Noah Weißhaupt:Eine typische Freiburger Biotop-Geschichte

Lesezeit: 3 min

Noah Weißhaupt erzielte das 2:3 gegen Gladbach und holte den Elfmeter zum 3:3 raus. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Im wilden 3:3 gegen Gladbach rettet Noah Weißhaupt den Freiburgern einen Punkt. Er ist eines von vielen Talenten, die bislang verhindern, dass den Sportclub das Union-Berlin-Schicksal ereilt.

Von Christoph Leischwitz

Nach dem aufregenden 3:3 inmitten eines regnerischen Sturmtiefs stellte sich der 22-jährige Noah Weißhaupt die angenehmere Frage: Wie feiere ich mein erstes Tor bei den Profis? Weißhaupt hatte ja nicht nur den Elfmeter zum 3:3 in der Nachspielzeit gegen Borussia Mönchengladbach herausgeholt, er hatte auch den 2:3-Anschlusstreffer erzielt (70.), elf Minuten nach seiner Einwechslung.

Und so kündigte Weißhaupt erstens an, dass er sein Trikot behalten werde, obwohl es in Freiburg sehr viele gibt, die es am Samstagnachmittag gerne zugeworfen bekommen hätten. Und zweitens, dass er "mit Luci zu McDonalds gehen" werde. "Luci" ist Angreifer Lucas Höler, er hatte die Vorlage zum Tor gegeben. Was Trainer Christian Streich von den Fastfood-Plänen hält, ist nicht überliefert, aber man kann es sich denken.

Freiburg hatte unter der Woche im DFB-Pokal beim SC Paderborn 1:3 verloren, und auch diesmal bemängelte Streich die Defensivarbeit, zumindest in Halbzeit eins, als die Gäste innerhalb von 14 Minuten von 0:1 auf 3:1 stellten. "Das erste Tor ist das schlimmste", fand der Trainer, man habe eine bekannte Freistoßvariante verschlafen (25.). Als dann auch noch Alassane Plea nach einem sehenswerten Sololauf traf (29.) und Julian Weigl nach einem verschossenen Elfmeter noch einmal schießen durfte und verwandelte (39.), befand sich Streich in einem "falschen Film". Die Mannschaft, merkte er später an, solle bitte nicht zu glauben, dass sie gewinnen kann, wenn sie jedes Mal drei Gegentore fängt.

SZ PlusBundesliga
:Dortmund macht es den Bayern leicht

Das 4:0 der Münchner beim großen Rivalen verkommt zum einseitigen Duell. Die Bayern überfordern den BVB mit ihrem Überfallfußball - und zeigen, dass sie am Pokalaus in Saarbrücken keinen seelischen Schaden genommen haben.

Von Philipp Selldorf

Nach dem für Freiburg mäßigen Saisonstart ist jetzt Weißhaupt plötzlich ein Lichtblick. Ob er den Erwartungen dauerhaft gerecht werden kann, ist natürlich noch offen, aber erst einmal ist es eine typische Freiburger Biotop-Geschichte mit diesem Talent, das bislang selten auffiel, aber schon seine Momente hatte. Der Junge im linken Mittelfeld ist der Sohn von Marco Weißhaupt, der Ende der 1990er Jahre für Freiburg spielte; mit 16 Toren in der Zweitligasaison 1997/98 zudem zum Aufstieg beitrug. Der Sohnemann kickte als Kind unter anderem beim SV Kappel, wo schon Charly Schulz groß wurde, einen, für den das Branchenvokabular die Anrede "Legende" vorsieht. Noah Weißhaupt war also schon vor seinem Debüttreffer einer, den in Freiburg fast alle kannten. "Ich freue mich extrem für ihn, dass er so unmittelbar beteiligt war", sagte Streich, nachdem Weißhaupt mitgeholfen hatte, noch einen Punkt zu retten.

Gut möglich, dass das nun der Durchbruch war, zumal Leistungsträger wie Christian Günther dem Sportclub gerade fehlen oder wie Vincenzo Grifo gerade nicht ganz an die Erwartungen herankommen. Auch Weißhaupts Durchbruch hatte auf sich warten lassen, weil er in den vergangenen Jahren oft verletzt war, in der zweiten Mannschaft in Liga drei lediglich auf zwölf Einsätze kam. Einen Teil der diesjährigen Saisonvorbereitung verpasste er, weil ihm das Trommelfell geplatzt war. "Diese Präsenz in der Box" habe ihn diesmal ausgezeichnet, sagte Streich. Im Grunde ist Weißhaupt nur eine Option für den Strafraum, aber eben eine sehr gute. "Auch sein Kopfballspiel! Er ist nicht groß, aber er hat eine richtig gute Sprungkraft", sagte der Trainer. Und verlangte, dass Weißhaupt diese Kompetenzen künftig noch häufiger einbringt.

Neben Weißhaupt gibt es auch noch die jungen Spieler Makengo und Röhl

Freiburg mag sich schwertun, das hohe Niveau der Vorsaison zu halten. Doch es gelingt ihnen bislang immerhin, das zu verhindern, was gerade Union Berlin widerfährt. Das liegt auch daran, dass nun Talente, noch dazu mit Lokalkolorit, nicht mehr unbedingt verkauft werden müssen, solange man international vertreten ist. Oder dass man Talente verpflichten kann wie den Linksverteidiger Jordy Makengo, 22, der zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. Der Franzose gab am Samstag nach einem Jochbeinbruch im Trainingslager sein Debüt für den SC. Er brachte Tempo ins Spiel und sorgte mit seinen kompromisslosen Zweikämpfen dafür, dass Borussias Konterspiel nicht zur Entfaltung kam. Und dann ist da auch noch Zugang Merlin Röhl, 21, der zumindest in den Anfangsminuten auffällig spielte.

Es gibt in Freiburg also einige junge Spieler, die man im Blick haben sollte. Auch wenn es sie nicht nur in den Strafraum drängt, sondern ab und zu auch ins Schnellrestaurant.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Union Berlin verliert erneut
:"Er hat den Job, er behält den Job"

Gegen Frankfurt kassiert der 1. FC Union Berlin ein 0:3 und damit die zwölfte Niederlage nacheinander. Gleichwohl wird Trainer Urs Fischer im Amt bestätigt - und vom Anhang in beispielloser Weise gefeiert.

Von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: