Fußball:Darmstadt will "ekliger Gegner" sein - Schalke genervt

Gelsenkirchen (dpa) - Lamentieren, lange Liegenbleiben und dem Gegner die Laune verderben - mit unattraktiven, aber keineswegs unlauteren Mitteln will der große Außenseiter Darmstadt 98 gegen eigentlich übermächtige Bundesliga-Konkurrenz auch auswärts bestehen.

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Gelsenkirchen (dpa) - Lamentieren, lange Liegenbleiben und dem Gegner die Laune verderben - mit unattraktiven, aber keineswegs unlauteren Mitteln will der große Außenseiter Darmstadt 98 gegen eigentlich übermächtige Bundesliga-Konkurrenz auch auswärts bestehen.

Erster Leidtragender war der FC Schalke 04, der in der Veltins-Arena an den Fußball-Aufsässigen aus Hessen verzweifelte. "Wir waren ein ekliger Gegner", sagte Marco Sailer verschmitzt nach dem tapfer erkämpften 1:1 (1:0) und machte auch den nächsten Kontrahenten wenig Hoffnung auf eine Änderung der Strategie: "Das wollen wir auch bleiben. Darauf können sich alle freuen."

78 Prozent Ballbesitz, 21:9 Torschüsse und Chancen zuhauf genügten den spielerisch klar überlegenen Königsblauen am Samstag nicht, um den Aufsteiger und Underdog vor 61 565 Fans in die Knie zu zwingen. Nach dem ersten Dämpfer in der noch jungen Saison zeigte sich der Favorit äußerst genervt vom defensiven und zerstörerischen Auftritt der "Lilien", die in der Schlussphase jede Gelegenheit nutzten, Zeit zu schinden und den zweiten Punkt am 2. Spieltag irgendwie zu retten.

"Darmstadt hat sehr viel Zeitspiel betrieben. Natürlich ist das ein Mittel, dass ein Außenseiter nutzt. Es waren viele Situationen dabei, die unheimlich lang gedauert haben - und das hat uns natürlich genervt", befand Trainer André Breitenreiter nach seiner verpatzten Heim-Premiere auf Schalke.

Es sei "aber nicht entscheidend für den Ausgang des Spiels" gewesen, gab er zu: "Letztlich haben wir uns nicht belohnt. Unsere Spieleröffnung war oft zu langsam, der letzte Pass zu ungenau oder der Torabschluss zu unkonzentriert." Man brauche noch ein wenig Zeit, so Breitenreiter: "Dann bin ich sicher, dass wir diese Spiele gewinnen werden."

Konstantin Rausch (9.) hatte Darmstadt mit einem feinen 18-Meter-Schlenzer in Führung gebracht, Julian Draxler (47.) kurz nach der Pause die Hoffnung auf den dritten Schalker Pflichtspielsieg der Saison geschürt. Doch in der Schlussphase warfen sich die tapferen Gäste in jeden Schuss und hatten zudem das Glück der Tüchtigen bei einem Latten-Knaller von Johannes Geis. "Wir können den Spielern keinen Vorwurf machen. Sie haben bis zum Schluss alles gegeben und versucht. Pfosten, Latte, ein bisschen Pech war auch dabei", fasste S04-Manager Horst Heldt seine Eindrücke zusammen.

Man sei mit "sehr viel Respekt, aber ohne Angst angetreten", meinte Dirk Schuster, dessen Konzept letztlich aufging. "Wir wollten mutig auftreten, Nadelstiche setzen und unsere Chancen nutzen. Ich denke, dass wir den Punkt aufgrund der willensstarken Leistung verdient haben", betonte der 98-Coach, der die "Wahl der Waffen" gegen den qualitativ überlegenen Gegner verteidigte: "Wenn wir versucht hätten, mit Schalke Fußball zu spielen, wäre es wahrscheinlich ein Desaster geworden." Klar sei es ein "unattraktives Spiel", räumte auch Torwart Christian Mathenia ein. Das größte Kompliment aber sei, "wenn gegnerische Fans pfeifen. Unser Ziel ist der Klassenerhalt und wir sind stolz auf den Punkt."

"Schön" sei die Darmstädter Spielweise nicht, "das muss jeder mit seinem Charakter vereinbaren", sagte Schalkes Keeper Ralf Fährmann. Er warb bei den eigenen Anhängern um Verständnis und Zeit. "Wir sind noch in der Findungsphase, haben Moral beweisen und gekämpft bis zum Ende. Wir sind auf einem aufsteigenden Weg." Stürmer Klaas-Jan Huntelaar glaubt, dass es am kommenden Freitag beim VfL Wolfsburg womöglich leichter werde. "Ein defensiver Gegner wie heute nervt immer. Aber Wolfsburg ist eine Mannschaft, die mehr Fußball spielt."

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