Fußball:Dummheiten im WM-Rausch - Kroaten-Stars drohen Sperren

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Zagreb (dpa) - Ausgelassen bejubelten Mario Mandzukic und Josip Simunic auf dem Rasen des Maksimir-Stadions in Zagreb die vierte WM-Teilnahme Kroatiens. Die Freude über das Brasilien-Ticket dürfte den Leistungsträgern aber schnell wieder vergehen.

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Zagreb (dpa) - Ausgelassen bejubelten Mario Mandzukic und Josip Simunic auf dem Rasen des Maksimir-Stadions in Zagreb die vierte WM-Teilnahme Kroatiens. Die Freude über das Brasilien-Ticket dürfte den Leistungsträgern aber schnell wieder vergehen.

Beim Fußball-Spektakel am Zuckerhut droht den beiden Stars nach den Dummheiten beim 2:0 (1:0) im Playoff-Rückspiel gegen Island zumindest in den ersten Spielen die Zuschauerrolle.

Bayern-Torjäger Mandzukic ist nach einem fiesen Tritt und der folgerichtigen Roten Karte für das WM-Auftaktspiel der Kroaten sicher gesperrt. Ein Schicksal, das Simunic nach seiner verbalen Entgleisung bei den Jubelfeiern teilen könnte. Der 35 Jahre alte Verteidiger ließ sich zum anstößigen Gruß „Za Dom - Spremni!“ (Für die Heimat - Bereit!), eine faschistische Parole aus dem Zweiten Weltkrieg, via Stadionmikrofon hinreißen. Die FIFA-Offiziellen dürften genau hingehört haben, schließlich ist das Vorstrafenregister des rüpelhaften Verteidigers (darunter sechs Bundesliga-Platzverweise) alles andere als überschaubar.

„Unser Team hat solange auf diese Feier gewartet und dann verdirbt Joe alles“, kritisierte die Tageszeitung „24sata“ und nannte den Vorfall „beschämend“. Selbst Staatsoberhaupt Ivo Josipovic schaltete sich ein und nannte Simunics Geste „völlig unangebracht“. Der Präsident forderte den kroatischen Fußball-Verband auf zu handeln, „wenn er glaubwürdig bleiben will.“

Alles andere als reumütig zeigte sich Simunic im Anschluss: „Ich wollte es tun. Es kümmert mich nicht. Sollen sie mich doch bestrafen“, sagte der Verteidiger, der nach seiner Roten Karte im Duell mit Erzrivale Serbien erst zum Playoff-Hinspiel auf Island (0:0) zurückgekehrt war. Die Fans in Kroatien sind offenbar auf Simunics Seite: Laut einer Online-Umfrage der Zeitung „Vecernji List“ sahen am Mittwochnachmittag drei von vier Usern kein Fehlverhalten des Spielers.

Für Mandzukic ist nach dem Platzverweis ein Spiel Sperre das Mindeststrafmaß, doch sein Tritt kurz vor der Pause könnte der FIFA-Disziplinarkommission auch eine Auszeit von zwei Spielen wert sein. Ähnlich war es schon Wayne Rooney ergangen, der bei der EM 2012 nach einer Roten Karte in der Qualifikation zwei Spiele zuschauen musste. Mandzukic betonte, dass das Foul keine Absicht gewesen sei.

Dabei hatte für den 27-Jährigen alles so prächtig begonnen. In der 27. Minute schoss der Stürmer die Kroaten in Führung, ehe er nur elf Minuten später des Feldes verwiesen wurde. So sah Mandzukic den Rest des Spiels in Trainingshose und weißem Shirt vom Spielfeldrand. Die kroatischen Fans wollen Mandzukic aber auch bei einer längeren Sperre bei der WM sehen, wie eine weitere Internet-Umfrage ergab. Dass die Gastgeber gegen den Außenseiter, der auf seine erste WM-Teilnahme gehofft hatte, nicht mehr zittern mussten, hatten sie dem zweiten Treffer durch Kapitän Dario Srna kurz nach der Pause zu verdanken.

So durfte Interimscoach Niko Kovac von einem „märchenhaften Spiel“ sprechen. „Ich hätte es mir nicht erträumt, dass die Mannschaft in meinem zweiten Spiel so gut spielt“, sagte der langjährige Bundesliga-Profi, der sich wohl bald auf eine Beförderung freuen darf. Kovac hatte nach der Qualifikations-Gruppenphase, in der hinter Belgien nur der zweite Platz geblieben war, die Nachfolge von Igor Stimac angetreten.

Dem gebürtigen Berliner winkt die dritte WM-Teilnahme, nachdem er 2002 und 2006 noch als Spieler auf dem Platz gestanden hatte. Nur beim dritten Platz bei der WM-Endrunde 1998 war der 83-malige Nationalspieler nicht dabei.

Enttäuschung herrschte dagegen bei den Isländern. „Das ist eine große Enttäuschung, nachdem wir unserem Ziel so nah waren“, sagte Nationaltrainer Lars Lagerbäck und ließ seine Zukunft offen. Starspieler Eidur Gudjohnsen geht indes davon aus, dass es sein letztes Länderspiel für Island war.

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