Fußball-Bundesliga:Bochum hilft den Bayern

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Dortmunds Karim Adeyemi (rechts) kann Bochums Keeper Manuel Riemann nur einmal überwinden - zu wenig für die Borussia, die am Sonntag womöglich wieder von den Bayern überholt wird. (Foto: Martin Meissner/AP)

Borussia Dortmund vergibt viel zu viele Chancen - und verliert durch das 1:1 beim VfL zwei eminent wichtige Punkte im Kampf um den Meistertitel. Im Zentrum der Diskussion steht nach dem Spiel eine mögliche Elfmeter-Szene.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Nur 18 Kilometer Luftlinie von ihrem geliebten Borsigplatz entfernt bestritten die Fußballer von Borussia Dortmund am Freitagabend ein vielleicht wegweisendes Spiel. Sie eröffneten den fünftletzten Spieltag der 60. Bundesliga-Saison mit einer Partie an der Castroper Straße beim VfL Bochum.

In Bochum, so nahe der BVB und sein historisch bedeutsamer Gründungsort auch liegen mögen, hegen sie keine Sympathien für die Borussia und für die Vorstellung von einem kollektiven Meistertitel fürs Revier. Das Ruhrgebiet als Deutschlands größte Metropolregion besitzt fußballerisch keine gemeinsame Identität. Der VfL benötigt erstens jeden Punkt für den eigenen Klassenerhalt, zelebriert zweitens eine traditionsreiche Abneigung gegen die Schwarz-Gelben und unterhält drittens seit 50 Jahren eine Fanfreundschaft mit dem FC Bayern München. Es gab also gleich drei gute Gründe für die Bochumer, den Dortmundern mindestens ein Unentschieden abzuringen und den Bayern dadurch zu ermöglichen, am Sonntag gegen Hertha BSC die Tabellenführung zurückzuerobern.

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Und tatsächlich öffnete Bochum den Münchnern mit ihrem hart erkämpften 1:1 (1:1)-Remis gegen Dortmund ein Türchen, um die Tabellenspitze zurückzugewinnen und in den verbleibenden vier Saisonspielen aus eigener Kraft zum elften Mal nacheinander Meister werden zu können.

Für die Dortmunder war das Ergebnis in Bochum nach zuvor fünf auswärtigen Pflichtspielen ohne Sieg als heimstärkste Mannschaft der Bundesliga bereits das sechste Auswärtsspiel nacheinander ohne Sieg. Diese Negativserie, die den BVB am Ende den Titel kosten könnte, dauert bereits zwei Monate.

Der Trainer Edin Terzic forderte neulich mal verschmitzt "gebäude-unabhängige Leistungen", aber genau die gelingen seiner Mannschaft nicht, und so könnte es schwierig werden mit dem Titel.

Im gleißenden Licht von vier wundervollen alten Flutlichtmasten am Freitagabend bekamen die Zuschauer, kaum dass sich der blau-weiße Qualm im Stadion verzogen hatte, eine actionreiche Eröffnungssequenz zu sehen. Bochums Kapitän Anthony Losilla kam in der 5. Minute an der Strafraumgrenze frei zum Schuss und drosch die Kugel derart traumhaft in den Winkel, dass seine Kollegen nur zwei Minuten später noch ganz verblendet wirkten, als sie Dortmunds Karim Adeyemi am zweiten Pfosten ungestört zum 1:1-Ausgleich einschieben ließen. Es war eine rasante erste Halbzeit. Die Dortmunder ließen den Ball im Stile einer Meistermannschaft rotieren, die Bochumer grätschten sie im Stile eines Abstiegskandidaten ab. Ein herrliches Derby!

Mit jeder Minute, die verstrich, schien die Borussia ein bisschen mehr Angst um den ersehnten Titel zu bekommen

Der Regie war das aber offenbar noch nicht genug, denn sie schickte in der zweiten Halbzeit strömenden Regen ins Ruhrstadion hernieder und erschwerte den anrennenden Dortmundern zunehmend die klare Aktion und den straffen Pass. Mit jeder Minute, die verstrich, schienen sie ein bisschen mehr Angst um den ersehnten Titel zu bekommen. Im Zentrum der Diskussion stand aber später eine Szene in der 65. Minute: Danilo Soares traf Karim Adeyemi im Sechzehner, Schiedsrichter Sascha Stegemann pfiff zum Entsetzen der Dortmunder nicht und schaute sich die Szene auch nicht nochmal am Bildschirm an. Ein vermeintlicher später Siegtreffer durch Mats Hummels fiel aus dem Abseits.

18 Kilometer entfernt vom Ruhrstadion wollen die Borussen trotzdem weiterhin alles dafür tun, um Ende Mai die deutsche Meisterschaft zu feiern. Es wäre ihr neunter Meistertitel und der erste seit 2012. Das Spiel der Bayern am Sonntag jedoch müssen sie hilflos im TV ansehen und sich damit trösten und ihre Hoffnungen dadurch nähren, dass sie drei ihrer vier verbleibenden Saisonspiele noch im heimischen Signal-Iduna-Park spielen dürfen. Der ist nur vier Kilometer vom Borsigplatz entfernt.

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