Zuweilen beantwortet die faszinierende Welt der Sportpolitik Fragen, die man sich nie gestellt hat, aber dann doch ganz interessant findet. Zum Beispiel: Kann man aus der Fifa austreten? Antwort: Man kann. Ungefähr so wie aus einem deutschen Handyvertrag. Wer sechs Monate vor Jahresende mitteilt, dass er nicht mehr mitmachen will und alle Rechnungen bezahlt hat, ist weg, nachzulesen in Punkt 18 der Fifa-Statuten. Warum hat man das gelernt? Weil mehrere Nationalverbände, namentlich die sechs nordischen, Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Island und Färöer gesagt haben, dass sie so ein Kündigungsschreiben an den Weltfußballverband schreiben würden, falls die WM im Zweijahresrhythmus käme.
Nun erfüllt die Schlagzeile "Färöer drohen Fifa" natürlich fast alle Aspekte des fußballerischen Kuriositätenkabinetts. Sie ist aber auch die tatsächliche Zuspitzung dieser Woche, in der Fifa-Präsident Gianni Infantino final versucht hat, seine WM-Idee auch bei Europas Fußballvertretern durchzusetzen. Er war damit nicht erfolgreich.
Fifa:Wer ist der stille Informant?
In der Schweiz bahnt sich der Prozess gegen die abgedankten Fußball-Chefs Sepp Blatter und Michel Platini an. Es geht um eine Millionenzahlung - doch das Verfahren könnte der Sportwelt noch viel Wichtigeres liefern.
Nach einer Videokonferenz mit europäischen Verbandsspitzen und nach der Sitzung des Fifa-Rates am Mittwoch, dem Exekutivorgan des Verbandes, trat Infantino kleinlaut vor die Presse, sprach von einer "gemeinsamen Position", die man finde müsse - er sei offen für Vorschläge. Wie diese gemeinsame Position aussehen soll, ist spannend. Denn der eine, Infantino, will eine WM alle zwei Jahre, und die anderen (neben Europa auch Südamerika) wollen genau das nicht. Beide Seiten wirken wenig kompromissbereit, und eine WM alle drei Jahre taucht als Gaga-Vorschlag bisher nur in einer dennoch ernst gemeinten Fifa-Fan-Umfrage auf.
Eine Abstimmung Ende des Jahres ist vom Tisch - das ist für die Gegner das Entscheidende
Im Raum stand nun vor allem die Frage, ob schon Ende 2021 bei einem außerordentlichen Fifa-Kongress über die Zwei-Jahres-WM abgestimmt wird - und zumindest diese Abstimmung wird es nicht geben. Das teilte zwar der DFB und nicht die Fifa mit, aber da dessen Interimschef Peter Peters Mitglied des Fifa-Rates ist, kann man das schon glauben.
Die Verhinderung der Abstimmung ist deswegen so entscheidend, weil der Vorschlag unter den 211 Fifa-Mitgliedern vermutlich eine Mehrheit bekommen würde: Mehr WMs bedeuten mehr Geld, bedeuten mehr Entwicklungshilfe für Mitglieder wie Aruba und Tonga, die beim Kongress das gleiche Stimmgewicht haben wie Deutschland und Brasilien. Man merkt: Inseln spielen eine große Rolle im Fifa-Kosmos, auch im Fifa-Rat sind bei 37 Mitgliedern Vanuatu, Fidschi und die Turks- und Caicosinseln vertreten.
Unabhängig davon war die Woche ein Beleg dafür, wie Infantinos Vorstöße den organisierten Fußball in den offenen Konflikt treiben. Der Ton ist so rau, die Fronten sind hart, der Widerstand aus Europa ist so geschlossen, dass Infantino während der Videokonferenz gesagt haben soll, es könne auch eine Zweijahres-Version geben, in der dieselben Nationalteams nicht in aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften spielen sollen - was das ganze Vorhaben erst recht komplett absurd wirken lässt. Und offenlegt, dass es um die Qualität des Fußballs, die immer als Argument bemüht wird, bei diesen Plänen als Letztes geht.
Der nächste ordentliche Fifa-Kongress steht im kommenden März in Doha an, und aktuell herrscht im Fußball mehr Spaltung als Einigkeit. Mit dabei sein werden aber ganz sicher auch die Färöer. Die Kündigungsfrist für dieses Jahr ist schon abgelaufen.