Fußball:Ribéry verkörpert Bayerns pure Lust am Fußball

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München (dpa) - Als Franck Ribéry kurz nach seiner "Rastelli"-Nummer zum 3:0 seine Fußball-Gala vorzeitig beenden durfte, erhob sich das Arena-Publikum wie in einem Zirkuszelt von den Sitzen und feierte den französischen Künstler mit donnerndem Applaus.

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München (dpa) - Als Franck Ribéry kurz nach seiner „Rastelli“-Nummer zum 3:0 seine Fußball-Gala vorzeitig beenden durfte, erhob sich das Arena-Publikum wie in einem Zirkuszelt von den Sitzen und feierte den französischen Künstler mit donnerndem Applaus.

Der Bayern-Held lebte bei der öffentlichen 5:0 (2:0)-Trainingseinheit der Münchner gegen Viktoria Pilsen die pure Fußball-Lust des Titelverteidigers in der Champions League vor. Auch ein kleiner Schmoll-Anfall von Arjen Robben beim einleitenden Elfmetertor konnte die gute Laune nicht trüben - der Vorfall verkam zur Randnotiz.

„Es macht Spaß, es funktioniert sehr gut“, verkündete Ribéry nach dem vierthöchsten Sieg des Triple-Siegers in der Champions League; das 7:0-Rekordergebnis aus dem März 2012 gegen den FC Basel hätte aber auch locker überboten werden können. „Es macht uns Spaß auf dem Platz, auch nach einem 3:0 weiter auf Tore zu gehen“, bemerkte Toni Kroos zur großen Spielfreude. Die Gruppenhase ist frühzeitig zum Schaulaufen geworden: 3:0 gegen ZSKA Moskau, 3:1 bei Manchester City, 5:0 gegen Pilsen - der Achtelfinaleinzug wird zum Selbstläufer.

„Sie haben Spaß am Fußball. Das war letztes Jahr bei Jupp (Heynckes) schon so, und jetzt haben wir noch mal ein neues Niveau erreicht“, kommentierte FC Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge begeistert. Grenzenlos erscheint das Potenzial eines Luxuskaders, der „von der Qualität her in Europa seinesgleichen sucht“, wie Präsident Uli Hoeneß am Mittwochabend sichtlich stolz verkündete.

Pep Guardiola lebt in einem Trainer-Paradies. Sein einige hundert Millionen Euro teurer Spieler-Baukasten eröffnet ihm unbegrenzte Möglichkeiten. In „eine super eingespielte Mannschaft“ habe der Heynckes-Nachfolger „ein paar neue Elemente“ eingefügt, bemerkte Hoeneß beim TV-Sender „Sky“: „Es ist für ihn relativ günstig, dass er so viele tolle Spieler hat.“

Schneller, dominanter, spektakulärer - gerade im Rampenlicht der großen Europa-Bühne läuft die Bayern-Maschine heiß. „Wir haben intern einen extremen Konkurrenzkampf, der jeden Spieler antreibt. Und die Gier nach noch mehr Titeln ist groß“, erläuterte Kapitän Philipp Lahm. Aber Guardiola will und fordert mehr. „Perfekt? Nein. Fast perfekt? Nein. Heute haben wir gut gespielt, aber nicht perfekt. Es wäre langweilig, wenn es jetzt perfekt wäre“, meinte er.

Die teilweise wunderschönen Tore von Ribéry (25./61. Minute), den Hoeneß mit dem Zirkuskünstler Rastelli verglich, David Alaba (37.), Bastian Schweinsteiger (64.) und des eingewechselten Mario Götze (90.+1), der sein erstes Pflichtspieltor im Bayern-Dress erzielte, spiegelten nur unzureichend den Klassenunterschied wider. „Bayern hat eine riesige Kraft entwickelt“, stöhnte Pilsens Trainer Pavel Vrba. An etwas Ähnliches könne er sich nicht erinnern.

Ribéry stand stellvertretend für diese Dynamik. „Franck ist im Moment vielleicht der beste Spieler der Welt“, bemerkte Rummenigge. Im Windschatten von Europas Fußaller des Jahres reift Millionenmann Götze zum nächsten Publikumsliebling heran. Wie schon gegen Mainz hob der Ex-Dortmunder nach seiner Einwechslung das Niveau nochmals an. Götze bereitete Schweinsteigers 4:0 mit seiner ersten Aktion vor und rundete den Lust-und-Laune-Sieg mit dem 5:0 ab. „Wir werden wahnsinnig viel Spaß an diesem Spieler haben“, glaubt Rummenigge.

Am Spaß-Fußball beteiligte sich auch der agile Robben. Nur beim Elfmeter nach Foulspiel an ihm selbst reagierte der Holländer bockig. „Alle wollten, dass Arjen schießt“, berichtete Ribéry. Auch Guardiola rief von außen „Arjen, Arjen“. Aber der Auserwählte mochte nicht, nachdem er beim 4:1 gegen Mainz Thomas Müller den Ball überlassen musste. „Das Thema ist erledigt, jedes Wort darüber wäre zu viel“, erklärte Robben schmollend. Er sei „noch sauer wegen dem letzten Mal“, verriet Ribéry, „aber das ist nicht schlimm.“

Von „Kasperltheater“ sprach ZDF-Experte Oliver Kahn. Bemerkenswert an dem Vorfall ist, dass Guardiola das Elfer-Thema intern weder aufgearbeitet noch die Reihenfolge der Schützen geregelt hatte. „Für mich ist egal“, meinte er, „sie können entscheiden.“ Weil Müller auf der Bank saß, löste Ribéry den Fall: „Was willst du machen? Es muss ja ein Spieler schießen. Ich habe dann den Ball genommen.“ Und auch Guardiola hatte nichts dagegen.

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