Unter Kindern gilt als ultimative Strafe, jemanden nicht zum Geburtstag einzuladen. Wer durch schwerwiegende Vergehen wie Geheimnisverrat (petzen) oder Treulosigkeit (neue Freunde) in Ungnade fällt, wird demonstrativ von Topfschlagen, Stopptanz und Kuchenexzess ausgeschlossen. Das ist keine Lappalie. Das kann sich zum Trauma auswachsen.
Die Grundschulzeit des Fürther Fußballtrainers Alexander Zorniger ist ein halbes Jahrhundert her, und es wäre womöglich gegendarstellungswürdig zu behaupten, der Schwabe habe in seiner Kindheit ultimative Sanktionen erlitten. Beim Zweitliga-Gastspiel in Berlin zeigte Zorniger nun dem Schiedsrichter Tobias Stieler zwei Mal einen erhobenen Daumen, was ihm als Provokation ausgelegt und wofür er per gelb-roter Karte vom Spielfeldrand verbannt wurde. Nach dem Spiel sagte Zorniger kaltlächelnd über Stieler: "Ich werde demnächst 56 - und er wird nicht eingeladen."
Ein derartiger Affront könnte den DFB-Kontrollausschuss alarmieren, denn die Menschen dort waren auch alle mal Kinder. Beleidigungen, Trunkenheitsvorwürfe oder Bestechungs-Unterstellungen gegen Schiedsrichter sind die eine Sache - aber einen ehrenwerten Unparteiischen nicht zum Geburtstag einzuladen, überschreitet eine Grenze. Schon hört man die Schiedsrichter wieder lamentieren: Wir sind doch nicht die Mülleimer der Nation!
Ganz Fußball-Deutschland blickt deshalb jetzt gespannt nach Leipzig. Dort hat der RB-Trainer Marco Rose am Freitag übelst auf Schiedsrichter Frank Willenborg eingeschimpft. Es naht eine dramatische Entscheidung für das künftige Verhältnis zwischen Trainern und Schiedsrichtern: Rose wird am 11. September 47 Jahre alt. Wer darf kommen?