Fußball: Sex-Affäre in Frankreich:Bayern hält zu Ribéry

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Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger verteidigt Franck Ribéry. Er und Ribérys Anwältin mutmaßen, dass der Mittelfeldspieler als Sündenbock fürs schwache französische WM-Abschneiden herhalten muss.

Die Fans in Frankreich wenden sich von Franck Ribéry ab, der designierte Verbandschef sieht keine Zukunft mehr für ihn in der Équipe tricolore: Der Bayern-Star selbst ist erschüttert und in der Heimat durch die Sex-Affäre mit einer minderjährigen Prostituierten ins Abseits geraten.

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Sein deutscher Arbeitgeber hält dagegen weiter demonstrativ zu seinem in der Bredouille steckenden Schützling, gegen den ein Anklageverfahren eingeleitet worden ist. Das Thema werde "in Frankreich hochgekocht", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger am Mittwoch im Trainingslager des deutschen Rekordmeisters FC Bayern im italienischen Arco. Ribéry wird weiterhin am Sonntag in München zurück erwartet und soll am Montag wieder in seiner Wahl-Heimat an seiner Fitness arbeiten. "Ich hoffe, dass er so schnell wie möglich ins Mannschaftstraining einsteigen kann und sich das leidige Thema bald erledigt hat", so Nerlinger. Der Mittelfeldspieler soll sich vorerst noch am Urlaubsort in Frankreich unter Anleitung von Bayern-Personal nach seinen Leistenoperationen weiter auf die Rückkehr ins Training vorbereiten.

Doch neben der körperlichen Arbeit kommt wohl noch die psychische Belastung hinzu, nachdem nun ein Anklageverfahren eingeleitet wurde. "Er ist bestürzt", sagte am Mittwoch in Paris Anwältin Sophie Battai. Man frage sich, ob Ribéry nicht "als Sündenbock" für die Blamage der französischen Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika zahlen solle, meinte Bottai im Gespräch mit dem Radiosender "Europe 1". Die Entscheidung sei ungerechtfertigt. Die Anwältin will jetzt einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens stellen.

In der Rotlicht-Affäre um die "Équipe tricolore" hatte Untersuchungsrichter Andre-Yves Dando am Dienstag die Eröffnung von Anklageverfahren gegen Ribéry und Real-Madrid-Stürmer Karim Benzema beschlossen. Nach siebenstündigem Polizeigewahrsam wurden beide Spieler in Paris wieder auf freien Fuß gesetzt. Ribéry hatte eingeräumt, im vergangenen Jahr bezahlten Sex mit einer minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben. Dem 27-Jährigen droht deshalb in Frankreich eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Der Bayern-Profi beteuert aber, seinerzeit das Alter (17) des Mädchens nicht gekannt zu haben. Die junge Frau bestätigte diese Aussage.

Zur Erklärung der Vorfälle in Frankreich spricht Bayerns Sportdirektor Nerlinger von Nachwehen der WM, bei der der Weltmeister von 1998 peinlich in der Vorrunde gescheitert war. "Massiv" dränge die Politik in den Fußball, teilweise gar polemisch, klagte der Sportdirektor. Ähnlich sieht das Bottai. Der Richter-Beschluss stelle "vielleicht einen Ersatz für die fehlenden Sanktionen gegen das Frankreich-Team nach der WM dar" und mache Ribéry zum Sündenbock, mutmaßte die Anwältin. Man wolle die Psyche des Spielers attackieren, "die seit zweieinhalb Monaten extrem destabilisiert" sei. Als "absoluter juristische Widerspruch" bezeichnete Bottai den Richterbeschluss. Sie fügte an: "Da er das minderjährige Alter des Mädchens nicht kennen konnte, darf er auch nicht verfolgt und noch weniger mit einem Anklageverfahren belastet werden".

Ein Anklageverfahren wurde unterdessen auch gegen Ribérys 21 Jahre alten Schwager eröffnet. Für Beziehungen mit minderjährigen Prostituierten sieht das Gesetz in Frankreich eine Haftstrafe sowie eine Geldbuße von bis zu 45 000 Euro vor. Die Anklage muss aber beweisen, dass dem Kunden die Minderjährigkeit bekannt war. Die Affäre um Zahia D. und mehrere Spieler der französischen Fußball-Nationalelf war im April bekannt geworden. Das in Frankreich wegen einiger TV-Auftritte schon vor dem Skandal bekannte Escort-Girl hatte im Polizeiverhör ausgesagt, sie habe als Minderjährige 2008 mit Benzema und 2009 mit Ribéry Sex gegen Bezahlung gehabt. Die Profis hätten ihr Alter nicht gewusst. Die Ermittlungen richten sich gegen einen mutmaßlichen Zuhälterring, der im Nachtclub "Zaman Cafe" an der berühmten Champs-Élysées in Paris Callgirls unter anderem an Fußball- Profis vermittelt haben soll. Gegen vier Verdächtige, darunter den Clubbesitzer, wurde bereits Anklage erhoben.

© sueddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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