Fußball:Kellerduell mit Nobodys an der Seitenlinie

Lesezeit: 2 min

Jan Siewert, Interimstrainer des Bundesligisten 1. FSV Mainz 05, während der Pressekonferenz im Stadion. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Für Darmstadt 98 und Mainz 05 geht es am Samstag um viel. Im Blickpunkt bei beiden Abstiegskandidaten stehen Trainer, die sich erst noch einen Namen machen müssen.

Von Ulrike John und Katja Sturm, dpa

Darmstadt/Mainz (dpa) – Die Frage nach seinem Lieblingsclub wollte Jan Siewert partout nicht konkret beantworten. „Prinziell war ich immer orientiert an gutem Fußball“, sagte der neue Trainer des FSV Mainz 05 am Donnerstag. Ob es gar der 1. FC Kaiserslautern ist? „Das kann ich ausschließen“, verriet der 41 Jahre alte gebürtige Mayener immerhin bei der Pressekonferenz auf Nachfrage - und sicherlich zur Beruhigung der Nullfünfer-Fans.  

Siewert ist in der Fußball-Bundesliga eine noch ähnlich unbekannte Figur wie sein Kollege Ovid Hajou: Der 39-Jährige vertritt beim SV Darmstadt 98 im Kellerduell gegen die Mainzer Torsten Lieberknecht. Der Aufsteiger muss am Samstag (15.30 Uhr/Sky) ohne seinen Chefcoach auskommen. Seit dem Schlaganfall seiner Frau vor ein paar Tagen weilt der 50-Jährige bei seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf. „Simone Lieberknecht befindet sich auf dem Weg der Besserung und wurde bereits aus dem Krankenhaus entlassen“, erklärte ein Lilien-Sprecher am Donnerstag. Es sei „aber davon auszugehen, dass Torsten auch in der nächsten Woche noch nicht wieder vor Ort sein wird.“ 

Wegen der Länderspielpause beginnt der Spielbetrieb für Darmstadt nach diesem Wochenende erst wieder am 25. November, wenn die Südhessen beim SC Freiburg gastieren. Der nun zuständige Co-Trainer Hajou befindet sich in engem Austausch mit Lieberknecht. „Ich mache gar nichts alleine“, sagte der 39-Jährige. Es werde alles im Team abgesprochen, zu dem auch Kai Peter Schmitz sowie Torwarttrainer Dimo Wache zählen.

 „Wir machen Videokonferenzen, er nimmt wie immer an allen Entscheidungen teil, und selbst die Trainingseinheiten filmen wir, er schaut sie sich an, und wir telefonieren dann abends noch mal“, sagte Hajou. 

Die Mainzer haben die Situation in Darmstadt natürlich verfolgt. „So schnell merkt man da, dass der Fußball in Hintergrund rückt“, sagte Trainer Siewert. „Mein erster Gedanke war, dass ich emotional und mitfühlend bei Torsten war. Ich habe ihm persönlich geschrieben. Er hat ja selbst in Mainz gespielt. Die ganze Mainzer Fan-Familie wünscht seiner Frau alles Gute und eine rasche Genesung.“

Seine erste Bewährungsprobe als Nachfolger von Bo Svensson hat Siewert mit dem 2:0 gegen RB Leipzig mit Bravour bestanden. Für ihn geht es am Böllenfalltor auch darum, sich für den Posten weiter zu bewerben. Sportvorstand Christian Heidel hatte eine Beförderung des bisherigen U23-Trainers auf Dauer zuletzt nicht ausgeschlossen: „Jan ist sicherlich jemand, der über kurz oder lang in der Bundesliga auftauchen wird - vielleicht bei uns.“

Siewert selbst wollte sich zu dem Thema nicht weiter äußern: „Dazu ist alles gesagt.“. Die große Freude an der neuen Aufgabe ist ihm aber auch beim Training, wo er sehr engagiert und lautstark auftritt, anzusehen. „Ich glaube schon, dass ich jemand bin, der gerne nach vorn geht“, sagte er. 

Dass er sich mit Spielern auch auf Französisch unterhalten kann und als ehemaliger Chefcoach von Premier-League-Absteiger Huddersfield Town natürlich auch fließend Englisch spricht, kann nicht schaden im Fußballgeschäft. „Ich bin ganz ehrlich: Ich war in Mathe unterirdisch. Sprachen sind mir zugeflogen“, sagte Siewert schmunzelnd. Das mit dem Punkte addieren, das bekomme er aber „schon hin“. Ist ja auch nicht unwichtig bei einem Abstiegskandidaten. 

© dpa-infocom, dpa:231109-99-885118/4

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: