Fußball:«Die Gremien tagen» - Absteiger VfB vor dem Neuanfang

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Wolfsburg (dpa) - Am Ende eines der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte schienen selbst die Fans des VfB Stuttgart ihre Emotionen verloren zu haben. Gerade einmal zwei Handvoll Anhänger erwarteten die Bundesliga-Absteiger nach der Rückkehr aus Wolfsburg, Pöbeleien oder gar Tumulte gab es keine.

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Wolfsburg (dpa) - Am Ende eines der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte schienen selbst die Fans des VfB Stuttgart ihre Emotionen verloren zu haben. Gerade einmal zwei Handvoll Anhänger erwarteten die Bundesliga-Absteiger nach der Rückkehr aus Wolfsburg, Pöbeleien oder gar Tumulte gab es keine.

„Ruhe, Stille. Es hat niemand gesprochen“, beschrieb Noch-Trainer Jürgen Kramny die Stimmung während des Rückflugs der Schwaben. Der erste Bundesliga-Abstieg der Fußball-Profis des VfB nach 1975 dürfte personelle Konsequenzen haben.

Laut übereinstimmenden Medienberichten stehen sowohl Kramny als auch Sportvorstand Robin Dutt vor dem Aus. „Die Gremien beginnen zu beraten“, sagte ein VfB-Sprecher am Sonntagmorgen. Club-Präsident Bernd Wahler zog sich noch am späten Samstagabend nach dem letztlich bedeutungslosen 1:3 (0:2) in Wolfsburg mit seinen Vorstandskollegen zu einer Besprechung am Flughafen zurück. Ohne Ergebnis. Nach rund einer Stunde wurde der VfB-Vorstand quasi aus dem Terminal rausgeschmissen.

Offenbar droht Wahler nun Ähnliches auch beim VfB, der Aufsichtsrat soll von ihm abgerückt sein. „Dafür trage ich die Verantwortung“, sagte Wahler zum Abstieg des Tabellenvorletzten: „Es ist jetzt wichtig, dass wir Entscheidungen im Sinne des Vereins treffen. Ich möchte aber erst einmal drüber schlafen.“

Dieser vermeidbare Abstieg der Schwaben, die noch vor drei Monaten zwölf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge hatten, schreit geradezu nach Konsequenzen. Obwohl vor dem Saisonfinale für den Fall eines Sieges in Wolfsburg noch die Chance zur Rettung bestand, ergaben sich die VfB-Profis nahezu kampflos. Ein Aufbäumen war nicht ansatzweise zu erkennen. „Es ist vermutlich der bitterste Tag meiner Karriere. Wir haben die Fans enttäuscht durch unser Versagen“, bekannte VfB-Kapitän Christian Gentner, der an selber Stelle in Wolfsburg 2009 noch deutscher Meister mit dem VfL geworden war.

Sieben Jahre später wurden Gentner und Co. nach der 19. Saisonpleite - so viele wie noch nie in einer Bundesliga-Spielzeit für den VfB - mit einer Mischung aus Lethargie und Wut konfrontiert. Tausende mitgereiste Fans hatten den Abstieg schweigend und damit zumindest scheinbar ebenso leblos wie die Abstiegskampf-Verweigerer auf dem Platz mitverfolgt. Die Stille war immer wieder nur von „Vorstand raus“-Rufen unterbrochen worden. Nach dem Abpfiff wandelte sich das in eine General-Aufforderung: „Alle, alle, alle könnt ihr gehen.“

Die Verantwortlichen gaben sich am Samstag noch zurückhaltend. „Heute ist kein Moment, um über die Zukunft zu sprechen“, befand Trainer Kramny, der die sechste Niederlage am Stück und den Komplett-Einbruch des Teams in der entscheidenden Saisonphase sportlich in erster Linie zu verantworten hat.

„Es ist zu früh, eine Personaldiskussion heut zu führen“, meinte Dutt, dem eine verfehlte Personalplanung sowohl auf der Trainerposition als auch bei den Spielern angelastet wird. „Bevor wir jetzt anfangen, die nächste Saison zu planen, geht es jetzt erst einmal um die Aufarbeitung“, kommentierte Dutt. Mitabsteiger Hannover 96 hat den Neuaufbau dagegen längst mit der Integration junger Spieler und dem Aufbau eines neuen Teamgefüges gestartet.

Beim VfB soll erst einmal geredet und dann entschieden werden. Vieles ist noch unklar. „Ich habe bisher nirgends unterschrieben. Es gibt eine theoretische Chance, dass ich hier bleibe. Aber mit mir hat keiner gesprochen“, sagte etwa der am Samstag eingewechselte Martin Harnik. Kapitän Gentner, der gerade erst seinen Vertrag verlängert hatte, versicherte: Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir es wieder schaffen. Man muss jetzt ehrlich miteinander reden. Bezeichnend war seine Einschätzung, ob der erste Stuttgarter Abstieg seit 41 Jahren auch eine Chance zum Neuaufbau sein könne: Die Chance sehe ich jetzt noch nicht.

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