Essen:Neidhart und Rot-Weiss Essen: Pokal-Märchen mit Ansage

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RWE-Trainer Christian Neidhart gestikuliert am Spielfeldrand. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Sicher ein Dutzend Mal war Christian Neidhart schon beim Endspiel um den DFB-Pokal. Mit seiner Frau, seinem Bruder oder seinem Sohn saß er auf der Tribüne und...

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Essen (dpa) - Sicher ein Dutzend Mal war Christian Neidhart schon beim Endspiel um den DFB-Pokal. Mit seiner Frau, seinem Bruder oder seinem Sohn saß er auf der Tribüne und verband das Ganze mit einem Wochenende in Berlin. „Ich war auch schon mal zum Finale in Berlin, ohne dass ich eine Karte hatte“, erzählt der Trainer von Rot-Weiss Essen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: „Einfach, um die Stimmung in der Stadt aufzusaugen.“

Daran geglaubt, dass er selbst einmal Protagonist beim „deutschen Wembley“ sein könnte, hat er „niemals“, versichert Neidhart: „Als Trainer im Amateur-Bereich träumst du nicht offen von so etwas. Aber man sieht, wie schnell es gehen kann.“ Mit dem Regionalligisten Rot-Weiss Essen ist er nun nur noch zwei Schritte von Berlin entfernt. Und inzwischen ist es mehr als ein Traum. „Wenn wir nicht daran glauben würden, bräuchte Kiel gar nicht zu kommen“, sagt der Norddeutsche vor dem Viertelfinale gegen den Zweitliga-Zweiten Holstein Kiel am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky): „Dann bräuchten wir nicht antreten und den Platz nicht weiter kaputtmachen.“

Als der 1. FC Saarbrücken im Vorjahr als erster Viertligist im Halbfinale deutsche Pokal-Geschichte schrieb, dachten viele, dass es so etwas über viele Jahre nicht mehr geben wird. Nun schickt sich RWE an, dies direkt im Jahr darauf zu wiederholen. Und das Kuriose: In Essen hatte man dies vom ersten Tag an im Hinterkopf. „Ich habe tatsächlich schon vor dem ersten Pokalspiel gegen Bielefeld zur Mannschaft gesagt: Saarbrücken ist ein ideales Beispiel, wie es gehen kann“, sagt Neidhart. Und im Gegensatz zu seiner Aussage nach dem Achtelfinale gegen Leverkusen, dass er schon das Zimmer in Berlin für Mai gebucht habe, sei das „schon ernst gemeint. Wenn man so eine Vorlage bekommt, kann man versuchen sie zu nutzen.“

Auch Marcus Uhlig sagt: „Wir haben Saarbrücken von Anfang an als mögliche Blaupause gesehen.“ Der Vorstandschef, der 2015 mit Drittligist Bielefeld das Halbfinale erreichte, denkt dabei vor allem auch daran, dass Saarbrücken zusätzlich aufstieg. Das will Essen auch. Auf die Frage, ob er den Pokalsieg oder den Aufstieg bevorzuge, sagt Uhlig: „Am liebsten beides. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ganz klar sagen: Der Aufstieg steht über allem.“

Dass dieser durch die Pokal-Ablenkung gefährdert sein könnte, glaubt Neidhart trotz der ersten Niederlage seit 13 Monaten am vergangenen Freitag bei der U23 von Fortuna Düsseldorf (0:3) nicht. „Mir soll mal einer erklären, was daran negativ sein kann, wenn du im DFB-Pokal so weit kommst. Rot-Weiss Essen ist in aller Munde, und es ist gibt nichts Geileres, als am Mittwoch ein Viertelfinale spielen zu können.“ Auch Uhlig sieht „nullkommanull Gefahr, dass ein besonderer Erfolg in einem Wettbewerb einen Erfolg in einem anderen gefährdet.“

Gegen Kiel kämpft RWE nun auch gegen die gestiegene Erwartungshaltung an. Ganz nach dem Motto: Wer Leverkusen schlägt, ist gegen Kiel Favorit. „Das ist extrem gefährlich“, warnt Uhlig: „Wir sind auch diesmal der absolute Underdog“. Nicht nur weil die Störche den FC Bayern rausgeworfen haben.

Nach dem Achtelfinale hatte die Kreativität im Ruhrpott keine Grenzen gekannt. Der Verein schrieb zu einem Kneipen-Bild „eine Runde nehmen wir noch“. Ein T-Shirt mit dem Hashtag „Freilos“ wurde zum Verkaufs-Schlager. Und Uhlig sprach eine schöne, ironische Warnung aus: „Mit Essen spielt man nicht“. Ein „BayernBesiegerBesieger“-Shirt sei aber noch nicht in Planung, versichert der Clubchef: „Mit so etwas beschäftigen wir uns erst, wenn es so weit sein sollte.“

© dpa-infocom, dpa:210302-99-653279/4

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