Formel 1 mit Michael Schumacher:Altes Auto, neuer Lack

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Mit viel Brimborium hat das Formel-1-Team Mercedes seine Mannschaft für die kommende Saison präsentiert. Das Wichtigste fehlte jedoch: das Auto.

Jürgen Schmieder

Gut sahen sie aus, die beiden Rennfahrer von Mercedes in der kommenden Saison, als sie aus dem Auto stiegen. Michael Schumacher und Nico Rosberg trugen elegante Anzüge und noch elegantere Schals, freundlich lächelten sie jedem Fotografen zu. Daimler-Chef Dieter Zetsche präsentierte die beiden als die "deutsche Nationalmannschaft des Motorsports" vor und stellte zu Beginn gleich einmal klar, dass diese Veranstaltung die "begehrteste Pressekonferenz, die jemals im Mercedes-Museum stattgefunden hat." Es ging um die Vorstellung der Mannschaft für die Formel-1-Saison 2010.

Michael Schumacher und Nico Rosberg bei der Team-Präsentation. (Foto: Foto: Getty)

Die Präsentation eines Formel-1-Wagens für die kommende Saison, das war in vergangenen Jahren einer der Höhepunkte für die Fans des Motorsports. Welche aerodynamischen Veränderungen am Wagen gibt es? Was haben sich die Ingenieure der Teams einfallen lassen, um auf Regeländerungen zu reagieren und die Boliden noch schneller werden zu lassen? Und welchen Superlativ lassen sich die italiensichen Gazetten für die neue Version des Ferrari einfallen?

Die Designer und Aerodynamik-Experten der Formel 1 standen in der Rennpause vor einer interessanten Herausforderung. In der kommenden Saison ist es den Teams untersagt, während eines Grand Prix nachzutanken - weshalb die Tanks in den Boliden größer sein werden als in den vergangenen Jahren. Zudem werden die Wagen aufgrund des Gewichts der Spritmenge zu Beginn eines Rennen deutlich schwerer sein als am Ende, auch darauf müssen die Ingenieure reagieren.

Nun hat das Team Mercedes in Stuttgart seine Mannschaft für die Saison 2010 präsentiert, das Brimborium hätte kaum größer sein können. Drei deutsche TV-Sender berichteten live, 250 Journalisten kamen ins Mercedes-Museum, mit viel Pathos sprach Zetsche von der "Formel grün", rechtfertigte die Millionen-Investitionen in die Formel 1 als Imagepflege und stellte klar, dass Mercedes künftig mit einem Bruchteil des Budgets der vergangenen Jahre auskommen werde.

Zu sehen war indes kaum etwas. Es wurde zwar ein Auto auf die Bühne geschoben - jedoch nicht der Bolide, mit dem Michael Schumacher und Nico Rosberg an den Start gehen werden. Zu bestaunen war der 2009-Flitzer mit der künftigen Lackierung, die man getrost als hellsilber bezeichnen kann. Altes Auto, neuer Lack.

"Wir werden das neue Auto am nächsten Sonntag fertig haben und dann direkt zum Test gehen", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Teamchef Ross Brawn ergänzte: "Es klingt komisch, aber wir brauchen jede Stunde." Es bleibt die Frage, warum Mercedes diesen 25. Januar für seine Präsentation gewählt hatte und nicht wie andere Teams den neuen Wagen dann zu präsentieren, wenn er präsentabel ist.

Im Video: In Stuttgart ist am Montag das neue Silberpfeil-Werksteam um Micheal Schumacher vorgestellt worden. Weitere Videos finden Sie hier

Das Formel-1-Team Mercedes beweist gerade, mit welchen Mitteln einer Krise entgegengesteuert werden kann. Den rückläufigen Einschaltquoten setzen die Verantwortlichen das Zugpferd des Motorsports entgegen, den siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher. Das Comeback wurde zur Heimkehr stilisiert, weil Schumacher einst beim Mercedes-Junior-Team unter Vertrag stand. "Er kehrt zu seiner alten Liebe zurück", sagte Zetsche.

Nun wurde in Stuttgart eine neue Lackierung präsentiert, die für den Ausgang von Rennen ebenso bedeutungslos ist wie die Temperatur in den VIP-Räumen an der Rennstrecke. Beide Fahrer - inzwischen im Rennanzug - durften bei der Präsentation einen kurzen Satz sagen, wie glücklich sie sind, nun für Mercedes zu fahren. Schumacher sagte etwa: "Der Silberpfeil des Jahrgangs 2010 glänzt in Silber, kombiniert mit einem flow in changierenden Silbertönen." Dann stellten sie sich hinter das alte Auto mit der neuen Lackierung und wurden fotografiert. Danach gingen sie von der Bühne. Die Präsentation war vorbei.

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