Fußball:Mit Stürmer spielt es sich leichter

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(Foto: Marius Becker/dpa)

Dem 1. FC Köln gehen die Angreifer aus. Wolfsburgs Jonas Wind wird - schon wieder - Mann des Spiels. Und Freiburgs Maximilian Philipp macht ein Tor, das selbst Rosamunde Pilcher zu kitschig wäre. Die Beobachtungen des Wochenendes.

Von Felix Haselsteiner, Christof Kneer und Milan Pavlovic

Zwei mal zwei

Der Samstag hätte als perfekter Tag in die Entertainment-Chronik der nie um Superlative verlegenen Stadt Köln eingehen können. Die Gamescom beglückte Männer zwischen 12 und 75, das fulminante Konzert von Helene Fischer begeisterte Besucher bis ins hohe Alter, und das City-Festival erfreute Intellektuelle. Der größte Teil der Einheimischen war dennoch verstimmt, denn der 1. FC Köln unterlag Wolfsburg 1:2. Die Gründe waren rasch ausgemacht: die kratergroßen Abstände in Kölns Innenverteidigung und die erneute Verletzung von Davie Selke. "Irgendwann geht es einem auf die Eier" sagte Steffen Baumgart zur dritten Auswechslung seines Stürmers im dritten Pflichtspiel wegen Oberschenkelproblemen - so flott kann der Trainer Stürmer gar nicht anlernen, wie sie sich verletzen. Doppelt ärgerlich für den FC: Wolfsburgs Jonas Wind, 23, zeigte, warum Stürmer so wichtig sind. Er vergab anfangs einige Chancen, und doch wurde er wie in der Vorwoche zum Mann des Spiels. Der Däne hat einen Lauf. Er hat bereits vier Tore erzielt - und weiß, wie viele bis zu Lewandowskis Rekord noch fehlen. Milan Pavlovic

(Foto: Sven Sonntag/imago)

Bruch-Auslöser

Stuttgarts Kapitän Waldemar Anton wollte seinen Kollegen im Tor nicht zum Schuldigen erklären, aber angesprochen auf jene Minuten, in denen der VfB das Spiel bei RB Leipzig verloren hatte, sagte er: "Irgendwas ist da passiert in der Mannschaft, das müssen wir analysieren." Zum Sammelbegriff "irgendwas" zählten beim 1:5 (1:0) zwei Torwartfehler von Alexander Nübel, der erst einen Ball im Spiel halten wollte anstatt ihn wegzubolzen, dabei jedoch den heranfliegenden Leipziger Henrichs anschoss, was nach Stuttgarts Pausenführung zum kuriosen 1:1 führte. Kurz darauf entglitt Nübel eine Flanke, woraufhin nur deshalb (noch) nicht das 1:2 fiel, weil RB-Stürmer Openda im Abseits stand. Diese zwei Aktionen symbolisierten den Bruch im Spiel des anschließend klar unterlegenen VfB, wobei man Nübel andererseits auch einige Paraden gutschreiben konnte, die ein höheres Ergebnis verhinderten. Stuttgarts neuer Torhüter analysierte selbstkritisch, er habe gespürt, dass sein Fehler die Kollegen "verunsichert" habe. Nübels Fazit galt stellvertretend für den ganzen VfB: "Brutales Spiel, brutaler Abend." Felix Haselsteiner

(Foto: Tom Weller/dpa)

Alt-Neu-Siegtor

Der Ersatztorwart Florian Müller hat in dieser Saison noch keine Minute für den SC Freiburg gespielt, aber die Freiburger wissen, dass sie sich im Fall der Fälle keine Sorgen machen müssten. Warum? Weil Müller früher schon mal in Freiburg war, bevor er Freiburg verließ, um in diesem Sommer wieder nach Freiburg zurückzukehren. Müller ist demnach ein "Alt-Neu-Zugang", wie Trainer Christian Streich das gerade über den Stürmer Maximilian Philipp gesagt hat. Dieser Philipp hat am Wochenende ein Tor von so immensem Kitschgehalt erzielt, dass Rosamunde Pilcher das Tor empört aus einem Skript streichen würde. Philipp gelang nicht nur der Siegtreffer in der Nachspielzeit, das Tor war auch noch wunderschön und kam gegen Werder Bremen zustande, jenen Klub, den er gerade erst verlassen hatte. Freiburg scheint also ein hervorragender Ort für Alt-Neu-Zugänge zu sein, wie auch Matthias Ginter und Vincenzo Grifo beweisen. Warum dieses Modell in Freiburg so ausgezeichnet funktioniert, weiß man nicht genau, aber es könnte durchaus mit dem Alt-Alt-Trainer Streich zusammenhängen. Christof Kneer

(Foto: Stringer/Reuters)

Europa-Träume

Champions League spielen Cristiano Ronaldo und Sadio Mané in jedem Fall. Mit ihrem neuen Klub Al-Nassr gelang soeben die Qualifikation für den höchsten asiatischen Klubwettbewerb, die AFC Champions League, aber: Reicht das den Saudi-Arabern auf Dauer? Oder streben sie Ausflüge in Europas Königsklasse an? In einem Interview deutete Carlo Nohra, Chef der Saudi Pro League, nun schon mal vorsichtig an, was in den nächsten Jahren passieren könnte: "Wir versuchen anders zu sein, daher wären alle Format-Veränderungen und -Verbesserungen willkommen", sagte Nohra, der anfügte, die Uefa und der saudische Verband müssten dazu Gespräche führen. Der Europa-Verband hatte durch Fußballchef Zvonimir Boban solche Ideen zuletzt als "Fabrikation" dargestellt. Aber wie man inzwischen weiß, unterliegen Saudi-Arabiens Sportambitionen einer gewissen Taktik, die auch in diesem Fall ersichtlich ist: Vor dem Sport wird zuerst die Konversation verändert und Druck aufgebaut. Gerne zu taktisch günstigen Zeitpunkten - zum Beispiel kurz vor der Auslosung der europäischen Champions League. Felix Haselsteiner

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