Fußball:Verhaltene Freude bei Europa-League-Duo

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Wolfsburg (dpa) - Die Fans von Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg können den Europapokal kaum erwarten. Auch die Trainer sind stolz über das Erreichte. Spieler und Manager wissen aber nicht so recht, was sie mit der Europa League anfangen sollen.

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Wolfsburg (dpa) - Die Fans von Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg können den Europapokal kaum erwarten. Auch die Trainer sind stolz über das Erreichte. Spieler und Manager wissen aber nicht so recht, was sie mit der Europa League anfangen sollen.

Ivan Perisic kündigte schnell den Sturm in die Champions League für die kommende Saison an und Max Eberl moserte über die geringen Einnahmen in der Europa League. Grenzenloser Jubel kam nach der gemeinsamen Europapokalrückkehr der beiden Clubs nur auf den Tribünen auf. Beide Fanlager feierten ihre Teams lautstark, bei den Niedersachsen gab es gar eine Ansprache vom Aufsichtsrats-Chef Francisco Javier Garcia Sanz.

„Heute habe ich das Reden mal anderen überlassen, die meinten, sie müssten mal reden und die haben gut geredet. Sie haben uns gut gelobt“, berichtete VfL-Coach Dieter Hecking nach dem 3:1 (1:0) gegen Gladbach, das Wolfsburg Platz fünf und damit den direkten Einzug in die Gruppenphase der Europa League bescherte.

Auch wenn VW-Vorstand Sanz nach der zweitbesten Bundesligasaison der Clubhistorie jedem um den Hals fiel, die Wolfsburger Profis feierten zunächst nur verhalten. Platz fünf war nicht das, was sich der Meister von 2009 bei seiner Europapokalrückkehr erhofft hatte. „Schade, wir hatten die Chance auf Platz vier“, meinte Torschütze Perisic (68. Minute), der nur zu gerne die Champions League erreicht hätte: „Nächstes Jahr wollen wir aber unter die Top vier.“

Das es nur zu diesem „netten Wettbewerb“ (Perisic) Europa League reichte, lag am 2:1-Sieg Leverkusens gegen Werder Bremen. „Damit müssen wir jetzt zufrieden sein“, meinte auch Kevin De Bruyne, der mit seinem dritten Saisontor (30.) den Sieg eingeleitet hatte.

Auch die Gäste hatten vor dem Spiel noch die Chance auf Platz vier, waren dem Gegner am Samstag aber um eine Klasse unterlegen. Durch die Niederlage müssen sich die Gladbacher als Tabellen-Sechster im August auf dem Weg in die Europa-League-Gruppenphase noch gegen einen Playoff-Gegner durchsetzen. Und das wurmte Manager Eberl trotz der insgesamt starken Saison seines Teams: „Das wird kein Selbstläufer. Für uns heißt es: Gruppenphase oder lange Nase.“

Die Situation ist ähnlich wie vor zwei Jahren, als die Borussen nach einer bärenstarken Saison in der Qualifikation zur Champions League an Dynamo Kiew scheiterten. Das große Geld verdienten andere. Auch daran erinnerte Eberl: „Die Einnahmen in der Europa League sind leider nicht so groß, was ich sehr schade finde, weil sie eigentlich höher sein müssten.“ 2012 verlor Gladbach in Dante, Roman Neustädter und Marco Reuse eine ganze Achse an die Konkurrenz. Diesmal sind es nur die Eckpfeiler Marc-André ter Stegen und Juan Arango, die Eberl „intelligent“ kompensieren will: „Wir werden uns weiter verstärken.“

Dass eine starke Saison Fluch und Segen zugleich sein kann, könnte auch Eberls Wolfsburger Kollege Klaus Allofs noch zu spüren bekommen. Linksverteidiger Ricardo Rodriguez kokettierte mit dem kolportierten Interesse von Real Madrid und liebäugelt scheinbar mit einem Wechsel. „Das lasse ich offen“, sagte der Schweizer zu seiner Zukunft trotz des noch bis 2016 laufenden Vertrages. Auch Luiz Gustavo könnte als Stammspieler Brasiliens bei der WM Begehrlichkeiten europäischer Topclubs wecken. Angesprochen darauf reagierte Allofs unwirsch. „Alle haben noch Vertrag“, blaffte er und beendete die Fragerunde.

Es waren die Trainer, die daran erinnerten, dass beide Teams Großes geleistet haben in dieser Saison - und damit auch ihre Arbeit lobten. „Ich bin sehr sehr stolz auf diese Mannschaft, auf das was sie dieses Jahr hinbekommen hat. Wir genießen den Augenblick, auch wenn es mit Platz vier nicht gereicht hat. Der Weg ist der richtige und da sollten wir uns nicht von abbringen lassen“, meinte Hecking.

Und Gladbachs Lucien Favre erinnerte mal wieder an die Entwicklung unter ihm: „Man fordert, dass Gladbach jede Saison international spielt aber man vergisst wo Gladbach vor drei Jahren war. Da war Gladbach tot. Ich denke, wir können zufrieden sein.“

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