Fußball:Straßenproteste und Polizeistreiks in Brasilien

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São Paulo (dpa) - Drei Wochen von Beginn der Fußball-WM ist in Brasilien eine neue Streikwelle angelaufen. In mindestens 13 von 26 Bundesstaaten begann ein 24-stündiger Ausstand der Polícia Civil, die mit der deutschen Kriminalpolizei vergleichbar ist.

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São Paulo (dpa) - Drei Wochen von Beginn der Fußball-WM ist in Brasilien eine neue Streikwelle angelaufen. In mindestens 13 von 26 Bundesstaaten begann ein 24-stündiger Ausstand der Polícia Civil, die mit der deutschen Kriminalpolizei vergleichbar ist.

In São Paulo, der WM-Eröffnungsstadt, löste ein unangekündigter Ausstand der Busfahrer für ein Verkehrschaos aus. In der Stadt wurde am Dienstag der Rekordstau des Jahres von 261 Kilometern registriert. Auch andere Berufsgruppen sind im Streik.

Busfahrer und Kassierer erzwangen am Dienstag die Schließung von mindestens elf Buszentralen. Sie wollen mehr Geld und lehnen eine jüngst vereinbarte Lohnerhöhung um zehn Prozent als unzureichend ab. Sie verlangen eine Anhebung um 33 Prozent.

Von dem Ausstand waren hunderttausende Passagiere betroffen. An einigen Bussen wurden die Reifen zerstochen. Fünf Fahrzeuge gingen in Flammen auf. Die Hintergründe dafür sind noch unklar. São Paulos Bürgermeister Fernando Haddad sprach von „Sabotage“ und bezeichnete die Streikenden als „Guerilla“.

Die Kriminalpolizei legte am Mittwoch die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft Cobrapol rechnete damit, dass sich 50 bis 70 Prozent der Polizisten an dem Streik beteiligten. Mindestens 30 Prozent sollten weiter arbeiten, aber „Dienst nach Vorschrift“ machen. In mehreren Städten waren Protestveranstaltungen geplant.

Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine nationale Angleichung der bislang unterschiedlichen Gehaltsregelungen sowie verbesserte Sicherheitsbedingungen. Einige Regionalgewerkschaften drohten mit Streikaktionen auch während der WM vom 12. Juni bis 13. Juli.

Von dem Ausstand am Mittwoch nicht betroffen war die Polícia Militar (PM), die militarisierte Polizei, die auf den Straßen patrouilliert und für die allgemeine Sicherheit zuständig ist. Die PM hatte im April im Bundesstaat Bahia gestreikt, wodurch es in der Hauptstadt Salvador zu einem Ausbruch krimineller Gewalt mit 39 Toten kam. In der nordostbrasilianischen Stadt bestreitet die deutsche Elf am 16. Juni ihr Auftaktspiel gegen Portugal. Dazu wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.

In São Paulo, wo am 12. Juni das WM-Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien angepfiffen wird, besetzten Mitglieder der Bewegung obdachloser Arbeiter (MTST) die Zentrale des Bauunternehmens Viver. Sie fordert, dass auf einem von ihr besetzten Gelände Wohnungen gebaut werden. Außerdem blockierten am Dienstag Lehrer der städtischen Schulen die zentrale Avenida Paulista.

Protestaktionen gab es auch in Brasílía, wo am Mittwoch Universitätsangestellte mit brennenden Reifen eine Zufahrtstraße zur Hochschule sperrten. Sie sind bereits seit 66 Tagen im Streik und fordern unter anderem eine Reduzierung der Arbeitszeit. Die Finalstadt Rio de Janeiro war vergangene Woche durch einen Busfahrerstreik gelähmt worden.

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