Fußball:Heilsbringer Drogba: Der Mann für besondere Momente

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Recife (dpa) - Didier Drogba wollte nach seiner emotionalen Late-Night-Show nur noch schlafen. Müde schlich der ivorische Stürmerstar am Sonntagmorgen um kurz vor drei Uhr zum Mannschaftsbus, sichtlich zufrieden mit seiner knapp 30-minütigen Nachtschicht zum Auftakt der WM-Mission in Brasilien.

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Recife (dpa) - Didier Drogba wollte nach seiner emotionalen Late-Night-Show nur noch schlafen. Müde schlich der ivorische Stürmerstar am Sonntagmorgen um kurz vor drei Uhr zum Mannschaftsbus, sichtlich zufrieden mit seiner knapp 30-minütigen Nachtschicht zum Auftakt der WM-Mission in Brasilien.

Der inzwischen 36 Jahre alte Star der Elfenbeinküste machte beim 2:1 (0:1) gegen Japan wieder einmal den Unterschied für sein Team - diesmal in der für ihn ungewohnten Rolle als Einwechselspieler. „Vielleicht konnte ich unsere Blockade lösen“, analysierte er hinterher, „aber jetzt muss ich mich ausruhen. Es ist schon spät.“ Nach einem mehr als dreistündigen Nachtflug aus Recife kehrten Drogba und Co. erst weit nach Sonnenaufgang in ihr WM-Quartier in Sao Paulo zurück.

Drogba als Heilsbringer von der Bank? Eigentlich undenkbar, aber fehlende Spielpraxis wegen einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung veranlasste Trainer Sabri Lamouchi, ihn zunächst überraschend draußen zu lassen. So kam der Champions-League-Sieger von 2012 erst in der 62. Minute rein. Da stand es nach dem frühen Tor von Keisuke Honda (16.) immer noch 0:1 - vier Minuten später war die Partie durch Tore von Wilfred Bony (64.) und Gervinho (66.) gedreht. „Didier ist ein großer Champion. Natürlich war er frustriert, dass er nur auf der Bank saß, aber wenn so ein Champion reinkommt, macht das natürlich den Unterschied“, erklärte Lamouchi. „Sein Auftritt hat zwei, drei Spieler aufgeweckt.“

Drogbas Arbeitsprotokoll bei Dauerregen: Er schoss einmal aufs Tor, leistete sich zwei Fouls und wurde dreimal selbst gelegt, aber allein seine Präsenz und Wucht im Angriff verliehen den Aktionen der Afrikaner von einer Sekunde auf die nächste mehr Dringlichkeit und Gefahr. Und sofort gab auch die Achse von Abwehrchef Didier Zokora, Kapitän Yaya Touré und eben Drogba dem Team mehr Rückhalt. „Natürlich war ich enttäuscht. Wer sitzt schon gern bei einem WM-Spiel draußen, aber individuelle Enttäuschung spielt keine Rolle, es geht um die Mannschaft“, kommentierte der Angreifer von Galatasaray und lobte Lamouchi sogar: „Die Entscheidung des Trainers war entscheidend.“

Aus dem oft genervten und divenhaften Solisten Drogba scheint eine Integrationsfigur und ein Mannschaftsspieler geworden zu sein. Brasilien 2014 ist seine dritte WM - für den erstmaligen Einzug in die K.o.-Runde ordnet Drogba alles unter. Fünf Kilo speckte er in der Spätphase seiner Karriere für die WM der Strapazen ab, seine Oberschenkelblessur ließ er eine Woche lang im ASPIRE-Trainingszentrum in Katar behandeln. „Didier hat sehr viel für diese WM geopfert“, betonte Lamouchi. „Er ist ein Vollprofi.“

Und Drogba bleibt der Mann für besondere Momente. Wiederholt skandierten selbst brasilianische Fans seinen Namen und forderten lautstark seine Einwechslung. „Es war unglaublich, die Liebe der Fans zu spüren. Ich habe mich gefühlt wie bei einem Heimspiel in der Elfenbeinküste“, verriet der Routinier, der unter anderem Angebote von Juventus Turin, aus der Premier League und der amerikanischen Major League Soccer haben soll - erstaunlich viele Nachfragen für ein vermeintliches Auslaufmodell.

Am Donnerstag steht in der Gruppe C aber erst einmal die Partie gegen Tabellenführer Kolumbien an, der Griechenland 3:0 deklassierte. Wieder mit Drogba auf der Bank? „Das sind noch vier Tage. In dieser Zeit kann viel passieren“, meinte er vielsagend und verschwand in die schwüle Nacht.

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