Fußball-Toto-Pokal:Enteilt auf Giesings Höhen

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Augen zu und durch: Türkgücüs Philipp Erhardt (r.) setzt sich im Luftduell mit Sechzig-Verteidiger Niklas Lang durch und trifft zum Sieg. (Foto: Sven Leifer/foto2press/imago)

Türkgücü München gewinnt das Stadtduell um ein Viertelfinal-Ticket im bayerischen Landespokal 1:0 gegen den TSV 1860 München. Auf dem Weg zur ersehnten DFB-Pokalteilnahme wartet nun wahrscheinlich noch der eine oder andere Amateurklub.

Von Christoph Leischwitz, München

Ganz oben auf der Mannschaftsaufstellung war "Runde 1 (+1) 20/21" zu lesen, und das machte schon deutlich: Es ist schwer zu verstehen, in welcher Runde des Verbandspokals man sich eigentlich gerade befindet, denn die Amateurmannschaften können zurzeit nicht eingreifen. Es handelt sich um eine Art Ausscheidungsturnier der bayerischen Drittligisten, das sich aufgrund der allgemeinen Ungewissheiten über den Fortgang des Spielbetriebs im Nachhinein aber auch als Finale entpuppen könnte. Jedenfalls hatte Türkgücü München das letzte Spiel des Ausscheidungsturniers 1 (+1) am späten Dienstagabend gegen den TSV 1860 München mit einem knappen 1:0 (1:0) gewonnen, und steht damit rein formal im Viertelfinale des Wettbewerbs. "Wir haben uns so viel vorgenommen, und alles umgesetzt. Da waren jetzt viele Emotionen dabei, das tut richtig gut", sagte der Siegtorschütze Philipp Erhardt, "wir wollen jetzt unbedingt in den DFB-Pokal, der ganze Verein brennt darauf." Und diesen Willen auf dem Weg zum ersehnten Pokalticket konnte man am Dienstag auf Giesings Höhen durchaus erkennen.

Wahrscheinlich wartet jetzt noch der eine oder andere Amateurklub auf dem Weg zum Pokalsieg und vor allem: auf dem Weg zur Teilnahme an der nächsten DFB-Pokal-Hauptrunde. Aktuell will der Verband weiter am Austragungsmodus festhalten. Man wolle einen "Dialog mit den noch im Wettbewerb befindlichen Vereinen" erarbeiten, um das weitere Vorgehen zu besprechen, hieß es am Mittwoch.

Stefan Stangl hat seinen Vertrag bei Türkgücü nach SZ-Informationen aufgelöst

Bei Türkgücü standen in Noel Niemann, Sebastian Maier und Kilian Fischer gleich drei ehemalige Sechziger in der Startelf, Angreifer Petar Sliskovic nahm erst einmal auf der Bank Platz. Auf der insgesamt dünn besetzten Linksverteidiger-Position begann diesmal Maxime Awoudja. Stefan Stangl, der schon seit zwei Wochen nicht mehr aufgeboten wird, hat nach SZ-Informationen seinen Vertrag bei Türkgücü vor wenigen Tagen aufgelöst.

Bei den Sechzigern wurden einige Stammspieler geschont. So spielte der 17-jährige Maxim Gresler, der zwei Spielminuten Drittliga-Erfahrung mitbrachte, von Beginn an. Und direkt neben ihm kickte der 18-jährige Niklas Lang. Diese linke Abwehrseite hatte Türkgücü ganz offenkundig auch als Löwen-Schwachstelle ausgemacht. Türkgücüs Spielmacher Sercan Sararer war nach 40 Sekunden zum ersten Mal durchgebrochen, holte da aber nur eine Ecke heraus.

Ein Vierfach-Wechsel belebt das Angriffsspiel der Sechziger

Die erste gute Chance hatten zwar die Sechziger. Ein Freistoß aus dem Halbfeld touchierte den Außenpfosten (4.). Dafür nutzten die Gäste ihre erste Möglichkeit zum Treffer: Kilian Fischer enteilte dem jungen Gresler, in der Mitte stand Mittelfeldspieler Erhardt, der den Angriff eingeleitet hatte, am ersten Pfosten nur halbherzig gedeckt von Lang. Sein Kopfball touchierte die Innenseite der Latte und fiel ins Netz (15.). In der Folge fanden die gefährlicheren Szenen im Türkgücü-Strafraum statt: Keanu Staude scheiterte mit einem Drehschuss aus kurzer Distanz an Torwart René Vollath (22.), ein Kopfball von Stephan Salger flog knapp am Tor vorbei (42.). Bei Türkgücü war aber zugleich im Spiel nach vorne eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den jüngsten Spielen zu erkennen. So auch kurz vor der Halbzeit, als sich noch einmal ein offener Schlagabtausch entwickelte. Ex-Löwe Noel Niemann schickte Lucas Röser direkt vors Tor, der bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle. Der Nachschuss von Fischer wurde geblockt (43.). Auf der Gegenseite rettete Sechzigs Keeper Marco Hiller im Eins-gegen-eins nach einem Konter über Ünal Tosun (59.).

Ein Vierfach-Wechsel der Löwen in der 64. Minute - fast gleichzeitig musste Türkgücüs Awoudja verletzt ausgewechselt werden - belebte das Angriffsspiel des Gastgebers. Dennis Dressel und Erik Tallig zogen energisch aus der Distanz ab (66., 67.), der eifrige, manchmal überhastet agierende Merveille Biankadi verzog freistehend von der Sechzehner-Linie (76.), Dressel vergab noch einmal aus kürzerer Distanz (82.). Auf der anderen Seite hatte Türkgücüs Röser einen Kopfball nach Freistoß an die Latte gesetzt (56.), nun verlegte sich das Team von Serdar Dayat aufs Kontern. In den Schlussminuten allerdings ereignete sich trotz allgemeiner Hektik auf beiden Seiten und vier Minuten Nachspielzeit nicht mehr viel, allein Richard Neudecker prüfte Vollath noch einmal mit einem Flachschuss (90.+2). "Was wir gefightet haben in der zweiten Halbzeit, da hätten wir zumindest ein Unentschieden verdient gehabt", fand Sechzigs Keeper Hiller, der also gerne ins Elfmeterschießen gegangen wäre.

Das erste Derby zwischen den beiden Teams in der Hinrunde der dritten Liga war 2:2 ausgegangen. Am 17. April hat 1860 München Gelegenheit, die Statistik wieder auszugleichen. Dann empfängt der Aufsteiger den Traditionsklub - aller Voraussicht nach wird diese Partie im Olympiastadion ausgetragen.

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