Fußball-Bundesliga:Köpenick jubelt

Lesezeit: 2 min

Der Auftakt in einen erfolgreichen Arbeitstag: Jordan Siebatcheu (Mitte) wird nach seinem Führungstreffer berglückwünscht. (Foto: John Macdougall/AFP)

Der 1. FC Union Berlin gewinnt 2:0 gegen den VfL Wolfsburg - und bleibt Tabellenführer. Timo Baumgartl gibt nach seiner Krebserkrankung sein Comeback.

Von Javier Cáceres, Berlin

Am Stadion An der Alten Försterei wurde am Sonntag gejubelt, da hatte die Partie des 1. FC Union Berlin gegen den VfL Wolfsburg noch gar nicht begonnen. Das Zeremoniell der Verlesung der Mannschaftsaufstellung wurde um eine Kunstpause verlängert, die einem Rückkehrer galt: Timo Baumgartl. Unions Innenverteidiger stand nach Überwindung einer Hodenkrebserkrankung wieder in der Startelf, zum ersten Mal seit rund 150 Tagen. "Willkommen zurück, Timo!", hieß es auf einem Transparent auf der Waldseitentribüne, die vor Begeisterung aufjaulte - genauso wie am Ende der Partie.

FC Augsburg
:Gikiewicz erwartet ein Paket aus München

Zu Saisonbeginn war der Torwart als Nummer eins umstritten, spätestens seit dem 1:0-Sieg gegen den FC Bayern ist Rafal Gikiewicz der gefeierte Held - auch dank seiner Parade gegen Manuel Neuer.

Von Maik Rosner

Denn: Union siegte gegen Wolfsburg mit 2:0 und blieb nicht nur an der vor einer Woche eroberten Tabellenspitze, sondern baute den Vorsprung auf den FC Bayern sogar aus. "Das ist genau das, was ich mir in der Chemo erträumt habe", sagte Baumgartl bei Dazn: "Ich habe das auch ein bisschen für alle auf der Onkologie-Station gemacht." Als er von seinem Einsatz erfahren habe, sei das "sehr emotional" gewesen, sagte der 26-Jährige sichtlich angefasst: "Das ist alles schwer in Worte zu fassen."

Die Unioner legten unmittelbar nach Spielbeginn eine Absichtserklärung vor. Nach 42 Sekunden schlug Kapitän Christopher Trimmel von der rechten Außenbahn eine Flanke auf Janik Haberer, der aus vollem Lauf volley abzog - und in VfL-Torwart Koen Casteels seinen Meister fand. In der Folge bemühte sich der VfL zuvorderst, den eigenen Strafraum zu verbarrikadieren. Das führte dazu, dass die beiden Mannschaften sich in etwa so koordiniert bewegten wie Passagierschwärme auf überfüllten Bahnsteigen, wenn die Deutsche Bahn auf den letzten Drücker die Wagenreihung ändert. Alle wussten irgendwie, wo sie hinwollten, nur halt nicht so genau.

Nach der Pause wird die Frequenz der Torszenen erhöht

Wobei die Unioner eindeutig einen klareren Plan verfolgten, wenn sie den Ball hatten. Die Wolfsburger kamen in der ersten Hälfte zu einem einzigen Abschluss: Josip Brekalo verzog nach einer überraschend feinen Hacken-Ablage von Mattias Svanberg (32. Minute). Unions gefährlichste Gelegenheit bestand wenig drauf in einem Kopfball von Baumgartl. Alles in allem führte es dazu, dass sich der Gedanke an Max Kruse noch stärker aufdrängte als eh. Die Alte Försterei war der letzte Ort, an dem sich der Fußballer Kruse wohlgefühlt hat, bis Anfang 2022 spielte er für Union. In Wolfsburg wurde er kürzlich hingegen vom Trainer Niko Kovac ausgebootet, weil der VfL Spieler haben möchte, die "vor allem gegen den Ball arbeiten", wie Sportdirektor Marcel Schäfer bei DAZN zu Protokoll gab.

Nach der Pause wurde die Frequenz der Torszenen erhöht. Union gelang es neuerlich, nach weniger als 60 Sekunden ein Fast-Tor zu erzielen. Diesmal legte Stürmer Jordan Siebatcheu aus 14 Metern den Ball am Tor vorbei (46.). Nach einer Antwort von Maximilian Arnold, der aus 17 Metern knapp scheiterte, schlug Union zu: Nach einem Flankenlauf von Sheraldo Becker verwandelte Siebatcheu per feinem Flugkopfball zur Führung (54.). "Ich fand es beeindruckend, wie die Mannschaft geliefert hat. Es war für mich eine sehr reife Leistung", sagte Union-Coach Urs Fischer.

Es schlug danach die Stunde der Trainer: Wolfsburgs Niko Kovac versuchte, seinem Team Fußball beizumengen, er brachte Omar Marmoush. Der VfL Wolfsburg entdeckte, dass es auch den Vorwärtsgang gibt, doch alles in allem blieb der VfL ein Team im Nebel. "Wir haben nach vorne echt wenig gemacht", haderte Arnold: "Wir wissen, in welcher Situation wir uns befinden. Es tut weh, aber wir müssen uns in der Länderspielpause sammeln." Union verlegte sich aufs Umschaltspiel und sorgte durch Sheraldo Becker für das 2:0 (78.), das die Tabellenführung in Köpenick beließ. Wolfsburg hingegen bleibt Vorletzter - und in der Kruse-Krise verhaftet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Verletzung von Marco Reus
:"Ich werde niemals aufgeben"

Marco Reus knickt beim Revierderby-Sieg gegen Schalke um - doch die WM gerät für den Dortmunder offenbar nicht in Gefahr. Der BVB geht von einer nur kurzen Pause aus.

Von Freddie Röckenhaus

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: