Frankreichs Franck Ribéry:Abrackern und ausscheiden

Lesezeit: 2 min

Gegen Spanien macht Franck Ribéry sein stärkstes Spiel bei dieser EM, spielt eine Klasse besser als der Rest der französischen Mannschaft. Einen internationalen Titel hat er auch dieses Mal verpasst, trotzdem könnte das Turnier ein Gewinn für ihn sein: Frankreich hat sich endlich mit ihm versöhnt.

Saskia Aleythe

Die französische Hymne schallte gerade durch das Stadion von Donezk, als Franck Ribéry angestrengt mit dem Kopf zur Musik nickte und versuchte, sich ein Thomas-Müller-Zwinkern abzuringen. Was bei seinem Vereinskollegen so lausbübisch locker rüberkommt, wirkt bei dem Franzosen gequält. Aber das ist die Botschaft, die von dem 29-Jährien bei dieser EM ausging: Ich strenge mich für Frankreich an.

Mittelfeldspieler Franck Ribéry: abgerackert und doch ausgeschieden.  (Foto: AFP)

Für den Mittelfeldspieler sollte das Turnier vor allem ein Versuch der Versöhnung werden: mit den Fans und ganz Frankreich, mit sich selbst und manchmal auch mit der eigenen Mannschaft.

Als in der 17. Minute im Viertelfinale gegen Spanien wieder Pfiffe französischer Anhänger über den Platz schossen, war das für Ribéry ein vertrauter Klang. Doch wie das mit Demütigungen so ist, verlieren sie mit Quantität in der Regel nicht an Wirkung. Ausgepfiffen wurde er in seiner Zeit als Fußballprofi schon oft. Die größte Kritik war über ihn bei der WM 2010 in Südafrika hereingebrochen, als er einer der Rädelsführer des Spielerstreiks gegen den damaligen Trainer Raymond Domenech gewesen war.

Auch bei diesem Turnier gab es Zoff in der französischen Kabine, es wurde geschrien und geflucht nach dem peinlichen 0:2 im dritten Vorrunden-Spiel gegen Schweden. Doch statt den temperamentvollen Raufbolden zu spielen, gab Ribéry den Schlichter.

Im Viertelfinale gegen Spanien war sein Trikot schon nach einer halben Stunde kaputt, aufgerissen bis unter den rechten Arm. Ribéry schuftete für sein Team nach vorne und nach hinten, zeigte sich engagiert und laufstark. Die Équipe Tricolore spielte ansonsten aber wie in der Vorrunde dieser EM: eher enttäuschend denn begeisternd. An Ribéry lag das jedoch nicht.

Probleme mit dem Trikot

Ribéry mit dem Kopf, Ribéry mit dem Fuß, Ribéry mit dem Körper - in der zweiten Halbzeit gegen Spanien gab er mit jedem Körperteil alles, was er konnte, doch wie so oft bei diesem Turnier verwandelten seine Anspielstationen die Pässe nicht in Tore. Und auch die Auswechselung des zerstörten Triktos verlief wenig mannschaftsdienlich: Er bekam ein zugeknöpftes T-Shirt in die Hand gedrückt, versuchte mehrmals, seinen Kopf durchzuzwängen und entschied sich dann doch, den Kragen mit der Hand zu öffnen.

International will es für Ribéry nicht mit einem Titel klappen, weder im Verein noch in der Nationalmannschaft. Allzu gerne hätte der Franzose dieses Viertelfinale zu einem Revival des Achtelfinals bei der WM 2006 gemacht. Damals war Ribéry ein 23-Jähriger, der nach einem 1:0-Rückstand gegen die Spanier Iker Casillas elegant überwand und den Ausgleich schoss, auf den noch zwei weitere französische Tore folgen sollten.

Es war ein Franck Ribéry, der erst einen Monat zuvor sein Länderspieldebüt für die Franzosen gegeben hatte. Und von den Fans und ganz Frankreich als neue Hoffnung gefeiert wurde. Dieses Spiel ist nun ein schöne Erinnerung. Mehr nicht.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kuriositäten der EM-Vorrunde
:Schollismus, kurze Hosen und gemobbte Griechen

TV-Experten kreieren neue Trends zur Spielermotivation, Spielerfreundin Lena Gercke trägt noch kürzere Hosen als Nicklas Bendtner, der Grieche Giorgos Karagounis wird vom Schiedsrichter gemobbt. Und der VfL Wolfsburg? Entscheidet die Europameisterschaft.

Kuriositäten der EM-Vorrunde

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: