er gibt einem ein gutes Gefühl“, betonte der erstarkte Schürrle, der nun sogar dem „Deutschland-Poldi“ Lukas Podolski den WM-Platz streitig macht: „Man sieht auch auf dem Platz, dass vieles sehr gut klappt.“ Trotz der in Schweden wieder zutage getretenen Defensiv-Aussetzer haben Philipp Lahm und Co. eine beeindruckende Ausscheidungsrunde hingelegt: In nun schon 32 Qualifikationspartien für Welt- und Europameisterschaften nacheinander blieb das Team unbezwungen - ein durchaus überzeugender Grund für eine Vertragsverlängerung.

Seit dem personellen Umbruch 2010, als junge Spieler wie Mesut Özil und Sami Khedira dazukamen, hat Deutschland von 25 Pflichtspielen 23 gewonnen, einmal unentschieden gespielt im 4:4-Hinspiel gegen Schweden und nur einmal verloren, im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien, rechnete Löw vor.

„Wir alle wissen, wie die Entwicklung seit 2004 gelaufen ist. Das spricht ganz klar für unseren Trainer, auch die Bilanz mit den vielen Siegen. Für den Erfolg ist er nun mal hauptverantwortlich“, erklärte der Neue im Club der hundert Länderspiele, Bastian Schweinsteiger. „Ich bin überzeugt, dass wir eine erfolgreiche WM spielen werden in Brasilien“, schloss der 29 Jahre alte Münchner an, ungeachtet der nun wieder aufkommenden Diskussion über die Defensiv-Anfälligkeit.

„Wir waren nicht ganz konzentriert und mussten aus zwei Schüssen zwei Tore hinnehmen, obwohl wir feldüberlegen waren“, bemerkte Löw zum Stockholmer Fehlstart, den Mesut Özil, Mario Götze und dreimal Schürrle vor 50 000 Zuschauern mit ihren Toren mehr als wettmachten.

„Im vergangenen Jahr war ich mit seiner Entwicklung nicht so zufrieden“, berichtete Löw von einigen Gesprächen mit Schürrle, die sichtbar Wirkung zeigten: „In den vergangenen zwei, drei Spielen bei uns zeigt er, was er kann: Dynamisch nach vorn gehen und den Abschluss suchen“, lobte der Bundestrainer.

Der Ex-Leverkusener Schürrle lieferte im Hochgefühl des persönlichen Galaabends eine schelmische Begründung für seine Tore-Explosion: „Meine Mutter und meine Schwester haben so lange auf mich eingeredet, dass ich mich rasieren muss. Vielleicht hat es Glück gebracht.“ Mit den drei Treffern von Schürrle legten die deutschen Offensiv-Zauberer in den vier abschließenden WM-Ausscheidungsspielen der Konkurrenz insgesamt 14 Eier ins Nest, was auch bei den größten WM-Rivalen kräftigen Respekt hinterlässt. „Es ist schon beeindruckend, welche Qualität die Spieler haben“, schwärmte auch Manager Bierhoff, einst ein Weltklassestürmer ganz anderer Art.

Allerdings schleppt der Bundestrainer auch einige Defizite mit ins WM-Jahr. Denn erst in unmittelbarer Vorbereitung auf den Höhepunkt im Fußball-Traumland Brasilien hat er die Gelegenheit, ausdauernd und intensiv an den Schwächen zu arbeiten, die das WM-Titelziel gefährden könnten. „Das sind Abstimmungsprobleme, die man manchmal einfach hat, weil die Spieler aus verschiedenen Vereinen kommen, da kann das nicht zu 100 Prozent passen. Das ist die Aufgabe vor einem Turnier, da hat man Wochen Zeit, das einzustudieren. Das werden wir wieder wie vor jedem Turnier gut machen“, meinte Kapitän Lahm.

Zunächst einmal aber sollen nun die neuen Verträge für Löw, Bierhoff und Torwartcoach Andreas Köpke bis 2016 unter Dach und Fach gebracht werden. Löw-Assistent Hansi Flick könnte nach der WM in Brasilien zum DFB-Sportdirektor aufsteigen. „Das Ding wird seit drei Wochen diskutiert. Ich finde das gar nicht so spannend“, bemerkte Bierhoff: „Wenn alles geklärt ist, werden wir es bekanntgeben.“ Am Freitag soll es in der DFB-Zentrale in Frankfurt so weit sein.

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