Berlin:Neue Fußball-Hauptstadt: Groß genug für zwei Bundesligisten

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Berlin (dpa/bb) - Wenn es nach Berlinern geht, die mit Aufsteiger 1. FC Union und Hertha BSC halten, darf sich die Hauptstadt auf mehr als nur zwei Stadtderbys in der Fußball-Bundesliga freuen. Karsten Heine, der beide Clubs trainierte, und Benjamin Köhler, der für beide Vereine spielte, sind sich ebenso einig wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller, dass die stadtinternen Duelle "super für Berlin" sind. Durch die Entfernung der beiden Vereine innerhalb der Stadt sei genügend Platz für zwei Erstligisten.

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Berlin (dpa/bb) - Wenn es nach Berlinern geht, die mit Aufsteiger 1. FC Union und Hertha BSC halten, darf sich die Hauptstadt auf mehr als nur zwei Stadtderbys in der Fußball-Bundesliga freuen. Karsten Heine, der beide Clubs trainierte, und Benjamin Köhler, der für beide Vereine spielte, sind sich ebenso einig wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller, dass die stadtinternen Duelle „super für Berlin“ sind. Durch die Entfernung der beiden Vereine innerhalb der Stadt sei genügend Platz für zwei Erstligisten.

Hertha und Union werden in der im August beginnenden Saison die ersten Berliner Erstliga-Stadtderbys seit 42 Jahren austragen, als Ende der 1970er Jahre Tennis Borussia neben Hertha in der Bundesliga spielte. In den vergangenen zehn Jahren trafen Hertha und Union in der 2. Bundesliga vier Mal aufeinander - mit ausgeglichener Bilanz bei je einem Sieg und zwei Unentschieden. Das erste Spiel vor mehr als 50 000 Zuschauern im Olympiastadion gab es aber bereits im Januar 1990 - mit Heine als Union-Trainer. „Wir haben alle gemeinsam gehofft, dass beide Vereine mal in der ersten Liga aufeinander treffen“, erinnerte sich Heine an dieses Duell. Dass es dann gerade für Union so ein „beschwerlicher Weg“ werden würde, war damals aber nicht abzusehen. „Gutes dauert eben seine Zeit“, sagte er.

Heine sieht Union nun aber gut gerüstet, das erste Jahr im Oberhaus erfolgreich zu überstehen. „Union wird das mit der für den Club eigenen Art schaffen. Gerade im Stadion An der Alten Försterei mit den tollen Fans wird es für keine Mannschaft einfach“, sagte der 64 Jahre alte Trainer der Deutschen Presse-Agentur. Auch Köhler ist optimistisch: „Mit der Euphorie werden sie es packen.“ Beide betonen, der Verein werde nach teilweise chaotischen Jahren nach der Wende mittlerweile unter Dirk Zingler als Präsident gut und klug geführt.

Und sie würden sich freuen, wenn Erstliga-Stadtderbys in der Hauptstadt ein Dauerzustand werden. „Es ist doch eher bemerkenswert, dass es das bislang nicht gab“, sagte Köhler, „ich kenne kaum eine andere Hauptstadt, die nicht mindestens zwei Erstligisten hat“. In der Tat hat in den großen europäischen Ligen lediglich Paris nur einen Erstligisten - der dafür fünf der letzten sechs Meisterschaften gewann. In Rom sind es zwei Clubs, in Madrid nach dem Abstieg von Vallecano noch vier, in London und Istanbul sogar jeweils fünf.

Nun wird es also auch in Berlin wieder richtige Derbys geben. „Der große Gewinner ist unsere fantastische Hauptstadt“, twitterte Hertha-Manager Michael Preetz nach dem Union-Aufstieg. Der Club freut sich auf ein mindestens einmal mehr als sonst ausverkauftes Olympiastadion. Auch der Sportsoziologe Thomas Alkemeyer betonte: „Fußballerisch ist das ein riesengroßer Gewinn. Es wird große stadtinterne Duelle geben, emotional hoch aufgeladen, da beide Vereine ja auch ganz unterschiedliche Einstellungen, Haltungen und Milieus repräsentieren.“ Das zeigte sich gleich in der Diskussion um einen möglichen Austragungstermin am 9. November - dem 30. Jahrestag des Mauerfalls - den Hertha ins Spiel brachte und Union ablehnte.

Von solchen Diskussionen abgesehen, empfinden Heine und Köhler keine große Konkurrenz, „eher eine normale, notwendige Rivalität“, wie es Heine nannte. So wechselt Julius Kade im Sommer ohne Nebengeräusche von Hertha zu Union und auch Heine und Köhler waren bei beiden Vereinen stets gleichermaßen akzeptiert. Der gebürtige Westberliner Köhler fühlt sich wegen seiner persönlichen Geschichte mit dem Ostclub Union besonders verbunden, der ihn bei seiner Krebserkrankung im Jahr 2015 enorm unterstützte. Der Ostberliner Heine schwelgt dagegen in Erinnerungen an seine Zeit beim Westclub Hertha, vor allem an die vielen namhaften Spieler und Trainer, die er dort erlebte.

1990 habe er pure Freude und großes gegenseitiges Interesse füreinander gespürt, „das ist sicher etwas abgekühlt, aber beide Vereine haben ihre Fans, die Stadt ist groß genug und noch ein Profi-Club würde Berlin auch gut tun“.

Heine selbst weiß noch nicht, ob er die beiden Stadtderbys überhaupt im Stadion sehen wird. Das liegt an seinem neuen Job beim Regionalligisten VSG Altglienicke, der wie Union im Südosten der Hauptstadt zu Hause ist. Dort trainiert Heine viele Spieler, die er aus seiner Zeit bei Union und Hertha kennt. „Die meisten denken zuerst an Torsten Mattuschka, Christopher Quiring oder Björn Brunnemann, aber am Ende spielen hier mehr ehemalige Herthaner“, sagte Heine. Auch so schließt sich für ihn, der auf mehr als 15 Jahre als Spieler und Trainer bei Union sowie knapp 15 Jahre bei Hertha kommt, ein Kreis.

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