Fußball: Schalke kämpft um Manuel Neuer:Schwebendes Verfahren

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Der Vereinswechsel von Manuel Neuer schien besiegelt. Doch Schalke will den Torwart unbedingt halten - und hat im Transferpoker nun unerwartete Trümpfe in der Hand.

Moritz Kielbassa und Philipp Selldorf

21 Millionen Euro. Für drei Jahre Arbeit. Es wäre eine Traumgage für Manuel Neuer. Mit sieben Millionen Euro per annum, berichtete am Freitag die Bild-Zeitung, wolle der FCSchalke 04 seinem Nationaltorhüter eine Vertragsverlängerung bis 2014 versüßen. Horst Heldt, Schalkes sportlicher Kostenstellenleiter, bestritt dies unverzüglich - mit einer Vehemenz, die kaum Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Worte ließ: "Ich habe das mit Verwunderung gelesen. Diese Meldung stimmt nicht im Ansatz, weder die Zahlen noch sonstige Details", sagte der Sportdirektor des Champions-League-Semifinalisten. Im Kern jedoch bestätigte Heldt die Botschaft: "Es bleibt dabei, dass wir alles dafür tun, Manuel über sein Vertragsende 2012 hinaus an uns zu binden."

Soll mit allen Mitteln beim FC Schalke 04 gehalten werden: Manuel Neuer. (Foto: dpa)

Zumindest haben die Schalker in dem schwebenden Verfahren wieder ein paar Trümpfe in der Hand. Bislang ging ja nicht nur der FC Bayern davon aus, dass Neuer bald in München Bälle abwehrt. Auch Heldt und Schalkes neuer Trainer Ralf Rangnick hielten einen langfristigen Verbleib des Torwarts für schwer vorstellbar. Rangnick hatte seine Ruhemonate nach dem Aus in Hoffenheim für viele Spielbesuche im Ausland genutzt und dabei unter anderem in der belgischen Liga begabte Torleute entdeckt.

Doch im Fußball ändern sich binnen Wochen manchmal Welten. Durch das unverhoffte Glück in der Champions League ist Schalke plötzlich sportlich und emotional im Hoch, auch wirtschaftlich besteht wegen der üppigen Mehreinnahmen kein absoluter Zwang mehr, im Sommer mehr als 20 Millionen Euro für Neuer zur Schuldentilgung zu kassieren.

Nach wie vor gilt ein Transfer Neuers nach München als sehr wahrscheinlich. Doch auch die Bayern, die ihrerseits um die Champions League bangen, waren in der Sache schon mal siegessicherer als im Augenblick. Positive Gespräche mit dem Spieler sind das eine, Verabredungen zwischen den Vereinen existieren jedoch bisher nicht. So kann Schalke seine Charme-Offensive zumindest mit Außenseiterchancen fortsetzen.

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies traf sich mit Neuer zu einem längeren Spaziergang und umgarnte den Gelsenkirchener Volkshelden: "Ich habe ihm gesagt: Manu, deine Mission auf Schalke ist nicht beendet, du kannst hier noch viel erreichen. Da war er nachdenklich", erzählte Tönnies NRW-TV: "Manuel gehört nach Schalke, da spreche ich allen Fans aus dem Herzen."

Ausland? Muss nicht sein!

Beim FC Bayern waren sie intern auch deshalb so sauer auf ihren entlassenen Trainer van Gaal, weil der mit dem Torwarttausch Kraft für Butt indirekt ein Plädoyer gegen die geplante Verpflichtung von Neuer abgab - zu den Folgen gehörten die rüden Fanproteste in der Stehplatzkurve gegen den bekennenden früheren Schalke-Ultra Neuer und gegen Präsident Uli Hoeneß. Im Vorstand und in der Mannschaft ist die Meinungsbildung hingegen eindeutig: Neuer soll kommen, unbedingt. Das fordern auch jene Bayern-Profis, die im Nationalteam von den Paraden des 25-Jährigen profitieren.

Das Gros der Bundesligisten hofft, dass Neuer kein Bayer wird, damit die Münchner nicht auch noch diese Planstelle mit Weltklasse besetzen. Eine vage Option ist noch Schalkes kommender Europacup-Gegner: Manchester United sucht einen würdigen Nachfolger für Torwart Edwin van der Sar, 40, der aufhört. Favorit ist Pepe Reina vom FCLiverpool, der eine Ausstiegsklausel hat, die jedoch nicht für United gilt.

ManU-Trainer Alex Ferguson hat weiterhin auch Neuer auf der Liste, und zwar einige Stellen höher als den Leverkusener René Adler, der im unteren Teil des Zettels auftaucht. Neuer zeigte kürzlich aber nur spärliches Interesse an Berufserfahrungen in fernen Ländern: "Muss man als Fußballer im Ausland spielen? Ich sehe das nicht so!"

© SZ vom 16.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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