Fußball:FSV-Präsident Strutz gibt nach Querelen auf

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Mainz (dpa) - Harald Strutz hat die Konsequenz aus den immer heftiger werdenden Vorwürfen gegen ihn gezogen und seinen Rückzug als Präsident von Mainz 05 angekündigt.

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Mainz (dpa) - Harald Strutz hat die Konsequenz aus den immer heftiger werdenden Vorwürfen gegen ihn gezogen und seinen Rückzug als Präsident von Mainz 05 angekündigt.

„Im Interesse meiner Familie und im Interesse des Vereins Mainz 05 habe ich den Entschluss gefasst, zur Wahl des Vereinsvorsitzenden von Mainz 05 bei der nächsten Mitgliederversammlung nicht mehr zu kandidieren“, erklärte Strutz laut einer Mitteilung des Fußball-Bundesligisten. Bis dahin wolle er die Umstrukturierung des Vereins weiter „verantwortungsvoll begleiten“ und sich für die Gründung einer Fanabteilung einsetzen.

Damit revidierte der 66 Jahre alte Strutz, der seit 1988 den FSV Mainz 05 anführt, seine ursprüngliche Ankündigung, erneut für das Präsidentenamt zur Verfügung zu stehen. Die Anschuldigungen gegen ihn waren in den vergangenen Wochen immer heftiger geworden, der Gegenwind auch in der Stadt wurde stärker. So war beim diesjährigen Karnevalsumzug ein Motivwagen mit dem Motto „Mainz (k)lebt auf seinen Plätzen“ mit einer großen Karikatur von Strutz dabei.

Der Vorstand respektiert seinen Entschluss und sprach von einer Entscheidung, „die für ihn nach 28 Jahren an der Spitze des 1. FSV Mainz 05 sicher keine einfache“ sei, ließ aber auch Erleichterung über das angekündigte Ende durchblicken. „Mit dieser nimmt er dem Verein den in der Öffentlichkeit gewachsenen Druck im Hinblick auf die anstehenden Zukunftsfragen“, sagte Vizepräsident Jürgen Doetz.

Nach dem mit einigem Misstönen begleiteten Weggang von Manager Christian Heidel zum Liga-Konkurrenten Schalke 04 verliert der Club mit dem fröhlichen Karnevals-Image nun eine weitere prägende Gestalt - über den Verein hinaus. So war Strutz im Dezember von der Deutschen Fußball Liga zum Ehrenangehörigen ernannt worden. Er gehörte dem Vorstand des Ligaverbandes von 2000 bis 2016 an. Zuletzt war er 2. Vizepräsident und Vorsitzender des Lizenzierungsausschusses.

Heidel-Nachfolger Rouven Schröder war in dieser Woche jedoch schon auf Distanz zum Vereinschef gegangen. „Der Verein steht über allem, über allen Einzelpersonen“, betonte er. Dass vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag bei den Profi nun Unruhe durch die angekündigte Demission von Strutz aufkommen könnte, erwartet der Sportdirektor nicht: „Bei der Mannschaft kommt wenig an.“

Die Kontroversen um Strutz begannen, als vor einem Jahr bekannt wurde, dass er als ehrenamtlicher Präsident seit Jahren eine Aufwandsentschädigung von 9000 Euro pro Monat sowie weitere 14 000 Euro für juristische Beratung kassiert. Erst nach öffentlichem Druck hatte er diese Zahlungen zugegeben. Ein Teil seiner Vorstandskollegen soll von dem Geldfluss nichts gewusst haben.

Außerdem wurde öffentlich, dass er für eine inzwischen ruhende Tätigkeit für den Landessportbund Rheinland-Pfalz 2500 Euro erhalten hat. Zuletzt hatten auch noch zwei Sponsoren der Mainzer via „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ angekündigt, ihr weiteres Engagement an einen Rücktritt von Strutz zu knüpfen.

Zugleich stand Strutz in der Kritik, weil sich die Umstrukturierung des Vereins über mehrere Monate hinzog und sie vermeintlich seinen eigenen Interessen dienen sollte. Die Änderung der Satzung basierte zum Großteil auf den Vorschlägen des Vorstandes - sie wurde allerdings auch im November bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung verabschiedet. Danach werden die Geschäfte des Clubs in Zukunft von einem hauptamtlichen Vorstand geführt, dem ein nicht-hauptamtlicher Vorsitzender vorsteht. Diese Rolle wollte zunächst Strutz übernehmen.

Mit seiner Rücktrittsankündigung entgeht der frühere Leichtathlet, aber vor allem auch Mainz 05 einer möglichen Schlammschlacht um die Führung des Vereins. Ein Nachfolger für Strutz ist nicht in Sicht. Der Vorstand will laut Doetz nun intern in aller Ruhe und Sachlichkeit die Konsequenzen des Rückzugs von Strutz erörtern, „aber wir werden keine überhastete Personaldiskussion anstoßen“.

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